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Handball Nur für den Pokal bleibt ein Türchen offen

Das Hoffen und Bangen um eine Fortsetzung der Saison hat auch bei den Handballern seit letzter Woche ein Ende.

Von Ingolf Geßler 14.04.2020, 07:30

Halberstadt/Wernigerode l In einer Sondersitzung hat das Präsidium des Handballverbandes Sachsen-Anhalt beschlossen, die Punktspielserie 2019/20 zu beenden und nach dem norwegischen Modell (durschnittliche Punkte pro Spiel) zu werten.

„Das vorzeitige Saisonende war weniger überraschend. Die Gesundheit hat oberste Priorität und dem muss sich der Sport unterordnen. Schwieriger war für die Verantwortlichen die Festlegung der Spielwertungen“, hielt Denis Schmid, Trainer des Sachsen-Anhalt-Ligisten HT 1861 Halberstadt, die Entscheidung des HVSA-Päsidiums für alternativlos.

Den Aufsteiger tendiert die Form der Saisonwertung eher weniger, die höchstklassige Mannschaft des Harzkreises beendete die Serie so oder so auf einem überzeugenden achten Tabellenplatz. Der Abstieg war kein Thema, mit Blick nach oben war bei nur drei Punkten Rückstand sogar noch ein Medaillenrang in Sichtweite.

„Mit 19:17-Punkten nach 18 Spielen haben wir als Aufsteiger eine starke Saison gespielt und haben mit Auf- und Abstieg nichts zu tun. Ich bin mit den gezeigten Leistungen insgesamt sehr zufrieden, gerade die Heimsiege gegen die SG Kühnau und den BSV 93 Magdeburg haben das Potential der Mannschaft gezeigt“, blickte Denis Schmid auf das Spieljahr zurück. „Eine große Herausforderung ist nun die Planung der nächsten Saison. Wir müssen die nächsten Tage abwarten, welche politischen Entscheidungen getroffen werden. Es ist aktuell noch nicht abschätzbar, ab wann Vereinssport, gegebenenfalls mit Auflagen, wieder erlaubt sein wird. Wir hören von vielen Vereinsmitgliedern, dass ihnen das Training, der sportliche Wettkampf und vor allem das soziale Miteinander fehlt. Das zeigt den enormen Stellenwert von Sportvereinen für unsere Gesellschaft. Als Verein planen wir in den Sommermonaten einen Familiensporttag, um das Vereinsleben wieder zu reaktivieren“, so der Trainer des Männerteams, der gleichzeitig als Vereinschef die Geschicke des HT 1861 Halberstadt leitet.

Auch für Jens Kaufmann, Coach des HV Wernigerode, kam das vorzeitige Saisonende erwartet. „Es war eigentlich schon fast zu erwarten, durch die Statements in der Presse und den sozialen Medien, dass die Saison vorzeitig beendet wird. Für uns ist es schon schade, weil wir wieder auf dem richtigen Weg waren nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Landsberg“, so der HVW-Coach. Mit 24:14-Punkten beenden die Wernigeröder die Serie wie schon in der Saison zuvor als Tabellenvierter, auch hier wäre ein Medaillenrang möglich gewesen. Durch das norwegische Modell, bei dem die erzielten Punkte pro Spiel für die Platzierung ausschlaggebend sind, stehen die Harzer einen Rang besser da, als in der Tabelle zum Saisonabbruch. Insgesamt brachte diese Regelung in den höherklassigen Ligen nur wenige Änderungen, in vier Fällen tauschten Mannschaften ihre Tabellenplätze.

Das Fazit von Jens Kaufmann für die Saison fällt positiv aus: „Ansonsten hat die Mannschaft in der Saison wirklich gut gespielt, bis auf den Oktober, wo wir in Zerbst oder auch in Landsberg unglücklich verloren haben. Die Heimniederlage gegen Staßfurt war verdient, da sage ich auch als Trainer, dass wir nicht an unsere Leistungen aus den Trainingseinheiten anknüpfen konnten. Gerade zum Schluss waren wir mit den Siegen gegen die Spitzenreiter auf einem guten Weg, darunter auch gegen den HC Burgenland II, der nun das Aufstiegsrecht wahrnehmen kann. Diese beiden Spiele haben gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt, wo wir als Trainerteam sehr stolz drauf sind.“

Die Blicke richten sich auch bei den Wernigerödern bereits in die neue Saison, die nach Informationen des Handballverbandes Sachsen-Anhalt erst im Oktober 2020 beginnen soll. „In der Coronakrise haben die Jungs natürlich Trainingspläne bekommen, was jeder Zuhause machen soll und auch muss, damit wir, wenn wir wieder zusammen trainieren können, nicht wieder von vorn anfangen müssen. Dreimal Training und ein Spiel die Woche – das ist Leistungssport. Da ist es schwer, wieder diesen Punkt zu erreichen, wo man auch als Trainer sagt, die Jungs sind jetzt wieder soweit, dass es losgehen könnte“, hofft Trainer Jens Kaufmann so schnell wie möglich mit der Mannschaft trainieren zu können.

Planungssicherheit in sportlicher Sicht ist beim HV Wernigerode für den Neustart nach der Coronakrise gegeben. „Wir sind froh, dass alle beim Team bleiben, es gibt kein Abgang zu verzeichnen für die kommende Saison. Dazu schauen wir uns auf ein, zwei Positionen weiter um, um uns eventuell zu verstärken. Wir haben eine gute Truppe zusammen, und nächste Saison gilt es, Stand jetzt ab 1. Oktober, wieder anzugreifen“, so Jens Kaufmann.

Zu den Gewinnern der Situation – wenn man denn in der aktuellen Lage überhaupt von Gewinnern sprechen kann – zählt der Quedlinburger SV. Da es keine Absteiger gibt, dürfte das Tabellenschlusslicht auch in der neuen Saison weiter in der Verbandsliga auf Torejagd gehen.

Ein kleines Hintertürchen hat der Handballverband Sachsen-Anhalt für die Pokalwettbewerbe offen gelassen. In seinem Beschluss sind die „Pokalwettbewerbe auf allen Ebenen (HVSA, Spielbezirke, Kreise) bleiben bis zum 20. Mai 2020 ausgesetzt. Sollten bis zum 30. Juni noch Pokalspiele durchgeführt werden können, wird dies neu beraten und bei Bedarf beschlossen.“

Im HVSA-Pokal ist davon keine Mannschaft aus dem Harzkreis betroffen. Im Harz-Börde-Pokal hatten die SpG Thale/Westerhausen und der HT 1861 Halberstadt II bei den Männern das Final Four erreicht, bei den Frauen hätten der HV Ilsenburg gegen HT 1861 Halberstadt im Harzderby um einen noch zu vergebenden Platz in der Finalrunde gespielt. Daran, dass diese Partien tatsächlich noch zur Austragung kommen, glauben aber sicher die wenigsten.