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Fußball Schunke: "Es wird nicht leichter"

Der VfL Gehrden steigt nach nur einem Jahr in der Fußball-Landesklasse wieder ab. Trainer Andreas Schunke zieht eine Saisonbilanz.

Von Simone Zander 21.07.2017, 01:01

Volksstimme: Das Experiment Landesklasse ist gescheitert, oder?

Andreas Schunke: Im Endeffekt natürlich schon. Wenn man postwendend wieder absteigt, wurde das Ziel verfehlt. Aber eigentlich war das mit Ansage, zumindest intern war sicher den meisten klar, dass wir nur eine Chance gehabt hätten, wenn überwiegend alle Spieler vom Stammkader anwesend gewesen wären. Trotzdem möchte ich die Saison nicht vollends verteufeln. Ich denke, es war für viele Spieler und mich eine interessante Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Daraus kann man auch lernen.

Worin lagen die hauptsächlichen Gründe für den Abstieg?

Wie zuvor schon erwähnt, war es die zu dünne Spielerdecke. Wir konnten eigentlich die gesamte Saison kaum mit dem Stammkader spielen. Dies hatte verschiedene Ursachen, u.a. arbeitsbedingte Abwesenheiten, sicher auch private Themen. Aber das ist nunmal bei den heutigen Freizeit- und Urlaubsangeboten so. Ebenso störten uns noch einige Verletzungen, wobei wir ja schon in der Aufstiegssaison wichtige Spieler verloren haben. Die Einbindung vieler Spieler unserer Zweiten und der Alten Herren konnten uns trotz alledem überwiegend mit erhobenem Haupt vom Platz gehen lassen. Hierfür nochmal mein Dank und Respekt für diese Jungs, die mit der zweiten Mannschaft die Saison sehr gut abschließen konnten, trotz der häufigen Unterstützungen.

Wie geht es den Verletzten?

Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, einige mit kleineren Blessuren, wie Moritz Schmidt, Benny Krietsch, Tino Raugust und Felix Häntze – ich hoffe, ich habe keinen vergessen – sollten wieder zum Trainingsstart fit sein. Bei Basti Götze werden wir uns noch etwas gedulden müssen. Bei Felix Schunke wage ich keine Vorschau mehr und Maik Böttge bewegt sich sehr gut bei den Alten Herren. Aber ob das nochmal was in der Ersten wird, kann ich auch nicht sagen.

Die Fieberkurve ging nach gutem Start steil nach unten. Dann konnte sich Ihr Team etwas fangen, blieb aber ab dem vierten Spieltag stets auf einem Abstiegsplatz hängen. Hat das die Moral der Mannschaft beeinflusst?

Natürlich bleibt so eine Negativserie nicht ohne Wirkungen. Ich denke aber, wir haben überwiegend realistisch im Leben stehende Spieler, die innerlich darauf schon etwas vorbereitet waren. Hier und da gab es sicher besondere Tiefpunkte, aber in der Situation war ich dann halt gefordert. Hier muss ich auch nochmal die Unterstützung aus den anderen Mannschaften loben, welche uns immer wieder aufgerüttelt hat, alles für unseren Verein und unsere treuen Fans zu geben. Am Ende dieser schwierigen Saison denke ich, kann ich trotzdem stolz auf diese Mannschaften sein. Wenn ich im Vergleich sehe, mit welchen finanziellen Mitteln andere Vereine in der Landesklasse unterwegs sind, ist es schon erstaunlich, dass wir es immer noch schaffen, zwei Männermannschaften auf das Feld zu führen und das ganz ohne finanzielle Vergünstigungen für die Spieler. Das freut mich natürlich sehr, dass unsere Kraftanstrengungen hier belohnt werden.

Was haben Sie an positiven Aspekten aus der Saison mitgenommen?

