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Motocross WM-Teilnehmer Koch besucht Rehberg

Auf dem Motorrad ist jeder Fahrer auf sich gestellt und die 150 Zentimeter-Abstand zur Konkurrenz werden eingehalten.

Von Stefan Rühling 19.06.2020, 06:00

Bismark l Man könnte meinen, Motorcross könnte auch zu Corona-Zeiten gefahren werden. Dem ist nicht so. Profi Tom Koch nutzte dies zu einer Stippvisite nach Bismark.

Ähnlich wie der sonstige Sportbetrieb auch, kam die Saison der Motocrosser im März, also nach gerade einmal wenigen Rennen, zum Erliegen.

Den Männern und Frauen auf ihren Cross-Maschinen bleibt nur das Training. Einer der aktuell erfolgreichsten, deutschen Motocrosser ist Tom Koch. Der Thüringer ist einer von nur zwei deutschen Startern bei den Weltmeisterschaften.

Angefangen hat Koch bereits im Alter von sechs Jahren, mit dem Motorrad über die Cross-Strecke zu heizen. Dabei war es damals noch ein Hobby, welches er eher unregelmäßig verfolgt hat. „Ich bin vielleicht einmal pro Monat gefahren“, verrät der 22-Jährige abseits der Bismarker Motocross-Strecke zwischen zwei Trainingsfahrten. So richtig aktiv wurde er erst im Jahr 2011 und startet dort erstmals bei den Landesmeisterschaften. Fortan hat er sich kontinuierlich gesteigert. Über die Deutsche Meisterschaft schaffte er es bis zur Weltmeisterschaft, wo er 2019 auch erste Punkte sammeln konnte.

Bereits im Jahr zuvor, der Saison 2018, sammelte Koch erste Erfahrungen im Vergleich zu den besten Motorcrossern der Welt. In der MX 2 Klasse, das ist die zweite Liga für Fahrer bis zum Alter von 23 Jahren, startete er erstmals bei Weltmeisterschaften, während er 2019 direkt in der Beletage an den Start ging. Damit rückte er ein Jahr früher auf, als die meisten anderen. Die Herausforderung war natürlich unweit höher. Dennoch schaffte es der gelernte Dachdecker, erste brauchbare Ergebnisse einzufahren. „Ich schaue von Rennen zu Rennen und wie ich mich verbessere“, so Koch, der das Motocrossfahren professionell betreibt. „Durch die vielen Reisen zu den Rennen – auch im Ausland – ist es gar nicht möglich, einer normalen Arbeit nachzugehen“, verrät der gelernte Dachdecker. „Mein Vater ist Dachdeckermeister, daher habe ich die Ausbildung im Handwerk gemacht und möchte eines Tages auch seinen Betrieb fortführen.“

Doch bis dahin konzentriert sich Koch auf seine Karriere im Motocross. Frisch aus der Winterpause gekommen, war er in dieser Saison auch bereits bei Weltmeisterschafts-Rennen in Großbritannien und den Niederlanden aktiv, bevor die Serie aufgrund der weltweiten Pandemie unterbrochen wurde. Mit den Einen WM-Punkt konnte er aber schon sammeln. Doch mit den Ergebnissen war er noch nicht ganz zufrieden. „Ich bin jemand, der sich zumeist über den Verlauf der Saison steigert“, so Koch, der 2020 auch bei den ADAC MX Masters, den internationalen Deutschen Meisterschaften, starten wollte.

Doch anstelle Rennen zu fahren, bleiben Koch und auch allen anderen Motocrossern nur Trainingseinheiten. Eine solche hat er kürzlich in Bismark, auf der Hausbahn von Leon Rehberg, verbracht. Mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde zeigte der Profi dem vier Jahre jüngeren Bismarker, wo der Hammer hängt. „Das ist eine kleine Strecke. Ich mag sie aufgrund ihres Sandes dennoch. Für Hobby-Crosser ist sie gut geeignet“, so Koch, der zumeist im Raum Köln trainiert. „Dort habe ich meinen Trainer und verschiedene Strecken zur Verfügung.“

Vor zwei Jahren haben sich Koch und Leon Rehberg kennengelernt und angefreundet. „Wir sind uns bei einem Rennen über den Weg gelaufen“, so der 18-jährige Bismarker, der als Kind noch Fußball unter Trainer Frank Motejat beim TuS Schwarz-Weiß Bismark gespielt hat. Doch eigentlich war schnell klar, dass er eher Motocrosser werden wollte. Im Alter von gerade einmal vier Jahren hat er das erste Mal auf der Maschine gesessen, seit 2012 fährt er auch Rennen in Deutschland. Seine beste Platzierung war im Jahr 2018 ein vierter Platz bei den ADAC MX Masters Junior-Cup 125.

Anders als für Koch ist das Motocrossen für Leon Rehberg noch ein Hobby – aber „ein kostspieliges“, wie Vater Dirk einwirft. „Ich möchte natürlich auch Profi werden, so wie Tom“, verrät der 18-Jährige. Ob er dies schafft, entscheidet sich in den nächsten zwei Jahren, vermutet sein Vater und damit auch größter Förderer.

Denn während der junge Fahrer zwischen den Trainingsfahrten Pause macht, ist Vater Dirk immer an der Maschine und tauscht auch mal eben ein verbogenes Zahnrad problemlos aus. „Er muss entweder besonders schnell sein und Ergebnisse liefern oder wird von einem Team angesprochen, für dieses zu fahren. Dann hätte er sein Ziel erreicht“, so Vater Dirk.

Abseits der Renn-Piste macht Leon Rehberg im Moment eine Ausbildung als Kinderpfleger und verfolgt das Ziel, anschließend Erzieher zu werden. Doch ein solches Training, wie das mit Tom Koch, kann ihn vielleicht schon wieder einen Schritt näher an den Traum bringen: „Natürlich kann man sich in jeder Einheit etwas abgucken und von den erfahreneren Fahrern wie Tom lernen“, so Rehberg.

Wann beide wieder für ein Rennen auf der Motocross-Strecke stehen, ist derzeit nicht abzusehen. Doch eines ist sicher: Wenn es wieder losgeht, werden Tom Koch und Leon Rehberg bereit sein, die nächsten Schritte auf der Karriere-Leiter zu gehen.