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Mangelndes Zuschauerinteresse in Berlin Schwimmen unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit

Von Janette Beck 03.05.2014, 01:26

Magdeburg/Berlin l Ja wo schwimmen sie denn? Die Antwort auf die leicht abgewandelte Frage von Humorist Loriot ist angesichts der deutschen Meisterschaften in Berlin ernüchternd: Sie schwimmen nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Besucher, die den Wettstreit der Elite in der Treibhaus-Atmosphäre der Europaschwimmhalle hautnah miterleben wollten, waren bislang kaum auszumachen. Das soll sich zumindest am Wochenende ändern. Dann will auch die ARD mit Live-Übertragungen der Finals vor den Fernseher locken.

"Immerhin, besser als nichts", findet Franziska Hentke vom SCM. "Es ist schade, dass unser Sport von der Öffentlichkeit so wenig wahrgenommen wird", bedauert die frischgebackene Meisterin über 400 Meter Lagen, dass die Zeiten, als eine Franziska von Almsick die Massen bewegte, Olympiasiegerin Britta Steffens oder Weltrekordler Paul Biedermann die Weltelite in Schach hielten oder sie als "Traumpaar" das Interesse der Öffentlichkeit und Medien weckten, vorbei sind.

Die Wenigsten hätten eine Vorstellung davon, wie groß der Trainings-aufwand sei, glaubt die Magdeburgerin, die zirka 2500 Kilometer im Jahr schwimmt und sich in Trainingslagern "gefühlt" mehr im Wasser als an Land aufhalte. "Es lässt sich Außenstehenden nur schwer vermitteln, warum Wasser trotz allem unser Element ist und wir auf das monotone Kachelnzählen stehen", so die 24-Jährige, die selbst zugeben muss: "Schwimmen ist ja auch ziemlich langweilig. Erst recht für Zuschauer." Es passiere zu wenig, die Wettkämpfe würden sich über Stunden hinziehen und jeder in seiner Bahn schwimmen. "Und mit Badeanzug, Kappe und Schwimmbrille sehen auch alle irgendwie gleich aus." Ihr Tipp: "Das Ganze müsste mehr als Show verpackt werden" - so wie das sogenannte "Duel in the Pool", wo Ende 2013 in Glasgow eine Europaauswahl gegen die USA angetreten war. Hentke: "Die Stimmung dort war unglaublich."

SCM-Schwimmerin Johanna Friedrich sieht nicht nur die oftmals fehlende international Konkurrenzfähigkeit als ein Problem: "Es fehlen auch Typen und Storys, um den Reiz des Schwimmsports rüberzubringen." Allerdings glaubt sie, "dass es nicht ausreicht, nackt im Playboy zu posieren. Das Gesamtpaket muss stimmen", so die 19-jährige Blondine. "Vielleicht könnte man auch mal das eine oder andere witzige Video ins Netz stellen."

SCM-Trainer Bernd Berkhahn hat noch eine andere Idee: "Der Kampf Mann gegen Mann hat was - ich könnte mir gut vorstellen, im Rahmen des Sprintcups der Kanuten auch mal K.o.-Rennen der Freiwasserschwimmer stattfinden zu lassen."