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Sport wird zum Wirtschaftsfaktor Sachsen-Anhalt ist touristisch auf Trab

Sachsen-Anhalt will sich nicht nur sportlich, sondern auch touristisch
als "Laufland" profilieren. Um Läufer aus den benachbarten Regionen zu
den sowohl lauftechnisch als auch landschaftlich und kulturell
attraktiven Events anzulocken, wurde in der Landesvertretung
Sachsen-Anhalts in Berlin erstmals kräftig die Werbetrommel gerührt.

Von Janette Beck 25.01.2014, 01:19

Berlin l Zugegeben, der Einstieg von Moderator Hajo Schumacher in die Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in der "Möwe" war recht gewagt. "Sachsen-Anhalt ist läuferisch gesehen, das Kenia Deutschlands", stellte der Journalist und Autor locker vorm Podium in den Raum. Und er erntete dafür Raunen und Gelächter der Gäste, die der Einladung zur Präsentation Sachsen-Anhalts als "Laufland" in Scharen gefolgt waren.

Doch Schumacher wäre nicht "Achim Achilles" - unter diesem Pseudonym schreibt der 49-Jährige höchst amüsant in Kolumnen über Läufer und Walker -, wenn er seine Eingangsthese nicht auch zu belegen wüsste. So verwies er auf historische Meilensteine, "denn der erste Stadtlauf fand bezeichnenderweise 1919 in Halle statt. Auch die erste deutsche Meisterschaft im Marathon wurde 1925 zwischen Halle und Leipzig ausgetragen. Zudem ist der Brockenlauf der älteste Berglauf Deutschlands."

Aber auch die sportlichen Erfolge ließen durchaus einen Quervergleich mit der afrikanischen Läufernation zu, fand zumindest Schumacher: "Schließlich kommen mit Waldemar Cierpinski der einzige deutsche Doppel-Olympiasieger im Marathon und mit Frank Schauer auch der aktuelle Deutsche Meister aus der Region."

Laufen als Motor für Sachsen-Anhalts Tourismus

Das alles sowie die diversen attraktiven und oft im Ehrenamt top-organisierten Laufveranstaltungen zwischen Altmark und Weinregion "Saale-Unstrut" sind Pfründe, mit denen der Tourismusverband in Zukunft wuchern will. Allen voran Heike Brehmer, seit kurzem auch neue Vorsitzende des Ausschusses für Tourismus im Deutschen Bundestag: "Laufen und Tourismus gehören zusammen", ist die aus dem Harz stammende CDU-Politikerin überzeugt vom "großen Potenzial des Sportes als Wirtschaftsfaktor".

Dazu hatte sie eine beeindruckende Zahl parat: "Das Jahr über gibt es im Harz eine Belegungsquote von 43 Prozent. Wenn aber der Harzgebirgslauf stattfindet, dann sind es 90 Prozent. Wenn man also bedenkt, dass die Region Harz 50 Prozent der Übernachtungen Sachsen-Anhalts stellt, dann ist das Laufen in der Tat ein Motor für den Tourismus im Land."

Quasi als "laufende Litfasssäule" war an dem kurzweiligen Abend, bei dem sich die größten Lauforganisatoren Sachsen-Anhalts präsentierten, der Initiator der Premierenveranstaltung unterwegs: Staatssekretär Michael Schneider. Der Bevollmächtigte Sachsen-Anhalts beim Bund ist selbst aktiver Läufer, hat Hunderte von Kilometern entlang der Elbe und Saale sowie im Harz in den Beinen und kann auf eine Marathon-Bestzeit von 3:25 Stunden verweisen: "Ich kenne viele Läufe in Sachsen-Anhalt aus persönlicher Erfahrung und kann nur sagen: Wer einen Harzgebirgslauf oder auch einen Himmelswegelauf noch nicht mitgemacht hat, der hat echt was verpasst. Hier gibt es ganz bezaubernde Synergien zwischen Sport, Natur, Kultur und regionaler Tradition."

"Lieber wach im Bett als müde im Wald"

Eher für die Pulsuhr als für die landschaftlichen Schönheiten hat Frank Schauer bei seinem Training ein Auge. Der "Marathonmeister a.D." - eine Stressfraktur im Wadenbein stoppt derzeit seinen Trainingseifer - kommt "normalerweise auf 150 bis 200 Kilometer die Woche". Nicht nur nebenbei, sondern ganz bewusst studiert der Läufer vom SC Magdeburg Maschinenbau. Trotz der wenigen Freizeit, der täglichen Schinderei beim Training oder mangelnder Anerkennung ("Auch nach dem Meistertitel sind meine Eltern meine einzigen Sponsoren"), könne er sich "ein Leben ohne Laufen nicht vorstellen, es gehört einfach dazu", so Schauer. "Ich laufe seit 17 Jahren, und es macht immer noch viel Spaß".

Tipps, wie der 24-Jährige seine Bestzeit von 2:18:26 Stunden noch verbessern kann, gab es von Olympiasieger Waldemar Czierpinski (Bestzeit 2:09:55) persönlich. "Schnell laufen und oben ankommen ist zu 50 Prozent eine Kopfsache." Sein persönliches Motto sei als Aktiver immer gewesen: "Lieber wach im Bett als müde im Wald."