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Volleyball Große Feier ist geplatzt

In Zeiten von Corona ist alles etwas anders. So auch die Saisoneröffnung der Lindauer Volleyballer.

Von Hans-Jürgen Schilling 01.08.2020, 03:00

Lindau l  Immerhin spielen sie in der neuen Saison mit zwei Mannschaften höherklassig. Der erste Männersechser nimmt den Aufstieg in die Landesoberliga wahr. Eine zweite Mannschaft ist wieder für die Landesliga gemeldet.

Beide Sechser verfügen über einen gut aufgestellten Kader. Nun sollte diese Saisoneröffnung mit einer größeren Veranstaltung in Verbindung mit dem 30-jährigen Gründungsjubiläum der Abteilung gewürdigt und mit den Mitgliedern, mit Ehemaligen, den Unterstützern und Vertretern des Ortschaftsrates gefeiert werden.

Doch die noch immer bestehenden Bestimmungen zur Eindämmung des Corona-Virus machten schon im Vorfeld den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung. Nach Aussage von Guido Müller, Abteilungsleiter der SG 1990 Lindau, soll diese Veranstaltung nun im nächsten Jahr nachgeholt werden.

Trotzdem wollten die Lindauer dieses Jubiläum würdigen und es mit den Volleyball-Mitgliedern und ihren Sponsoren begehen. Das war nun am vergangenen Samstag mit einem entsprechenden Hygienekonzept der Fall.

Guido Müller begrüßte etliche Sponsoren, Gäste und alle für die neue Saison fast vollständig versammelten Spieler. Der SG-Vorsitzende Volker Schub war gleichzeitig in Vertretung des sich im Urlaub befindenden Lindauer Bürgermeisters anwesend. Dem Vorsitzenden wurde im Verlaufe der Veranstaltung noch besonders gedankt. „Damit du bei den Heimspielen auch richtig erkannt wirst, überreichen wir dir auch eine der neuen Trainingsjacken beider Mannschaften. Danke noch einmal für die gute Zusammenarbeit und für deine Unterstützung“, so Müller zu seinem Vorsitzenden. Schub sicherte auch gleich die weitere Unterstützung des gesamten Vereins und des Ortschaftsrates für die Volleyballer zu.

Wie eng das Verhältnis der Lindauer Volleyballer zu ihren Sponsoren und Unterstützern ist, bewies Peter Gottschalk. Trotz Erntestress und nicht gerade leichter Erntearbeit war der Vorstand der Lindauer AgriCo AG vom Feld zur Turnhalle geeilt, um kurz an der Veranstaltung teilzunehmen. „Wir stecken gerade in der Getreide- und Rapsernte. Mit den Erträgen kann man bisher zufrieden sein. Mit unserer Unterstützung wollen wir den Vereinen im Ort helfen. Das kulturelle und sportliche Leben wollen wir weiter fördern, tun das bei den Volleyballern ja schon über Jahrzehnte“, so der seit 16 Jahren in Lindau wohnende Landwirt, der selber nur während seiner Studienzeit mit Laufen sportlich richtig aktiv war. „Sonst fehlt mir die Zeit, auch schon mal die Kraft nach dem Arbeitsstress und natürlich durch meine vier Kinder“, so der aus dem Landkreis Gifhorn stammende Familienvater, dessen Einsatz für den Verein und vor allem für die Volleyballer von Abteilungsleiter Müller gewürdigt wurde.

Man sah die Zerbsterin Annkatrin Lindauer, die als Inhaberin der Otto-Shop-Filiale in Zerbst seit 15 Jahren die Volleyballer der Burgenstadt unterstützt. Gemeinsam nahm sie mit ihrem Mann an dieser Saisoneröffnung teil. Beide sind übrigens Hegeangler, die auf Landesebene in letzter Zeit sehr erfolgreich waren. Ihr Sohn Florian Lindauer ist einer der Hauptangreifer des ersten Männersechsers, der lange Jahre Kapitän der Burgstädter war und jetzt verantwortlich für alle organisatorischen Dinge ist.

„Der Aufwand“, so meint er,“ wird angesichts des Spielplanes in der Landesoberliga nicht weniger werden.“ Darauf hat sich der in Magdeburg wohnende Tiefbauingenieur aber eingestellt und arbeitet in dieser Beziehung sehr gut mit Kapitän Fabian Seeger zusammen. Es wurde keine Gelegenheit ausgelassen, um seitens der Volleyballer danke für die umfangreiche Unterstützung ihrer Sponsoren und Unterstützer zu sagen. Immer wieder kam es zu intensiven Gesprächen, einige Sponsoren wie Marc Poppeck oder Matthias Lehmann sah man dann beim Spiel in der Halle.

