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Fußball Das kleine Parchener Fußballwunder

Kellerkind TSG Parchen mausert sich in der Kreisliga zu einem Titelanwärter.

Von Stefanie Brandt 14.02.2019, 00:01

Parchen l Wenn die Kreisliga-Fußballer der TSG 64 Parchen in dieser Saison zu ihren Spielen auflaufen, tragen sie stolz ihre neuen, roten Trikots – mit zwei Bracken und zwei Windmühlen auf der Brust. Das Wappen des Vereins könnte kaum passender sein. Lag im Winter 2017/18 fußballerisch noch der Hund in Parchen begraben, so weht jetzt ein frischer Wind über den Platz. Gerade mal ein Jahr ist es her, da stand die TSG mit nur einem gewonnenen Punkt aus zehn Spielen abgeschlagen im Tabellenkeller der Kreisliga. Heute sind es 20 Punkte aus neun Spielen – bereits jetzt 14 Zähler mehr als in der gesamten letzten Saison. Parchen ist Tabellenführer. Wie ist dieses kleine Fußballwunder zu erklären?

Verbunden ist der Erfolg ganz klar mit einem Namen: Christian Vormeister. „Der Christian, der kann die Leute einfach motivieren. Das spricht auch junge Spieler an, die vielleicht nicht vorweg gehen wollen, aber sich mitreißen lassen“, weiß Abteilungsleiter Stephan Rempke.

Die neue Galionsfigur der TSG hat etliche Jahre in Güsen auf Landesebene Fußball gespielt, entschied sich im Sommer 2018 dann zu einem Wechsel. „Parchen ist meine Heimat. Ich habe hier mit dem Fußball angefangen. Damals gab es nur die D-Jugend, in der wir mit Altersunterschieden von sechs Jahren gespielt haben. Ich bin da mit Sieben so rein gerutscht. Irgendwann ist man dafür zu alt. Ein Jahr lang habe ich gar nichts gemacht, aber gemerkt, ohne Fußball geht es nicht. In Güsen hatte ich danach eine richtig schöne Zeit. Ich bin ungern weggegangen, aber in meiner Brust haben nun mal immer zwei Herzen geschlagen. Hinter die eine Hälfte habe ich einen Haken gemacht. Jetzt fängt die andere Hälfte an.“

Dass diese zweite Lebenshälfte als Fußballer gleich so erfolgreich beginnt, ist im Mannschaftssport natürlich nicht nur einem einzelnen Spieler zu verdanken. Mit Vormeister kamen weitere gute Kicker aus Güsen, Jerichow oder Genthin. Mit Andreas Henning (Siche­rungs- & Signal­technik Magde­burg GmbH) fand sich zudem ein neuer Sponsor, der gleich für neue Trainingsanzüge und Trikots sorgte – auch das setzte ein Zeichen.

„Die, die jetzt zurückgekommen sind, haben schon in der Jugend zusammen gespielt und wollten zusammen bleiben. Sie haben eben auch gesehen, in Parchen bewegt sich was“, erklärt Rempke. Hatten die Verantwortlichen keine Angst vor einem so großen Umbruch? Der Abteilungsleiter verneint: „Solche Gedanken gab es nicht. Wir wussten am Ende der letzten Saison ja gar nicht, ob es überhaupt weitergeht. Viele haben die Lust verloren. Ich denke, es ist schwieriger für die Vereine, von denen die Spieler zu uns gekommen sind.“

Dass die Qualität der Mannschaft stark zugenommen hat, fällt in Fußballkreisen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

natürlich auf. „Wenn mich andere Vereine darauf ansprechen, sage ich dann, dass wir jetzt einfach auch mal dran waren mit der Verstärkung. Sehr positiv ist das Feedback aber auch von den Zuschauern. Letzte Saison hatten wir vielleicht 20 bis 25 pro Spiel, jetzt sind es im Schnitt 80 bis 100. Die Resonanz im ganzen Ort ist hoch. Die Jungs bewegen was“, ist die Freude bei Rempke groß. Gleichzeitig trägt das große Echo der Fans natürlich auch die Kicker. Vormeister dazu: „Ich möchte den vielen Fans, die uns ihre Unterstützung gegeben haben, danken. Wir wünschen uns natürlich, dass das so weitergeht beziehungsweise sogar noch mehr den Weg zum Parchener Sportplatz finden.“

Mit besonders großer Resonanz dürfen die Kicker wohl am 24. Februar rechnen. Dann steht das

 

 

 

 

 

Kreispokal-Viertelfinale auf dem Plan. Der Gegner? Ausgerechnet Güsen! „Als wir weitergekommen sind, habe ich es schon im Gefühl gehabt. Es ist ein sehr schweres Los, ein Kampf David gegen Goliath, aber auch eine echt schöne Geschichte für uns“, ist bei der Nummer 10 der TSG die Vorfreude groß. „Jeder ist heiß auf dieses Spiel, auch die Kollegen aus Güsen. Das weiß ich, ich kenne sie ja alle. Ich hoffe, dass ich körperlich komplett fit bin. Von unserer Seite aus kann es nur etwas werden, wenn wir alle über uns hinauswachsen und den Gegner vielleicht durch ein langes 0:0 nervös machen“, blickt der Offensivspieler voraus.

Verbissenen Ehrgeiz oder Druck verspüren die Parchener bei alledem aber nicht. Vormeister, der während einer Verletzungspause auch schon ins Traineramt hinein schnupperte, weiß, worauf es ankommt: „Die Gesundheit steht im Vordergrund. Ansonsten wollen wir da weitermachen, wo wir in der Hinrunde aufgehört haben, und vor allem den Spaß oben halten. In der Rückrunde muss es nicht so reibungslos laufen, es wird auch wieder anders kommen, denn andere Mannschaften in der Liga sind auch nicht schlecht. Wenn wir unter die ersten Fünf kommen, dabei attraktiven Fußball spielen und Fans zum Sportplatz kriegen, wäre das schön.“