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2. Liga MSV-Absturz fast real

Sie holten zweimal einen Rückstand auf und am Ende einen Punkt - doch das war für den MSV Duisburg viel zu wenig. Der Abstieg in die 3. Liga ist kaum noch zu vermeiden. Das weiß auch Trainer Torsten Lieberknecht. Für ihn könnte es am Sonntag ein Déjà-vu geben.

Von Holger Schmidt und Roland Leroi, dpa 30.04.2019, 13:27

Duisburg (dpa) - Für das vermeintliche Endspiel am letzten Zweitliga-Spieltag beim Hamburger SV hatten die Fans des MSV Duisburg schon alles vorbereitet. "Alle im Trikot und mit Schal", lautet das Motto. Es wurde eigens für den Saisonausklang ein limitierter Mottoschal kreiert.

"Als geschlossene, laute Fanschar" sollte der MSV am 19. Mai zum Klassenerhalt geschrien werden. Spätestens seit Montagabend ist jedoch wahrscheinlich, dass der vierte Absturz des MSV in die Drittklassigkeit des Fußballs bis dahin schon besiegelt sein wird. Die Retterparty wird wohl nur eine Abschiedsparty werden.

Nach dem 2:2 (1:1) gegen Arminia Bielefeld herrschte in der Duisburger Arena jedenfalls schon Abstiegsstimmung: betretene Gesichter, nahezu kollektives Schweigen. Überall war der Eindruck greifbar: das war's. Das "Horrorszenario" - so hatte Präsident Ingo Wald zuletzt einen Abstieg des finanziell angeschlagenen Vereins bezeichnet - scheint Realität zu werden.

Auch Torsten Lieberknecht stand lange regungslos da. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick ins Leere gerichtet. Und auch vor den Mikrofonen später klang beim Trainer wenig Optimismus durch. "Es ist wichtig, dass wir in diesem schwierigen Moment Haltung bewahren", sagte der 45-Jährige: "Auch, wenn es schwer ist und die Frustration groß ist. Ich versuche, die Mannschaft wieder aufzurichten. Aber auch ich muss das Ganze erstmal sacken lassen." Kuriose Randnotiz: Besiegelt werden könnte der Abstieg am Sonntag in Kiel - dort stieg Lieberknecht im Vorjahr mit Braunschweig ab.

Fünf Punkte Rückstand hat der MSV bei noch drei ausstehenden Partien auf den Relegationsplatz, dazu die deutlich schlechtere Tordifferenz. Zwei Auswärtsspiele stehen noch aus, nur noch eines daheim. Und mit Kiel, Heidenheim und Hamburg warten drei Gegner aus den Top sieben der Tabelle. "Wir brauchen viel, viel Glück und drei Siege, um es noch zu schaffen", sagte Lieberknecht: "Das wird sehr, sehr schwer."

Auch aus Stürmer Stanislav Iljutcenko sprach der pure Frust. "Der Fußball-Gott ist in dieser Saison kein Duisburger", sagte er: "Wir werden weiter mutig spielen. Wir haben jetzt eh nix mehr zu verlieren. Aber irgendwann kommt dann vielleicht der Zeitpunkt, wo es rechnerisch nicht mehr geht." Abwehrspieler Kevin Wolze, der gegen Bielefeld einen Muskelfaserriss erlitt, erklärte: "Wir geben die Hoffnung nicht auf. Aber wir wissen, dass es an ein Wunder grenzen würde."

Erstmals waren die Meidericher 1986 in die 3. Liga abgestiegen. Damals kehrten sie nach drei Jahren zurück. Nach dem Lizenzentzug 2013 dauerte es zwei Jahre, nach dem Abstieg 2016 gelang die direkte Rückkehr. Finanziell hat sich der MSV zuletzt leicht konsolidiert, ein erneuter Abstieg wäre auf diesem Weg aber ein herber Rückschlag.

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