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Teamsprinter selbstbewusst: "Wir wollen Gold"

01.08.2012, 14:36

London - Von wegen Angst vor den übermächtigen Gastgebern. Die deutschen Teamsprinter sind mutig. "Wir wollen Gold", sagte Bundestrainer Detlef Uibel vor dem Beginn der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe am Donnerstag im Velodrom.

Furchtlos fordern René Enders (Erfurt), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) bei seinen vierten und letzten Spielen die siegessicheren Briten heraus. Nach dem erneuten Scheitern des Bahnvierers ist das Trio die neue deutsche Vorzeige-Equipe. Auch Miriam Welte/Kristina Vogel (Kaiserslautern/Erfurt) gehen ihre Mission optimistisch und gelassen an. Die Überraschungs-Weltmeister haben ihre Fingernägel fürs Feiern vorsorglich schonmal in den Farben schwarz-rot-gold lackiert.

Dabei sind die Briten im Bahnradsport eine Macht. Das futuristische Velodrom im Olympia-Park soll ihre Festung werden. In Peking stellten die Briten sieben von zehn Olympiasiegern. Die 6000 Sitzplatz-Karten waren für jeden der sechs Veranstaltungstage im Handumdrehen weg. Anders als in Deutschland ist Bahnradsport in Großbritannien sehr populär. Der Tour-de-France-Erfolg von Bradley Wiggins, der seine Karriere als dreifacher Bahn-Olympiasieger startete, befeuerte die Rad-Begeisterung auf der Insel zusätzlich.

"Es ist Olympia, da legt jedes Land noch einmal eine Schippe drauf", prophezeite Sprint-Spezialist Robert Förstemann aus Gera, "ich gehe ganz fest davon aus, dass wir Medaillen holen." Das Selbstbewusstsein des deutschen Teams ist bemerkenswert. Der Mann mit den dicksten Oberschenkeln (73 cm) hat seinen London-Start nur einer kleinen, legalen Trickserei des Verbandes zu verdanken. Weil das Kontingent auf der Bahn ausgeschöpft war, tritt er offiziell als Mountainbiker an - Förstemann darf aber auf dem Lattenoval starten und hat im Sprint am Montag auch berechtigte Chancen auf Edelmetall. Für weitere deutsche Medaillen könnten der Silbermedaillengewinner von Peking, Roger Kluge (Cottbus), im Omnium und der dreifache Weltmeister Levy im Keirin sorgen.

Die größte Favoritenlast tragen allerdings die Teamsprinter. Bei der WM in Melbourne wurden Enders/Levy/Nimke wegen eines Wechselfehlers noch disqualifiziert - der Olympiasieg soll für die Enttäuschung entschädigen. "Für Gold muss man Weltrekord fahren", prophezeite Bundestrainer Uibel, dessen Teamsprinter 2010 (noch mit Förstemann) und 2011 Weltmeister waren. Für Miriam Welte und Kristina Vogel lief die WM in Melbourne ideal. Diesen Rückenwind wollen die beiden in London nutzen.

Die in Leninskoje in Kirgisien geborene Vogel, die 2009 nach einem schweren Trainingsunfall zwei Tage im Koma gelegen hatte, lässt sich sogar von einer Mentaltrainerin betreuen. Die Psychologin habe bei ihr eine gewisse Unentschlossenheit ausgemacht, verriet die blonde Sprinterin. "Du wirkst wie ein kleines Häschen, das vor einer Möhre sitzt und sich nicht traut, hineinzubeißen", habe die Psychologin gesagt. In London ist Biss gefragt.