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Aus bei US Open Nächste Verletzung: Körper lässt Zverev „im Stich“

Im Viertelfinale der US Open gegen Carlos Alcaraz bleibt Alexander Zverev chancenlos. Erneut bremst ihn eine Verletzung. Die Davis-Cup-Teilnahme wackelt. Doch sofort formuliert er wieder große Ziele.

Von Florian Lütticke, dpa Aktualisiert: 07.09.2023, 09:47
Alexander Zverev (l) gratuliert Carlos Alcaraz zum Sieg.
Alexander Zverev (l) gratuliert Carlos Alcaraz zum Sieg. Frank Franklin II/AP

New York - Frustriert sprach Alexander Zverev über den nächsten missglückten Anlauf für seinen großen Grand-Slam-Traum und stellte sich nach der erneuten Verletzung grundsätzliche Fragen. Bei der deutlichen Niederlage gegen den Weltranglistenersten Carlos Alcaraz streikte im Viertelfinale der US Open wie schon drei Monate zuvor in Paris der Oberschenkel.

„Mein Körper lässt mich ein bisschen im Stich momentan. Da muss ich nachschauen, was Sache ist“, sagte Zverev ratlos kurz nach Mitternacht. „Vorher hatte ich nie Muskelverletzungen, nie Probleme mit meinem Körper. Jetzt habe ich immer wieder was.“

Nach 2:30 Stunden musste sich der Tennis-Olympiasieger in New York mit 3:6, 2:6, 4:6 dem 20 Jahre alten Titelverteidiger aus Spanien geschlagen geben. Im zweiten Satz zog sich Zverev die Blessur im linken, hinteren Oberschenkel zu und blieb weitgehend chancenlos.

Damit muss der Hamburger weiter auf seinen ersten Triumph bei einem der vier großen Turniere warten. „Dieses Jahr war es nicht realistisch“, gestand er angesichts seiner Rückkehr nach schwerer Knöchelverletzung bei den French Open im Vorjahr - und formulierte direkt wieder große Ambitionen: „Nächstes Jahr möchte ich einen Grand Slam gewinnen, möchte ich die Nummer 1 der Welt sein.“

Nach US Open wieder unter den Top Ten der Welt

Wie realistisch sind diese Ziele? In der Comeback-Saison deutete Zverev zuletzt wie beim epischen Achtelfinalsieg gegen Jannik Sinner in mehr als viereinhalb Stunden zumindest immer wieder sein früheres Top-Potenzial an, mit dem er 2022 bis auf Weltranglistenplatz zwei gestürmt war. Doch schon im Training vor der Niederlage im Halbfinale der French Open gegen den Norweger Casper Ruud Mitte Juni hatte er eine leichte Zerrung im Oberschenkel erlitten. „Am Ende des Tages ist das das Traurige“, konstatierte Zverev. „Mein Tennis ist da. Wenn mein Tennis nicht da wäre, hätte ich nicht gegen Sinner gewonnen.“

Nach den US Open wird Zverev auch aufgrund guter Ergebnisse wie dem Turniersieg in seiner Hamburger Heimat erstmals seit gut zehn Monaten wieder unter den Top Ten der Welt stehen. Damit steigen wieder die Chancen, nicht bereits in frühen Runden auf Topprofis wie Sinner zu treffen und erholter in die großen Spiele zu gehen.

„Er hat ein tolles Turnier gespielt, hat sich in eine gute Form gespielt. Das Match gegen Sinner war für mich bislang das Match des Turniers“, lobte Tennis-Legende Boris Becker als Experte bei „Sportdeutschland.TV“ Zverev nach dem Aus. „Er ist wieder da, er ist wieder in der Weltspitze, wieder in den Top Ten. Auf diese Steine kann er bauen.“

Die ATP Finals der besten Acht des Jahres Mitte November in Turin sind ebenso greifbar - sollte die Verletzung nicht weitere Einsätze in den kommenden Wochen verhindern. „Ich habe da eine Beule“, berichtete Zverev in kurzer Hose. „Normalerweise wenn du eine Beule hast, deutet es darauf hin, dass du einen Riss hast.“ Eine Untersuchung in der Heimat nach dem Rückflug soll Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung bringen. 

Davis-Cup-Einsatz fraglich

Dann wird auch klar sein, ob Zverev wie geplant das deutsche Team in der Davis-Cup-Relegation am 16. und 17. September in Bosnien-Herzegowina anführen kann. „Ich bin in der Mannschaft, ich möchte spielen und ich werde auch versuchen zu spielen“, sagte Zverev im größten Interviewraum des Arthur Ashe Stadiums. „Das hängt jetzt davon ab, was mein Körper sagt.“

Zu Beginn der Partie gegen Alcaraz schien Zverev noch physisch voll da. Selbst nachdem er im ersten Satz gegen Alcaraz zwei Breakbälle vergeben hatte, erkämpfte er sich auch im dritten Durchgang noch einmal drei Chancen - ließ aber alle ungenutzt. Der Unterschied: Alcaraz verwertete alle seine vier Möglichkeiten, dem Gegner den Aufschlag abzunehmen.

Zwischenzeitlich rief Vater und Trainer Alexander Zverev senior seinem Sohn von der Tribüne aus zu, dass er auch aufgeben könne. „Ich höre aber nur auf, wenn ich am Boden liege wie in Paris“, sagte Zverev trotzig. 

„Offensichtlich hatte er körperliche Probleme im dritten Satz“, berichtete der zweimalige Grand-Slam-Sieger Alcaraz und schwärmte von Zverev, als dieser schon längst in der Kabine verschwunden war. „Er hat so hart gearbeitet, um wieder zurückzukommen. Wir haben Freude an seinem Spiel. Wir sind sehr, sehr froh, dass wir ihn zurückhaben.“