Natürlich waren die Volleyballer an diesem Nachmittag ebenfalls aktiv. In der Sporthalle sah man immer zwei Sechser gegeneinander spielen, meist in den Grundformationen der neuen Saison. Man sah etliche Ehemalige, die noch immer Kontakt zu den Lindauern pflegen. Mittlerweile mit schneeweißer Haarpracht Ralf Zimmer, der über Jahrzehnte in Lindau Fußball und Volleyball gespielt hat. Als er einen der knallharten Bälle von Philipp Werner parierte, fand er großes Lob bei den anderen. „Ja, gelernt ist gelernt. Man kann`s eben noch“, erwiderte der Oldie das Lob der um 20 bis 30 Jahre jüngeren Mitspieler.

Bei einem akuten Zahnproblem hätte sicherlich Matthias Lehmann an diesem Nachmittag eingreifen können. Der jetzt in Gera wohnende und praktizierende Zahnarzt war in den 1980er und vor allem in den 1990er Jahren ein Ausnahmespieler der Lindauer. Bei der Präsentation der Mannschaften sah man ihn dann sogar im Kader des zweiten Sechsers. „Wer weiß, vielleicht brauchen wir ihn noch“, so Spielertrainer Müller schmunzelnd. Vater Gerald, seit Jahrzehnten mit dem Lindauer Volleyball sehr eng verbunden, hörte es und zuckte mit den Schultern.

Mehr gehofft als erwartet, war die Teilnahme von Sören Bauer. Der ehemalige Lindauer und Rosianer wollte für die kommende Saison in die Region zurück wechseln, zumal er wieder in die Region gezogen ist. Sportlich bleibt der „Unterschiedsspieler“, so würde man im Fußball sagen, aber mindestens noch ein weiteres Jahr in Magdeburg bei der WSG Reform, wo er in der Landesoberliga sehr gut eingeschlagen hat.

Wenn es um Jubiläen, besondere Spieltage oder um Geschichten aus den Anfangsjahren des Lindauer Volleyballs geht, ist einer immer dabei und weiß manche Geschichte zu erzählen. Der Buhlendorfer Hans-Joachim Wuttig, der längst den Ehrenspielerstatus erreicht hat, darf einfach nicht fehlen. Er war auch am Samstag dabei, erzählte von den Anfängen des Lindauer Volleyballs. „Die Lehrer der Lindauer Schule waren damals in den 1960er Jahren die Initiatoren. Voran Hans Haberland, dabei Arno Hurschler, Klaus Baseler, Reinhold Wieczorek und der „Macher“ Horst Ulrich Bröder, der Sportlehrer der Lindauer“, so Wuttig.

Anfang der 1970er Jahre nahm man dann den 14-jährigen Schüler Wuttig mit. Fortan gewann man die jährlichen Vergleiche gegen die Lehrermannschaft aus Lübs und Gehrden. In Lübs war Lehrer Horst Rettschlag der Mitorganisator, einer der ebenfalls für seine Mannschaft voran ging.

So wurde die diesjährige Saisoneröffnung gleichzeitig eine Plauderstunde über die Anfänge und die dann folgenden vielen sportlichen Höhepunkte der Lindauer Volleyballer. Bis heute, da nun die kleine Stadt am Flämingrand im Volleyball das Mekka der Region ist und mit zwei Mannschaften in den höchsten Ligen des Landes antritt.

Nach den Saisonzielen bei beiden Kapitänen nachgefragt, sind es sicherlich anspruchsvolle, aber als Außenstehender hat man den Eindruck, ganz realistische Ziele: „Der Klassenerhalt ist ganz klar unser Ziel. Wir werden sehen, wie wir in die Saison kommen. Es ist oben ein deutlich höheres Niveau. Wir haben jedes Wochenende ein Spiel, haben auch das Schiedsrichterproblem zu lösen. Der Stamm steht. Wenn alle dabei bleiben und mitziehen, ist der Klassenerhalt drin“, so Fabian Seeger, der den ersten Lindauer Sechser führen wird.

Kapitän Sascha Steffen aus der Zweiten formulierte andere Ziele: „Für uns müsste das obere Drittel drin sein. Bei acht Mannschaften in der Staffel ein machbares Ziel. Wir gehen mit acht bis zehn Spielern in die Saison. Die Älteren wie Guido Müller, Thoralf Sandmann und Ralf Elmenthaler werden uns weiter unterstützen. Mit Szymon Brodzyk kommt ein talentierter Junge aus der Ersten runter, um ausreichend Spielpraxis zu sammeln. Dennis Lust hat sich nun endgültig abgemeldet.“

Weiter war zu hören, dass die Lindauer an die Reaktivierung von Ehemaligen denken, die wie Robert Willno oder Steven Kieler sogar die Mannschaften verstärken könnten. „Daran wird gearbeitet“, so Müller. Übrigens unterstützen Kieler und sein Vater mit ihrer Heizungs-, Sanitär- und Elektrofirma schon seit Jahren die Lindauer. Kieler ist ein Eigengewächs der Lindauer.

Mit etwas Bier und vielen weiteren Gesprächen ging dann der Nachmittag zu Ende. All seine Trikots, die „Achim“ Wuttig mitgebracht hatte, wurden wieder eingepackt, wobei sich das Lindauer Urgestein so manche spöttische Bemerkung zur jeweiligen Größe anhören musste.