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Rudern: Trainingslager in Sevilla Die schlimmste Zeit ist bald beendet

Von Daniel Hübner 13.03.2014, 02:23

Magdeburg l Vielleicht haben Max Appel und Philipp Syring ja den fakultativen Schulunterricht "Hauswirtschaft" besucht und einen Kochkurs gleich drangehängt. Denn soll nicht der Dauerzustand von Fast-Food-Mahlzeiten mit Pizza und Burger eintreten in den nächsten 14 Tagen von Sevilla, müssen die beiden Ruderer des SC Magdeburg durchaus selbst zum Kochlöffel greifen. Oder sie überlassen Carina Böhlert, Lisa-Marie Reinhardt und Lena Dankel gleich das Territorium "Herd" und melden sich freiwillig zum Abwaschdienst.

Die Gruppe um Coach Roland Oesemann wird im Trainingslager in Spanien, wohin sie am Mittwoch aufgebrochen ist, jedenfalls zugleich eine Wohngemeinschaft bilden in einer Pension, die zwei Kilometer von der Regattastrecke entfernt liegt. "Hätte ich sie zu Hause gelassen", sagte Oesemann, "hätte ich ein schlechtes Gewissen bekommen." Es geht nämlich auf die Saison zu mit den Weltmeisterschaften von der Elite bis zur U 19 - für die fünf Athleten und ihren Vorruderer Marcel Hacker.

Der 36-Jährige wird wiederum direkt an der Regattastrecke verköstigt, Fast Food wird dort kein Thema sein. Hacker reist als Athlet des Deutschen Ruderverbandes (DRV) nach Sevilla, den Aufenthalt seiner Vereinsgefährten hat derweil der SCM organisiert. "Aber ich versuche natürlich, sie in das Verbandstraining einzubinden", erklärte Oesemann. In Spanien ("Aus Erfahrung haben wir zu 80 Prozent gutes Wetter") macht Bundestrainer Marcus Schwarzrock dort weiter, worauf seine Athleten schon seit Monaten hinarbeiten: Grundlagen-Ausdauer, ob in Großbooten oder im Einer. Am 5./6. April ist Saisonauftakt - mit der Langstrecke in Leipzig.

Dann endet auch eine ewige Vorbereitungsphase, die Hacker so beschrieb: "Der Winter ist für uns Ruderer generell die schlimmste Zeit. Wir haben dort keine Vergleichsmöglichkeiten." Genau deshalb flüchten die Athleten in den sonnigen Süden. Damit diese Jahreszeit aber auch in der Heimat keinen allzu monotonen Verlauf nimmt, erklärte Oesemann, "versuche ich, mit neuen Aufgabenstellungen Abwechslung ins Training zu bringen." Nur ist Ergometerfahren unterm Dach eben nicht Bootfahren unterm Himmelszelt, weshalb Hacker sagte: "Ich bin froh, wenn die Saison beginnt."

Dafür ist er athletisch jedenfalls gerüstet. "Mein Leistungsstand ist relativ gut", meinte Hacker zunächst verhalten, um dann zu ergänzen: "Zum gleichen Zeitpunkt 2013 war ich bei weitem nicht bei den Kraftwerten, die ich jetzt habe." Beispiel: Mit 100 Kilo auf den Schultern geht Hacker in zwei Serien jeweils zehnmal in die Kniebeuge, "im vergangenen Jahr waren es gerade mal 85 Kilogramm".

Die Taktik kommt erst nach der Langstrecke am ersten April-Wochenende. "Dann beginnt die Arbeit an der Renneinteilung", bestätigte Oesemann. Das erste Ziel ist der Frühtest, zugleich die deutsche Meisterschaft und Weltcup-Qualifikation, am 19./20. April auf dem Fühlinger See in Köln. Dann kochen alle nur mit Wasser.