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Qualifikation Handball-Weltmeisterschaft Rücktritt trotz allem kein Thema

Der Stachel der Enttäuschung über das verpasste WM-Ticket saß bei Michael Haaß sehr tief. Auch, weil der Spielmacher des SCM in den Entscheidungsspielen gegen Polen kaum zum Einsatz gekommen war. Dennoch, ein freiwilliger Rücktritt aus dem DHB-Team ist für den Weltmeister von 2007 "absolut kein Thema".

Von Janette Beck 17.06.2014, 01:34

Magdeburg l "Am liebsten gar nichts sagen, einfach nur weg", wollte Michael Haaß nach dem Déjà-vu am Samstagabend. Die 28:29-Niederlage im WM-Playoff gegen Polen war für den Magdeburger das dritte Qualifikationsdesaster, das er als Spielmacher des DHB-Teams innerhalb von drei Jahren hautnah miterleben musste. "Es hat wieder nicht gereicht, weil wir wieder nur einen Tick zu wenig gemacht haben. Vor allem das Überzahlspiel war schlecht. Ich bin so etwas von bedient, das braucht bestimmt ewig, bis ich das verdaut habe."

Dass das Aus für die WM 2015 in Katar "natürlich weitreichende Folgen" haben würde und die in der Vergangenheit "nicht immer sachlich geführten Diskussionen" um die Krise des deutschen Handballs, um die fehlende internationale Konkurrenzfähigkeit der Nationalspieler und auch um den Bundestrainer Martin Heuberger neu aufflammen würden, wusste der 30 Jahre "alte Hase" nur zu gut. "Aber so ist der Sport, so ist das Geschäft."

Glandorf denkt über Zukunftsoptionen nachen

Der Frust war aber auch deshalb so groß, weil der von Rückkehrer Michael Kraus ins zweite Glied verdrängte Haaß wie schon im Hinspiel in Danzig kaum zum Einsatz gekommen war. Vor heimischem Publikum war "Hassan" nur dazu gut, den Mitspielern Verschnaufpausen zu verschaffen. "Der Trainer wird schon seine Gründe gehabt haben, aber natürlich bin ich traurig, bei so wichtigen Spielen will man natürlich seinen Teil beitragen."

Trotz alledem spielen in seinem Kopf Rücktrittsgedanken keine Rolle: "Das ist absolut kein Thema. Egal wer, wenn ein Trainer mich fragt, ob ich für Deutschland spielen will, würde ich immer wieder ja sagen."

Beim Flensburger Holger Glandorf sah das schon ein wenig anders aus: "Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Ich mach\\\' das in der Nationalmannschaft auch schon zehn, elf Jahre. Da muss man in so einer Situation mal nachdenken." Außerdem wolle er "mal gucken, was es für einen Trainer gibt".

Haaß plagen Schuldgefühle

Auch Haaß ist gespannt, wohin die Reise nach der Weichenstellung am Mittwoch durch den DHB geht und unter welchem Trainer das Nationalteam im Herbst die Qualifikation für die EM 2016 in Angriff nimmt. Auch hier ist die Konkurrenz mit Weltmeister Spanien, Österreich und Finnland nicht ohne.

Bereits am Dienstagabend wollen sich DHB-Präsident Bernhard Bauer und Vize Bob Hanning in einem Vier-Augen-Gespräch auf eine gemeinsame Linie einschwören. Haaß plagen derweil Schuldgefühle: "Nachdem wir als Mannschaft das Ding verbockt haben, wartet man mit einem flauen Gefühl im Magen darauf, zu welchen Konsequenzen das Ganze führt - auch für Martin Heuberger."

Eitel Sonnenschein herrscht dagegen bei sechs anderen SCM-Spielern, denn für sie heißt es: Ab in die Wüste! Neben Kreisläufer Bartosz Jurecki mit Polen löste auch Robert Weber mit Österreich das WM-Ticket. Mit einem 28:28 in Norwegen wurde der Zwei-Tore-Vorsprung vom Hinspiel erfolgreich verteidigt. "Es war verdammt eng, und ich bin total happy, dass wir das gepackt haben. Wir sind in Katar dabei und Deutschland wieder nicht, das ist schon echt krass", war der vierfache Torschütze nach dem Coup völlig aus dem Häuschen. Enttäuscht war dagegen Neuzugang Espen Lie Hansen, bester Schütze der Norweger. Trotz seiner acht Tore hatte es nicht gereicht.

Jubel herrschte dagegen bei den Slowenen Jure Natek (4 Tore) und Marko Beziak (1), denn im Rückspiel in Velenje wurde die 22:25-Niederlage in Ungarn durch ein 32:26 noch gedreht. Last but not least werden auch Torhüter Jannick Green und Kreisläufer Jacob Bagersted mit Dänemark in Katar auf Torejagd gehen. Die zukünftigen Magdeburger hatten sich bereits bei der Heim-EM im Januar mit Platz zwei für Katar qualifiziert.