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Fußball Das Kartenhaus ist zusammengebrochen

Die Saison 2015/16 des Oscherslebener SC in der Verbandsliga lässt sich recht einfach mit einem Wort beschreiben: Katastrophe!

Von Stefanie Brandt 24.06.2016, 01:01

Oschersleben l Von insgesamt 30 Spielen gewannen die Bodestädter nur fünf, davon auch nur eines in der Rückrunde. Neben dem Schlusslicht aus Schönebeck (zweimal 2:0) wurde mit Börde Magdeburg (1:0) ein weiteres Kellerkind besiegt. Aufsehen erregten die Dreier gegen den BSV Halle-Ammendorf und den 1. FC Lok Stendal (je 1:0). Das waren echte Lichtblicke, die zeigten, was mit der richtigen Einstellung möglich ist, auch wenn der Spielerkader nicht die für die Verbandsliga erforderliche Qualität hat.

Doch diese Lichtblicke waren am Ende einfach zu wenig, um die Klasse zu halten. Als es auf das Saisonende zuging, befand sich der OSC in einem Tunnel, blieb elf Spiele ohne Sieg und kassierte zuletzt sogar sieben Pleiten in Serie – davon viele mit außergewöhnlich hohen Endständen.

Die Mannschaft hatte sich aufgegeben. Oft reichte ein einziges Gegentor, um das vielzitierte „Kartenhaus“ zusammenfallen zu lassen. Im März 2016 stand mit einem 1:8 gegen den SV Merseburg 99 und TV Askania Bernburg II gleich zweimal eine haushohe Klatsche zu Buche. Im Derby beim Haldensleber SC im April gingen die Oschersleber 0:6 unter. „Nur“ 0:5 hieß es im Abstiegskracher gegen den MSV Börde, im Rückspiel den BSV Halle-Ammendorf und beim 1. FC Lok Stendal. Zum Saisonabschluss gab es noch einmal sechs Gegentore, bei zwei eigenen – wobei eines auch noch ein Eigentor des Gegners war. Insgesamt mussten die OSC-Keeper 85 Mal hinter sich greifen, nur 19 Tore stehen auf der Habenseite.

Einen wesentlichen Anteil am schlechten Abschneiden hatten die verletzungs- und berufsbedingten Ausfälle von Leistungsträgern, die mit dem dünnen Kader einfach nicht kompensiert werden konnten. Man muss auf der Suche nach Erklärungen aber auch in die jüngere Vergangenheit blicken, nicht nur auf diese Saison. Zwei starke personelle Umbrüche – der erste 2014 mit einer optimistischen Vergrößerung des Kaders mit talentierten Spielern, der zweite 2015 eher notgedrungen nach dem Abgang vieler dieser Hoffnungsträger – ließen Einzelspieler, bestenfalls Grüppchen, kein homogenes Team zurück. Fährt man in so einer Situation ein paar Siege ein, kann das schnell zusammenschweißen. Doch diese Erfolge blieben aus und mit jeder Niederlage wurde die Arbeit des neuen Trainers Ingo Herrmanns, der in für seine eigene Spielweise typischer Manier auf den Zusammenhalt und Kampfgeist setzte, erschwert. Die Beteiligung am Training, das aufgrund des Leistungsgefälles innerhalb des Teams ohnehin schwer zu gestalten war, ließ nach, am Ende fehlten offenbar auch Glaube und Wille.

Herrmanns entschied sich in der vergangenen Woche gegen ein weiteres Engagement beim OSC, auch viele Spieler haben sich abgemeldet. Die Vereinsführung hat unter diesen Umständen beschlossen, auch das Startrecht in der Landesliga nicht wahrzunehmen, sondern freiwillig in die Landesklasse abzusteigen. Sicherlich eine schwere, aber vernünftige Entscheidung. Thomas Klare, der anders als Mirko Sauerbach (Saison 2014/15) und Ingo Herrmanns die Verhältnisse beim OSC aufgrund der langjährigen Vereinszugehörigkeit gut kennt, übernimmt das Traineramt.