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Fußball Dobritz/Garitz eine Einheit

Kreisligist SG Dobritz/Garitz hat eine überragende Serie mit dem Staffelsieg und Aufstieg in die Kreisoberliga gekrönt.

Von Simone Zander 13.07.2018, 01:01

Dobritz/Garitz l Volksstimme befragte den scheidenden Trainer Jens Borchers zur abgelaufenen Saison.

Volksstimme: Sie haben Ihr Team durch eine super Saison geführt und den Staffelsieg geschafft. Wie fällt Ihre Gesamtbilanz aus?

Jens Borchers: Der Staffelsieg und Aufstieg und die gesamte geile Saison, die wir hatten, ist schon von der vorherigen Saison in der Winterpause, als wir in Rapportshausen im Trainingslager waren, entstanden. Ab diesem Zeitpunkt haben wir darauf hingearbeitet. Wir wollten einen souveränen und sicheren Aufstieg und klar zeigen, dass hinter unserer jungen Truppe richtig was steckt. Wir wollten mit unseren jungen talentierten Spielern aus der Kreisliga raus. Wir haben dann eine super Rückrunde gespielt und gemerkt, was wirklich machbar ist.

Das Ziel Staffelsieg wurde aber erst ab der neuen Serie 2017/18 ausgesprochen?

Wir hatten es intern in der Mannschaft schon klar kommuniziert und wussten, dass wir dafür hart arbeiten und trainieren müssen. Wir wussten, dass wir nichts geschenkt bekommen und auch, dass wir samstags immer alles abrufen, also immer ein Feuerwerk abbrennen müssen. Das hatte ich auch versucht, den Jungs einzuhämmern.

Was gab es die Initialzündung?

Sie haben gemerkt, dass sie mit sehr viel Fleiß und viel Disziplin sofort vom ersten Spieltag an die Weichen für unser Vorhaben stellen konnten. Zum Auftakt hatten wir das Sommerturnier in Reinsdorf gleich gewonnen. Ab da war der Punkt, wo ich gemerkt hatte, dass es nun richtig los geht. Da haben wir ja auch Landesliga- und Landesklassemannschaften geschlagen. Alles hatte super gefruchtet. Auch taktische Sachen haben super funktioniert. Die Jungs wussten, wofür sie sich quälen und schleifen lassen.

Apropos schleifen lassen. Ihr Ziel verfolgen Sie schon mit viel Ehrgeiz?

Ich muss zugeben, dass ich kein einfacher Trainer bin. Das haben die Jungs aber sehr gut angenommen. Ich bin ein großer Disziplin-Fanatiker und liebe es, professionell zu arbeiten, auch wenn wir hier im Hobbybereich spielen. Wir sind auch sehr professionell aufgetreten, wo vielleicht der eine oder andere geschmunzelt hat. Aber es waren kleine Erfolgsrezepte, die dazu geführt haben, dass wir die Liga so dominiert hatten.

Zwei der drei Niederlagen gab es fast am Ende in den Heimspielen. Haben Ihre Jungs dann Nerven gezeigt?

Ich denke und bin mir auch sicher, dass der Trainerwechsel, der im Raum stand und den ich dann verkündet hatte, natürlich eine Rolle mitgespielt hat. Ich denke, das hat dazu geführt, dass die Jungs den Fokus etwas verloren hatten und das Kartenhaus etwas zusammenfiel. Ich bin zwei Jahre lang vorweg marschiert als Trainer und einige konnten es nicht verstehen, dass ich nach dieser tollen Saison gehe. Dann war der Erfolg greifbar nah. Ob sie kalte Füße bekommen hatten, glaube ich aber nicht. Es war die Gesamtsituation, dass ich den Verein verlasse und auch, dass seit Januar und Februar das Training nicht mehr so gut besetzt war. Freitags waren wir gut besetzt, aber unter der Woche war es weniger. Gerade in Walternienburg haben sie es super gemacht. Da haben wir nicht in Tipbesetzung gespielt und es war einfach geil, dass die Spieler, die wenig gespielt hatten, dieses Spiel mit entschieden und somit den Aufstieg mit perfekt gemacht haben.

Auch das Torverhältnis von 107:20 ist exzellent. Lars Weinelt erzielte 44 davon und war Torschützenkönig. Können Sie das kurz einschätzen?

