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Die SCM-Athleten Hacker und Planer starten mit unterschiedlichen Erwartungen in Chungju Bis sich die Ruder biegen

Von Daniel Hübner 21.08.2013, 03:09

Magdeburg l Marcel Hacker im Einer, Maximilian Planer im Vierer ohne: Der SC Magdeburg ist mit zwei Ruderern bei der Weltmeisterschaft in Chungju (Südkorea) am Start. Während Hacker das Finale anstrebt, hält sich Planer mit Prognosen zurück. Seine Vorbereitung lief nicht sonderlich gut.

Den freundlichen asiatischen Empfang hat Marcel Hacker auf Video festgehalten. Südkoreanische Damen standen Spalier, als die Crew des Deutschen Ruderverbandes (DRV) am Montag ihr Domizil erreichte. Sie wedelten mit Winkelementen in schwarz-rot-gold, sie zeigten ein Banner mit der Aufschrift: "Herzlich willkommen, Deutschland." Und dann ließen sie die Athleten zurück in der Einsamkeit von Chungju, wo vom 25. August bis 1. September die neuen Weltmeister gesucht werden. "Im hochmodernen IBK-Hotel", teilte Maximilian Planer über das soziale Internetnetzwerk "Facebook" mit - und direkt an der Regattastrecke auf dem Tangeum-See.

Noch am vergangenen Samstag trafen sich die DRV-Schützlinge zum gemeinsamen Grillen. "Sonst ist ja nicht viel los in Ratzeburg", berichtete Planer, 22 Jahre. In Ratzeburg hat der Verband seine Athleten auf die WM vorbereitet. Und als alle gesund waren aus dem Vierer ohne Steuermann, in dem Planer seine WM-Premiere geben wird, da befand Bundestrainer Marcus Schwarzrock: "Es macht Spaß, dem Boot zuzuschauen." Gesund blieben aber nicht alle, erst wurde Malte Jakschik krank, dann plagte sich Planer mit einer Mandelentzündung und schleppte sich mit Antibiotika durch die letzten Tage. "Eine Überprüfung am Freitag", sagte der Bernburger, "lief schlecht."

Deshalb hat er derzeit nur das einfachste, das einzige WM-Rezept: "Wir müssen im Kopf locker bleiben und dürfen uns nicht verrückt machen." Das wiederum wird den Debütanten Planer, Jakschik (20) und Felix Wimberger (23) leichterfallen als Toni Seifert, dem 32-Jährigen, dem Erfahrenen, dem Olympia-Sechsten von London 2012 in dieser Disziplin. "Toni hat schon eine gewisse Erwartungshaltung", weiß Planer.

Er selbst hält sich mit Prognosen zurück, er verzichtet auch auf Rituale. Zur Europameisterschaft in Sevilla Anfang Juni ließ er seinen Bart stehen, bis das Finale (Platz drei) beendet war. Diesmal hat sich Maximilian Planer noch vor dem Reiseantritt rasiert. "Weil es in Chungju sehr heiß ist bei über 30 Grad Celsius, und weil die Luftfeuchtigkeit dort sehr hoch ist" - und "weil ich gar nicht abergläubisch bin".

Aberglaube ist auch Marcel Hacker fremd. Der 36-Jährige sieht seine Leistung, und er sieht die Konkurrenz. Er sieht zum Beispiel seinen Endspurt. "So einen guten Endspurt hatte ich schon lange nicht mehr, ich bin auf den letzten 500 Metern in der Lage, noch einmal einen abzufackeln, bis sich die Ruder biegen", sagte er zu seiner Stärke. "Im ersten Drittel des Rennens verliere ich aber noch zweieinhalb Sekunden, da muss ich mutiger sein und drübergehen", analysierte er mit seinem Heimtrainer Roland Oesemann eine Schwäche - auch nach dem formidablen Weltcup-Rennen im Juli in Luzern, als er Zweiter wurde hinter Ondrej Synek (Tschechien).

Er sieht dann nicht nur Synek im Lager der Konkurrenz, er sieht auch wieder Mahé Drysdale, den Neuseeländer, den fünffachen Weltmeister, den London-Olympiasieger, der international kaum in Erscheinung getreten ist in dieser Saison. "Die Mahé", wie ihn Hacker liebevoll nennt, "ist dabei." Das nimmt dem Deutschen aber nicht die Zuversicht: "Ich gehe fitter und stressfreier in die WM rein als in den vergangenen Jahren, weil ich weniger Baustellen habe, weil mir mein Trainer viel abnimmt. Weil ich meinen Sport in vollen Zügen genießen kann."

Hacker mochte sich zu seinem Ziel ebenso wenig äußern wie Planer. Allerdings setzt er immer die höchste Priorität in der Finalteilnahme. Und ganz sicher ist er nicht erst seit Luzern ein Hoffnungsträger für Schwarzrock, der auf den Start des Frauenachters verzichtet und der ob einer Medaillenprognose andere denken lässt: "In Nachbetrachtung des Weltcups in Luzern kann sich jeder Interessierte die Frage, wieviel Medaillenpotenzial wir haben, selbst beantworten. Mit dem Ergebnis war ich zufrieden", sagte der Bundestrainer bei "rudern.de".

In der Schweiz gewann der DRV in den olympischen Klassen fünfmal Edelmetall - einmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze.