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Lauf Frank Schauer möchte nach Japan

Obwohl Frank Schauer mittlerweile auf dem halben Erdball unterwegs ist, verschlägt es ihn immer wieder in die Heimat.

Von Thomas Koepke 23.08.2019, 05:00

Tangermünde l Der Langstreckenläufer aus Kalbe/Milde, der mittlerweile für den Tangermünder Elbdeichmarathon Verein startet, bereitet sich derzeit auf ein weiteres Highlight seiner Kariere vor - und seine Ziele sind ambitioniert. Es ist noch Zeit bis zum Start des mittlerweile sechsten Lichterlaufes in Tangermünde. Frank Schauer nimmt sich Zeit für das Umfeld. Ein Pläuschchen hier, eins da, ehe er sich seinen sehr leger sitzenden Trainingsanzug überstreift und sich warmläuft.

Verfolgt wird Schauer an diesem Abend immer wieder von der TV-Kamera des mdr-Fernsehens. Ganz für sich, scheinbar vollkommen fokussiert und in sich gekehrt, läuft der Altmärker auf und ab. Es geht über Kopfsteinpflaster. Ein Untergrund, den Schauer eigentlich überhaupt nicht mag. Leicht bergan, leicht bergab - die Kamera immer im Blick.

Schauer selbst wirkt sehr ruhig und bescheiden, meidet scheinbar die große Bühne. Dennoch mischt er sich unter die bunte Läuferschar am Sonnabend. Er hat für die 10 Kilometer gemeldet. Für ihn ist diese Strecke natürlich ein Klacks. Der Mildestädter nutzt diesen Lauf vielmehr dazu, um eine mit Kilometern vollgepackte Trainingswoche abzuschließen. Es waren übrigens weit mehr als 200.

„Ich werde bei diesem Trainingswettkampf in Tangermünde mein Bestes geben und schauen, was am Ende dabei herauskommt“, so der Kalbenser vor dem Lauf. Natürlich hat auch er einen Blick auf die Starterliste geworfen und schnell erkannt, dass der Sieg wohl nur an ihn gehen kann.

Schauer selbst ist erst vor kurzem in die Vorbereitung für den Frankfurt-Marathon im Oktober eingestiegen. Dort hat er Großes vor. Wenn alles optimal läuft, will er die Norm für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio knacken. Die liegt allerdings, vom IAAF im März in Doha festgelegt, bei 2:11:30 Stunden, ziemlich exakt fünf Minuten unter der bisherigen Bestzeit Schauers aus dem Jahr 2017. Aufgestellt hat er die auch in Frankfurt, was den 30-Jährigen durchaus hoffen lässt.

Auch Vater und natürlich Förderer Raymund steht in Tangermünde an der Startlinie, allerdings nur als Betreuer, Helfer, Fan und in zivil. Auch er ist stolz auf seinen Sohn und hofft auf das Erreichen des großen Ziels. „Jetzt geht es für Frank erstmal für einige Wochen nach Südafrika und von dort aus direkt zum Rennen nach Frankfurt. Vielleicht ist diese Taktik und Vorbereitung diesmal genau das Richtige“, so Vater Schauer.

Und der musste am Sonnabendabend auch gar nicht so lange im Ziel auf seinen Sohn warten. Nach nur 32:26 Minuten überquerte Frank die Zielmatte und hatte am Ende sogar eine Runde Vorsprung auf den Zweitplatzierten - Trainingspartner Markus Kostelack.

Und ganz so ungefährlich war der Lauf gar nicht, denn Schauer ging gemeinsam mit weiteren 180 Läuferinnen und Läufern auf die Runden. „Ich bin das so gewöhnt, dass bei diesem Lauf viele Leute auf der Strecke sind. Da muss man schon ein bisschen aufpassen. Aber es war schon okay so“, so Schauer. Auch mit seiner Zeit konnte er gut leben. „Ich bin super zufrieden, dass es nach dieser harten Trainingswoche schon so gut lief. Auch die Geschwindigkeiten sind schon ganz ordentlich“, so der Altmärker.

Doch wie bereits beschrieben, geht Schauers Blick in eine andere Richtung. Er möchte im Marathon erfolgreich sein. In seinen Jugendjahren kristallisierte sich bereits heraus, dass es bei ihm wohl eher in Richtung Langstrecke hinauslaufen wird. Und so kam es, dass er schon vor zehn Jahren seinen ersten Marathonversuch starte, der leider nicht erfolgreich endete. Doch an ein Aufgeben dachte Schauer nicht.

Nach einem Jahr mit einer schwierigen Verletzung, konnte Schauer im Mai 2011 seinen ersten Marathon bei warmen 28 Grad Celsius Außentemperatur in Hamburg in 2:32 Stunden finishen. „Im Jahr 2013 konnte ich dann meinen bis dato größten Erfolg feiern. Mit einer Bestzeit von 2:26:21 Stunden reiste ich zu den Deutschen Meisterschaften im Marathon in München an. Bei perfekten Bedingungen passierte ich mit der Spitzengruppe den Halbmarathon bei 70:50 Minuten. Ich konnte mich bei Kilometer 25 von dieser Gruppe lösen und gewann das Rennen in neuer Bestzeit und den Deutschen Meistertitel in 2:18:54 Stunden“, erinnert sich der Athlet.

Diese Zeit sollte dann auch bis zum Jahr 2017 seine Bestzeit bleiben. Bei den Deutschen Meisterschaften in Frankfurt im Oktober 2017 konnte er diese nach ein paar schwierigen Jahren endlich auf 2:16:30 Stunden verbessern und damit den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften belegen. Im Frühjahr 2018 ließ er bei eher schlechten und ungünstigen Witterungebedingungen eine 2:16:55 Stunden folgen.

„Der Fokus liegt nun aber auf dem Herbst- und Frühjahrsmarathon. Dort werde ich mein Bestes geben, um die Chance zu ergreifen, mich für die Olympischen Spiele 2020 zu qualifizieren“, hat Schauer sein Ziel fest im Blick.

Dieser Weg wäre ohne die bedingungslose Unterstützung seines Trainers Jürgen Eberding, mit dem er nun schon seit 2004 zusammenarbeitet, so nicht möglich gewesen, und dafür ist Schauer sehr dankbar. „Mein Trainer war selbst Marathonläufer mit einer Bestzeit von 2:12:13 Stunden. Er nahm an Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und auch Olympischen Spielen teil. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit zwischen mir und meinem Trainer bis zur Beendigung meiner sportlichen Laufbahn auch so weiter geht“, blickt der Altmärker in die Zukunft.

Zudem möchte sich Schauer in diesem Rahmen auch bei allen Trainingsgruppenmitgliedern der Trainingsgruppe Eberding bedanken, die ihn auf seinem bisherigen sportlichen Wegen begleitet haben beziehungsweise noch begleiten werden.

Und während Schauer schon längst wieder in seinen schlapprigen Trainingsanzug geschlüpft und der Puls locker auf unter 50 Schläge die Minute gefallen ist, drehen manch andere Läufer/innen immer noch ihre Runden in Tangermünde und träumen indes von ihren ganz persönlichen Laufzielen.