So einen Typen wie Lars haben wir einfach gebraucht. Er ist „ein cooler Hund“, der sich auf dem Platz gar keinen Kopf gemacht und einfach sein Ding gespielt hat. Er hatte auch immer einen Überraschungsmoment und auch mal Spielt, wo es nicht so gut funktioniert hatte. Aber für das, was wir vorhatten, war er der perfekte Mann, gar keine Frage. Er hat auch das eine oder andere Spiel mal selbst entschieden. Sobald er im 16er war, hat er nicht groß nachgedacht und einfach abgedrückt. Als ich ihn kennenlernte war sein erster Satz: Ich komme nach Garitz und will Torschützenkönig werden. Erst dachte ich, ein Egoshooter, doch er hat genau das Gegenteil gemacht und für die Mannschaft gespielt.

Und die 20 Gegentore?

Die sprechen für sich. Ich muss die Abwehrreihen wirklich loben. Mit Linus Rudolf, Florian Aderholz und Lukas Segbers haben wir drei richtige Abwehrstrategen. Dadurch, dass wir sehr offensiv gespielt haben, ist es halt so, dass auch mal ein Gegner mit dem Ball durchrutscht oder einen langen Ball nach vorn schlägt. Aber die Drei da hinten waren ein starker Rückhalt. Als sich Linus verletzte, hat man das auch deutlich gemerkt. Aber Lukas Segbers ist ein brachialer Abwehrspieler und Florian Aderholz ein ruhiger Akteur, der von Spiel zu Spiel stärker geworden ist.

Was waren die Vorzüge Ihres Teams gegenüber der Konkurrenz?

Es steckt eine sehr große individuelle Klasse in der Mannschaft. Es sind alles junge Leute, die einfach topfit und schnell sind und die disziplinarischen und taktischen Vorgaben sehr gut umsetzten. Es war ja zu sehen, was wir schon in den Pokalspielen für ein Feuerwerk abgebrannt hatten. Und auch in den vielen Spielen auf Augenhöhe. Selbst gegen Nedlitz hatten wir nicht schlecht gespielt, sind nur zu schnell eingebrochen. Wir sind eine junge Truppe, wo ich auch jeden Samstag einen 18er Kader hatte und viermal wechseln konnte. Bei Ausfällen hatten wir immer gleich jemand in Reserve. Das Kollektiv als Einheit hat super gepasst.

Wollen Sie einzelne Mannschaftsteile oder Spieler gesondert bewerten?

Separate Mannschaftsteile möchte ich nicht hervorheben. Ich hatte es ja schon angedeutet, dass die Abwehr ein Aushängeschild war. Es war immer das Kollektiv, immer die Mannschaft und nie ein Einzelner. Wenn uns etwas nicht gepasst hatte, haben wir darüber gesprochen oder auch mal einen auf der Bank gelassen. Das Kollektiv stand immer im Vordergrund. Man merkt es auf und außerhalb des Platzes, wenn die Teamchemie bei 1000 Prozent ist.

Sie wechseln zum TSV Rot-Weiß Zerbst, Was trauen Sie der SG in der Kreisoberliga zu und was wünschen Sie Ihrer ehemaligen Truppe?

Es waren zwei geile Jahre in Garitz. Ich konnte mich super weiter entwickeln. Ein Lob geht an die Mannschaft, die mich sehr unterstützt hat und wir super miteinander arbeiten konnten. Es hat auch super Spaß gemacht. Das Problem war nur, dass die Jungs durch Beruf und Studium unter der Woche nicht mehr beim Training sein konnten. Da ich ein sehr ehrgeiziger Trainer bin, der unter der Woche viel machen will, damit ich das am Samstag auf dem Platz umsetzen kann, habe ich meine Unzufriedenheit gemerkt. Ich traue der Mannschaft viel zu und denke, sie wird unter den ersten Fünf mitspielen. Die Aufstiegs-Euphorie ist da und da werden sie oben gut mitspielen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich denke, sie werden sich auch mit ihrer individuellen Klasse in der Liga etablieren, wenn sie alle zusammen bleiben. Ich wünsche ihnen, dass sie alle gesund bleiben, dass sie weiter durch dick und dünn gehen und offen für Neues sind. Und dass sie, wenn es mal nicht so läuft, die Köpfe nicht hängen lassen.