Ich glaube zum Einen, dass wir mit vollem Kader durchaus hätten mithalten können. Des Weiteren konnten sich einige Spieler durchaus qualitativ weiterentwickeln. Aus meiner Sicht war es für viele trotz des Abstieges eine tolle Erfahrung. Es war teilweise eine andere Spielweise, auf die wir uns einstellen mussten und natürlich waren es auch sehr viele Kunstrasenspiele. Diese gibt es in der Kreisoberliga eher selten. Und trotz der nicht immer erfreulichen Spielausgänge haben wir uns als Team, das heißt für mich erste und zweite Mannschaft, immer wieder zusammen gerauft, um den Verein am nächsten Wochenende bestmöglich zu vertreten. Dies gelang uns leider trotz aller Anstrengungen gerade am Ende der Saison kapazitätsmäßig nicht mehr vollumfänglich. Aber auch das ist eine Erfahrung, da wieder aufzustehen. Und abschließend glaubt man es kaum, aber es konnten sich auch viele unserer Gegner an den VfL bzw. Traktor Gehrden erinnern und das hätte ich nach so langer Zeit nicht unbedingt erwartet.

Sie hatten frühzeitig die neue Serie in der Kreisoberliga JL geplant und auch schon Gespräche geführt. Gibt es personelle Veränderungen?

Wir haben nach langer Zeit mal wieder den positiven Umstand, aus unserem Nachwuchs mit Frieder Konstabel, Felix Rettschlag, Eric Schmidt und Dominic Engel vier Spieler inte- grieren zu können. Des Weiteren hat sich Steffen Tangermann aus Gerwisch aufgrund seines Wohnortwechsels nach Lübs unserem Verein angeschlossen. Es gibt noch ein bis zwei offene Themen, die wir kurzfristig finalisieren wollen. Zur Zeit plane ich jedoch nicht damit. Dem entgegen stehen leider auch Abgänge von Tobias Knape zu AEO Magdeburg und Eike Höhn nach Hohenwarthe. Ebenso möchte der eine oder andere Spieler etwas ruhiger treten. Das muss natürlich erstmal kompensiert werden. Als Fazit bleibt festzuhalten. Es wird nicht leichter.

Wie lautet Ihr Saisonziel?

Wie im vorigen Absatz benannt, haben wir einen gewissen Umbruch zu verarbeiten. Das ist schon eine ziemliche Herausforderung. Aus meiner Sicht sollten wir deshalb die Ziele nicht zu hoch setzen. Wichtig ist erstmal das möglichst schnelle Finden einer schlagkräftigen Einheit einhergend mit einem guten Start, um eine gewisse Ruhe in das Team zu bekommen. Wenn man die Konkurrenz betrachtet, gibt es schon einige sehr starke Teams, wo es uns erstmal um gute Leistungen gehen muss. Wenn diese stimmen, stellen sich auch Erfolge ein und dann wird man sehen, wo wir uns einfinden.

Haben Sie bereits Vorbereitungsspiele terminiert?

Unsere Planung sieht derzeit den Trainingsstart am heutigen Freitag mit einem vereinsinternen Turnier aus Alten Herren, Erster und Zweiter vor. Dann geht es am folgenden Wochenende ins Trainingslager nach Ückeritz auf Usedom, wo wir auch gegen den heimischen SV antreten. Leider fehlen mir dort auch wieder einige Spieler, was für die Mannschaftsbildung nicht optimal ist. Da wir in der Sommerpause aufgrund erheblicher Abwesenheiten für beide Mannschaften immer nur ein Vorbereitungsspiel annehmen, werden wir noch am 5. August um 12.30 Uhr gegen Roßlau II in Roßlau und am 12. August, um 14 Uhr, gegen Chemie Rodleben in Lübs spielen. Ob wir für den 19. August noch etwas machen, werden wir kurzfristig entscheiden.

Der VfL Gehrden ist ein kleiner Dorfverein. Es ist bemerkenswert, dass Ihr Verein zwei Herren- und zwei Nachwuchs-Mannschaften vorweisen kann. Sie bringen sich auch stets mit ein. Was bedeutet der Verein für Sie?

Der Verein ist noch eine Stätte sozialer Kontakte, derer es auf dem Lande immer weniger werden. Er dient aus meiner Sicht dem Erhalt von Lebensqualität. Mir und auch einigen anderen dient er dem Erhalt der sportlichen Fitness mit Gleichgesinnten. Ebenso ist auch die dritte Halbzeit mit unseren Fans, denen ich auch nochmal herzlich für die tolle Unterstützung danken möchte, wichtig. Mir persönlich ist es natürlich auch eine Freude, diesen Sport mit meinen Söhnen gemeinsam betreiben zu können.