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OSC 2016: OSC 2016 Fußball ohne Leib und Seele

Sieben Punktspielpleiten in Serie, 13 Gegentore in zwei Partien, ein Abstiegsplatz - der Oscherslebener SC ist ganz unten angekommen.

Von Stefanie Brandt 08.03.2016, 16:00

Oschersleben l Wobei „ganz unten“ nicht ganz richtig ist. Es gibt noch eine einzige Mannschaft in der Verbandsliga, die noch schlechter dasteht: der Schönebecker SC. Und genau zu diesem Gegner führt der Spielplan den OSC am Sonnabend. Nach zuletzt zwei verlorenen Sechs-Punkte-Spielen in Folge muss man dabei schon von einer Schicksalsbegegnung sprechen. Aber haben die OSC-Kicker das verstanden? Die – unterirdische – Leistung in den letzten beiden Partien (0:5 gegen den MSV Börde, 1:8 gegen den TV Askania Bernburg II) lässt daran zumindest zweifeln.

Tim Ahlemann, bis zu seinem Aus durch einen Kreuzbandriss ein Leistungsträger im OSC-Team, hatte sich am Sonntag extra auf nach Bernburg gemacht, um seine Mannschaft vom Spielfeldrand aus zu unterstützen. Sein Urteil nach einem verdorbenen Nachmittag: „Es war eine Katastrophe! Bei der Leistung würde man im Profibereich von Arbeitsverweigerung sprechen. Nach vorne ging fast nichts. Ein, zwei gute Spielzüge sind dabei gewesen, aber das ist zu wenig, um in der Verbandsliga zu bleiben. Und wie schon gegen Börde war das Defensivverhalten katastrophal. Mal ein Beispiel: Oschersleben hatte eine Ecke, die abgewehrt wurde, dann schaltet Bernburg blitzschnell um und plötzlich spielen die mit vier Mann gegen einen. Ich weiß nicht, was in manchen Köpfen so vor sich geht, aber was einige für eine Körpersprache haben – das geht gar nicht!“

Zumindest einen Erklärungsversuch aus Sicht eines Aktiven wagte Benjamin Sacher, der für den einzigen Oschersleber Treffer in Bernburg verantwortlich war: „Ich kann es mir auch nicht so richtig erklären. Die Einstellung hat am Anfang des Spiels bei jedem gepasst. Wir hatten auch mal wieder die erste Chance zu verzeichnen. Aber wir verpassen es, das Tor zu machen, damit wir mal in Führung gehen und dann mal die Nase vorn haben. Das war auch gegen Börde so! Es kommt im Moment vieles zusammen: Trainingsbeteiligung, angeschlagene Spieler wie Jordan, Pirsch, Gruhle, die trotzdem spielen müssen, da andere verletzt oder krank sind. Die Verunsicherung in den einzelnen Mannschaftsteilen ist zu spüren, da es lange kein Erfolgserlebnis mehr gab: mal ein Tor für uns, mal zu Null. Wir müssen immer wieder umstellen, da der ein oder andere nicht da ist.“

Co-Trainer Olaf Frommhagen führt ähnliche Gründe auf: „Die Ursache ist nicht mit ein, zwei Sätzen zu benennen. Erstmal fehlen uns die Stammspieler und Leistungsträger, die selten dabei waren oder verletzt sind. Dann hat die zweite Garnitur auch nicht das gezeigt, was wir erwarten. Die Einstellung einiger Spieler passt einfach nicht für eine Verbandsligamannschaft! Da muss man Fußballer mit Leib und Seele sein. Wenn dann zum Training auch nur fünf, sechs Leute kommen, kann man keine Spielformen trainieren und das Team nicht optimal einstellen.“

Erschwert wird die Aufgabe des Trainergespanns zusätzlich durch den sehr unterschiedlichen Leistungsstand der Kicker. Um zu verhindern, dass einige über- und andere unterfordert sind, müsste man in individuellen Gruppen trainieren. Aber bei der geringen Trainingsbeteiligung ist das nicht möglich. Und auch ein Teamgeist kann so – zumal gemeinsame Erfolgserlebnisse fehlen – kaum wachsen. Das wäre aber dringend notwendig, denn zusätzlich zum unterschiedlichen Leistungsstand ist die Mannschaft auch durch die großen Umbrüche in den beiden letzten Sommerpausen in mehrere Teile gespalten.

Frommhagen: „Man sieht, dass die Spieler, die da geblieben sind, die Spieler, die dazugekommen sind, und die Spieler, die aus der Zweiten kommen, sehr unterschiedlich vom Charakter her sind. Trotzdem gab es in der Hinrunde ja schon positive Ansätze. Aber jetzt fehlt uns der Teamgeist. Wir schießen keine Tore und wenn wir ein Gegentor kriegen, fällt das Kartenhaus komplett zusammen. Keiner hält sich mehr an Vorgaben und es ist niemand da, der die Mannschaft nach vorne bringt, weil auch den Leistungsträgern das Selbstbewusstsein fehlt. So wird es am Sonnabend ganz schwer, denn Schönebeck wird richtig kämpfen und wenn wir nicht als Mannschaft dagegenhalten, dann erwartet uns eine ganz große Blamage! Noch ist nichts passiert, wir haben noch Zeit. Aber die Mannschaft muss es wollen!“

Sorgen bereitet die Situation auch Joachim Kunkel. Als Vereinsvorsitzendem geht es ihm um die Außendarstellung des Vereins. Denn Leistungen wie in den letzten beiden Spielen werden nicht nur von den immer weniger werdenden Zuschauern, sondern auch von den Sponsoren wahrgenommen: „Natürlich machen wir uns Gedanken. Es schadet dem Verein, auch finanziell. Die Sponsoren stellen die gleichen Fragen wie die Presse. Es ist auch einfach schade, denn zum Beispiel unsere Volleyballerinnen oder auch die Tischtennisspieler liefern gute Leistungen ab, aber die Fußballer sind natürlich ein Aushängeschild.“

Ein Aushängeschild allerdings, für das die Mittel begrenzt sind. Und deshalb kann man die Schuld für die Misere auch nicht nur bei den Spielern oder Trainern suchen. Die Misserfolge sind sicherlich nicht ausschließlich auf fehlenden Willen zurückzuführen, sondern eben teilweise auch einfach auf die fehlende Erfahrung oder Qualität von Teilen des Kaders.

Kunkel dazu: „Der finanzielle Rahmen ist bei uns nicht gegeben, um hochwertige, teure Spieler zu holen. Trotzdem soll die Saison vernünftig zu Ende gespielt werden. Dafür werden wir in dieser Woche wichtige Eckpunkte festlegen. Wir haben uns heute (Montag; Anm. d. Red.) den ganzen Tag abgestimmt, werden das Gespräch mit den Spielern und den Trainern suchen. Personelle Konsequenzen sind aber noch nicht geplant. Wir hoffen auf das Spiel gegen Schönebeck.“

In die gleiche Kerbe schlägt Benjamin Sacher mit seiner Ansage: „Wir blicken weiter nach vorn und in meinem 200. Verbandsligaspiel, gegen Schönebeck gewinnen wir!“

Bleibt zu hoffen, dass das tatsächlich gelingt. Mit einem Erfolgserlebnis würde vielleicht auch das Selbstvertrauen zurückkehren, das nötig sein wird, um den Klassenerhalt zu realisieren. Noch hat der OSC zwölf Spieltage Zeit, um Punkte zu sammeln.