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Fußball Geisterspiele mit zweierlei Maß

Während im Amateurbereich die Fußballsaison beendet wurde, wollt in der Bundeslige der Ball. Die Diskussionen darüber reißen nicht ab.

Von Simone Zander 25.05.2020, 01:01

Zerbst l Viele haben darauf sehnsüchtig gewartet, dass die Bundesliga wieder startet. Endlich können die Fans wieder mit ihren Vereinen mitfiebern, ihnen die Daumen drücken und letztendlich ist es auch eine kleine Freizeitbereicherung, abends mit dem Bierchen und zumindest mit ein paar Freunden die Geisterspiele im Fernsehen zu schauen.

Doch die Meinungen darüber gehen auseinander, wie eine kleine Umfrage ergeben hat.

„Ich glaube, da trennen sich alle Meinungen“, sagte der Trainer der Landesklasse-Kicker vom TSV Rot-Weiß Zerbst, Jens Borchers, der „gern“ samstags mit seinen Freunden Fußball schaut. „Ich gucke gern die Sportschau, weil es mich als Trainer inspiriert, neue Sachen zu sehen und wie die Profis spielen.“ Andererseits betrachtet er den Start der Bundesliga als „zweierlei Maß“. „Dem Normalbürger wird Vieles verboten und die Profis können im fußballerischen Bereich frei leben“, empfindet es der 33-Jährige als „schweres Thema“. „Als Fußball-Trainer freue ich mich, dass ich samstags meine Mannschaft sehen und anfeuern kann, andererseits würden wir als Hobbyfußballer auch sehr gern aktiv spielen. Es ist etwas ungerecht gegenüber der Weltbevölkerung“, findet der Zerbster. Zu den Geisterspielen meinte er: „Durch die bessere Akustik auf dem Spielfeld ist es interessant zu hören, wie sich die Spieler auf dem Feld unterhalten oder auch die Trainer Anweisungen geben. Aber jeder liebt es, wenn da Zuschauer sind, selbst für uns im Hobbybereich ist das Ansporn genug. Fans gehören zum Fußball dazu und es ist die halbe Miete im Fußball, gerade auch für die Teams, die nicht so top sind. Ich bin selbst Fan von Dynamo Dresden und sie brauchen jeden Fan, damit sie nicht absteigen.“

Der ehemalige Zerbster Fußballer Daniel Ernst, der nach seiner schweren Verletzung den Weg zum Badminton beim TV „Gut Heil“ Zerbst ging, findet es „schlecht“, dass die Bundesligavereine spielen dürfen und alle anderen Vereine nicht. Er fand aber auch positive Aspekte: „Das Gute ist, man hört mal, wie die Spieler und Trainer untereinander kommunizieren. Man hört auch mal den Trainer schimpfen und auch die Taktikanweisungen sind interessant.“

Die Mannschaftsleiterin der Zerbster Kegelfrauen vom SKV Rot Weiß, Anja Heydrich, ist zwar kein Bundesliga-Fußball-Fan, hat aber durch ihren Mann Robert, der sich „über die Spiele freute“, mit geschaut. „Ich finde es komisch, dass die Teams drei Wochen zusammengefercht waren, trotzdem dann den Abstand halten und eine Maske tragen mussten. Klar, sie müssen Geld verdienen, aber die Geisterspiele sollen zur Unterhaltung beitragen. Ich finde aber nicht, dass sie unterhaltsam sind. Es war nicht schön anzugucken. Ich habe nicht mal gehört, wenn ein Tor gefallen ist, da auch nicht gejubelt werden darf“, fasst die Sportlerin ihre Eindrücke zusammen.

Ihr Mann, Robert Heydrich, ist bekennender Dortmund-Fan und „freute sich sehr, dass der Fußball bzw. ein bisschen Sport generell wieder laufen“. „Ich sehe es aus der Sicht, dass die Spieler damit ihr Geld verdienen. Für mich ist es eine schöne Abwechslung. Geisterspiele sollte es aber generell nicht für immer geben, da Emotionen zum Sport dazu gehören“, weiß der Kegler vom Zweitbundesligisten SKV Rot Weiß Zerbst natürlich nur selbst zu gut.