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Formel 1 Mercedes-Stimmungstief: „Dieses Auto verdient keinen Sieg“

Mercedes-Teamchef Toto Wolff findet vernichtende Worte für den Formel-1-Silberpfeil. Starpilot Lewis Hamilton ist froh, wenn er den Wagen bald los ist. Aber wird es dann besser?

Von Jens Marx, dpa Aktualisiert: 06.11.2023, 11:16
Wartet seit langer Zeit auf einen Sieg: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton.
Wartet seit langer Zeit auf einen Sieg: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Andre Penner/AP/dpa

São Paulo - George Russell ließ noch während des Rennens seinen Frust über Funk raus. Das absolute Stimmungstief für das einst so erfolgsverwöhnte deutsche Formel-1-Werksteam Mercedes stand da aber noch bevor.

„Ein Rennen zum Vergessen“, sagte Lewis Hamilton über den Großen Preis von São Paulo. Vernichtend gar fiel das Urteil von Teamchef Toto Wolff am Sonntagabend in Brasilien aus: „Dieses Auto verdient keinen Sieg.“ Zwei Rennen noch, dann müsse er hoffentlich nie wieder mit „diesem Ding“ fahren, meinte Hamilton. 

Vor einem Jahr war Mercedes der einzige Sieg in der Saison 2022 in Brasilien gelungen, Russell hatte auch das Sprintrennen für sich entschieden. Und nach dem Auftritt zuletzt in Austin und Mexiko-Stadt hatte das Silberpfeil-Team Hoffnung geschöpft, in Interlagos wieder ganz vorn dabei sein zu können. DNF stand aber hinter Russells Namen, sprich: Er kam nicht ins Ziel. Platz acht wurde es für den in der zweiten Hälfte des Grand Prix durchgereichten Hamilton.

„Horrorshow“

„Horrorshow“, schrieb das britische Boulevardblatt „The Sun“ am Montag in großen Lettern. „Lewis Hamilton und Russell erleben beim Großen Preis von Brasilien einen Alptraum, als bei (Max) Verstappens Sieg Mercedes das Lächeln aus dem Gesicht gewischt wird.“  

Eine unentschuldbare Leistung konstatierte Wolff unumwunden. Ihm würden die Worte fehlen. Allerdings fand der 51 Jahre alte Österreicher, bekannt für klare Aussagen, sie schnell wieder: „Das Auto hat sich angefühlt wie auf drei, nicht vier Rädern.“ Was sie aus dem zweiten Platz von Hamilton eine Woche vorher in Mexiko gemacht hätten, „war schrecklich“, sagte Wolff beim Sender Sky vor der Abreise. 

Statt erster Vorfreude im Flieger auf der Rückreise nach Europa auf das bevorstehende Spektakel in Las Vegas dürften die Stunden über den Wolken von der gehörigen Bruchlandung auf dem Autódromo José Carlos Pace geprägt gewesen sein. Aufarbeitung ist angesagt, um zu retten, was noch zu retten ist. In weniger als zwei Wochen steht das spektakuläre Comeback in Las Vegas an, danach das Finale in Abu Dhabi. 

Lange Hamilton-Durststrecke

Platz zwei für Hamilton im WM-Klassement ist bei 32 Punkten Rückstand auf Sergio Pérez kaum mehr drin. Seit fast zwei Jahren wartet der 103-malige Grand-Prix-Gewinner nun schon auf seinen nächsten Sieg. Und in der Konstrukteurswertung liegt Mercedes als Zweiter nur 20 Punkte vor Ferrari. Es ist das Klassement, das über viel Geld entscheidet und Mercedes zu seiner Hochzeit von 2014 an achtmal in Serie für sich entschied. Die Zeiten sind vorbei. Red Bull ist das neue Mercedes und räumt alles ab. 

Dass bei den Silberpfeilen das Binnenverhältnis der beiden Piloten manchmal schnell verwundbar scheint, erleichtert es nicht. Als Russell vergeblich darauf wartete, vom Team an Hamilton vorbeigelotst zu werden, der ihn aus seiner Sicht nur aufhielt, zischte der 25-Jährige via Funk an den Kommandostand: „Arbeiten wir hier zusammen oder fährt jeder sein eigenes Rennen?“ Die Antwort: „Wir diskutieren noch.“ 

Für Russell erledigten sich die Diskussionen, als seine Motoreneinheit zu heiß wurde und er den Wagen in der Garage abstellen musste. „Es tut mir leid für sie, dass sie mit einem so schwierigen Auto fahren mussten“, sagte Wolff: „Das Auto ist die ganze Zeit auf des Messers Schneide und wir müssen sicherstellen, dass wir dieses Problem in der Entwicklung des nächstjährigen Autos in den Griff bekommen.“  Frust und Stimmungstief sollen nicht zur Gewohnheit werden.