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Kegeln Bilderbuch-Saison für SKV

Der SKV Rot-Weiß Zerbst feiert die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte.

Von Thomas Zander 10.08.2017, 03:00

Zerbst l Mit dem zwölften Deutschen Meistertitel infolge, dem Weltpokal in Bozen (ITA) und der Champions League in Podbrezova (SVK) haben die Kegler des SKV Rot-Weiß Zerbst in der abgelaufenen Spielzeit alles gewonnen, was es im nationalen und internationalen Kegelsport auf Clubebene zu holen gibt. Etwas zurückhaltend resümierte SKV-Kapitän Timo Hoffmann am Volksstimme-Telefon: „Das war eine absolut gute Saison“, um gleich darauf doch euphorischer zu werden. „Wir haben alle Titel gewonnen, die wir holen wollten und konnten. Besser geht`s ja nicht.“

Wenn man auf die Erfolge der Zerbster zurückblickt, kommt öfter die Frage auf, ob diese Titelflut überhaupt noch etwas Besonderes ist. „Das merke ich immer wieder, dass hier keine Selbstverständlichkeit aufkommt. Wir hatten ja doch wesentliche Veränderungen im Kader und keiner ließ sich hängen. Im Gegenteil, die gestandenen Spieler machten noch ein bisschen mehr. Gerade die Meisterschaft ist ja auch immer der Türöffner für die internationalen Wettbewerbe“, blickte Hoffmann auf die Bundesligasaison zurück.

Hier waren die Rot-Weißen nie wirklich in Bedrängnis zu bringen. Schon im Oktober hatten die ärgsten Kontrahenten der Zerbster, Bamberg, Staffelstein und Schwabsberg, Federn gelassen, so dass der dramatische 5:3-Erfolg des SKV in Staffelstein schon fast eine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf darstellte. „Das war zu diesem Zeitpunkt unser schwerstes Spiel und wir wussten ja schon, dass wir bei einem Erfolg weit vorn gewesen wären“, meinte Hoffmann nach dem Last-Minute-Sieg mit gerade einmal zwei Kegeln Vorsprung. „Und das unmittelbar nach dem Weltpokal, wo ja auch schon mal die Luft etwas raus sein kann.“

Die Titelverteidigung geriet im weiteren Saisonverlauf an keiner Stelle in Gefahr. Einzig das Unentschieden in Schwabsberg und die ärgerliche Niederlage in Bamberg beschmutzten die bis dahin blütenweiße Weste der Zerbster. „Problematisch waren die Punktverluste nicht. Klar ging die Konzentration ein wenig runter, denn wir hatten unser Ziel, die erneute Meisterschaft, ja schon erreicht. Gefallen hat mir das aber trotzdem nicht, denn es stand ja noch das Champions League Finale an und ich wollte sehen, wo wir stehen“, meinte der Kapitän rückschauend.

Auf die Frage nach den hrausragenden Spielern der Bundesliga-Saison hielt sich der Franke merklich zurück: „Unsere Mannschaft hat einfach wieder sehr gut funktioniert. Unsere Stärke war erneut, dass in entscheidenden Spielen immer wieder einer dabei war, der nach vorn geprescht ist. Da macht sich die Erfahrung unserer Spieler bemerkbar. Einer geht voran und zieht die anderen mit, auch wenn‘s mal schwer wird.“ In der für Hoffmann „unwichtigen Rangliste“ des DKBC finden sich sechs Zerbster Spieler unter den besten 15 Akteuren der Bundesliga.

Axel Schondelmaier war mit einem Auswärtsschnitt von 641,83 Kegeln in seiner Abschiedssaison hinter dem Bamberger Florian Fritzmann der zweitbeste Spieler des Jahres. Nimmt man die Heimspiele dazu (Gesamtschnitt 651,08) steht er sogar an der Spitze. Aber auch Boris Benedik (5., 634,11), Uros Stoklas (6., 633,63) , Fabian Seitz (10., 631,00), Mathias Weber (12., 627,17) und Thomas Schneider (15., 622,29) platzierten sich im Vorderfeld.

Nach dem 7:1-Heimsieg zum Saisonabschluss gegen Kipfenberg jubelten die Rot-Weißen mit nur drei Minuspunkten und fünf Zählern vor Bamberg und acht vor Staffelstein über die zwölfte Meisterschaft am Stück. Besonders die unglaubliche Heimstärke mit nur 6,5 abgegebenen Mannschaftspunkten ließ den Gegnern kaum eine Chance.

International positionierte sich der SKV ebenfalls an der Spitze der besten Clubmannschaften der Welt. Im Oktober in Bozen (ITA) schrieben die Hoffmann & Co. Geschichte, als sie zum vierten Mal hintereinander den Weltpokal gewinnen konnten. Fast schon wie gewohnt kämpften sie sich mit Platz drei hinter Belgrad (SRB) und Szeged (HUN) durch die Qualifikation.

Doch sowohl im Halbfinale mit dem super starken Startpaar Weber/Seitz gegen Szeged (6:2, 3834:3692) als auch im Finale gegen Podbrezova (SVK, 5:3, 3691:3572), wo Benedik den Ausnahmekönner Vilmos Zavarko in die Knie zwang, zeigten die Rot-Weißen ihre Qualität und holten den ersehnten Pott. „Das war der wichtigste Titel, denn es ist nun mal das Turnier aller nationaler Meister“, war Hoffmann stolz.

Die Krönung der Saison war der Gewinn der Champions League in der „Höhle des Löwen“ in Podbrezova. Die Zerbster besiegten im Halbfinale Gastgeber Podbrezova mit 5:3 (3875:3777). Die überragenden Akteure Weber (677), Hoffmann (685) und Benedik (667) holten einen so großen Vorsprung heraus, dass selbst die Punktverluste von Schondelmaier, Schneider und Seitz/Weiß nicht ins Gewicht fielen. „Gerade gegen das einheimische Team zu gewinnen, war etwas ganz Besonderes“, schwärmte Hoffmann.

Im Finale gegen Szeged (6:2, 3876:3771) setzte sich einmal mehr die Ausgeglichenheit des Teams auf höchstem Niveau klar durch.

Da der nationale Pokal-Wettbewerb, nachdem Zerbst bereits gegen Mücheln ausgeschieden war, aus rechtlichen Gründen abgesetzt wurde, war es für die Rot-Weißen tatsächlich die „perfekte“ Saison mit dem Gewinn aller erreichbarer Titel. Das letzte Highlight der Saison war für einen Großteil der Mannschaft die Mannschafts-Weltmeisterschaft. In Dettenheim, vor einem frenetisch anfeuernden Heimpublikum, holten sich die deutschen Nationalspieler, darunter fünf Zerbster, die Bronze-Medaille.

Die Messlatte für die kommende Spielzeit liegt nun natürlich sehr hoch. Schließlich ist der SKV jetzt in allen Wettbewerben, außer dem DKBC-Pokal, der Titelverteidiger. „Ab Anfang August geht´s ja schon wieder richtig los. Jeder hat für sich, mehr oder weniger, weiter trainiert. Wichtig war für mich die Pause im Kopf, die hab ich mir genommen“, berichtete Hoffmann über seine „Sommerpause“.

Beim Trainingslager Ende August in Ritzing (AUT) wird sich die Mannschaft den letzten Schliff für die neue Saison holen. Und dann geht es am 16. September mit dem Heimspiel gegen Schwabsberg erneut auf Titeljagd.