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Sommer-Biathlon Neuer Schub für Hildebrand

Franziska Hildebrand läuft im Spätsommer 2014 so schnell wie nie, zugleich klingt sie so entspannt wie nie. Die Biathletin aus Köthen sicherte sich zuletzt zwei deutsche Meistertitel. Ihre Saison beginnt Anfang Dezember in Östersund. "Ein Podestplatz im Weltcup wäre schon ganz nett", blickt sie voraus.

Von Daniel Hübner 17.09.2014, 03:10

Köthen l Franziska Hildebrand hat das Schiff für sich entdeckt, nach einer Reise durch das Mittelmeer im vergangenen Jahr zog sie es mit dem Luxusdampfer nun über den Atlantik, entlang den kanarischen Inseln. Hildebrand schwärmt von dieser Tour, jeden Tag an einem anderen Ort auszusteigen. Das bedurfte auch gar keiner Gewöhnung, in der Wintersaison steigt die Biathletin aus Köthen in beinahe jeder Woche ebenfalls an einem anderen Ort aus - dann allerdings zumeist aus dem Flugzeug. Und zum Weltcup-Auftakt erstmals in Östersund (Schweden/1. bis 7. Dezember).

Die Entspannung aus dem Urlaub durfte Hildebrand gleich mitnehmen in die Sommervorbereitung. "Mit meinem 14. Platz aus dem Gesamtweltcup in der vergangenen Saison bin ich automatisch in der Mannschaft gesetzt, das war für mich ein gutes Gefühl, ich hatte nicht den Stress, mich qualifizieren zu müssen", erklärt die 27-Jährige. Und ohne diesen Druck fuhr sie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften in Altenberg und Oberhof zum Titel in der Verfolgung und im Einzel sowie zum dritten Platz im Sprint.

Dabei überzeugte sie nicht mal am Schießstand, wie man es von ihr gewohnt ist, sie überzeugte mit schnellsten Laufzeiten - wenngleich auf Rollerski und Asphalt. "Die läuferische Leistung war immer der Kritikpunkt in den letzten Jahren, ich war total überrascht, dass es diesmal so gut lief", sagt Hildebrand. Zumal sie sich erst im Formaufbau befindet und dieser bis zum Höhepunkt des Winters, die Weltmeisterschaft in Kontiolahti (Finnland/4. bis 15. März 2015), nach und nach gesteigert wird.

Aber sie hat ihre Stocktechnik weiter verfeinert mit Hilfe der Coaches Rudi Schöllmann und Ricco Groß in ihrer Wahlheimat Ruhpolding, wo sie in ihrer Trainingsgruppe ausschließlich auf junge Männer trifft. Auch das läuft sehr entspannt, berichtet sie. Sie bekommt nun mehr Druck auf den Ski und ist stärker im Schub. "Aber die Frage bleibt, was das international wert ist", sagt die 1,62 Meter große, zierliche junge Frau - und vor allem im Schnee. Ihren ersten Vergleich erhält sie im November bei einem Wettkampf in Sjusjøen (Norwegen), dann kämpfen die Biathletinnen des Deutschen Skiverbandes um die zwei letzten Plätze im Weltcup-Team. Die ersten vier sind mit Hildebrand, Miriam Gössner (Garmisch), Franziska Preuß (Haag) und Laura Dahlmeier (Partenkrichen) bereits besetzt.

Und ihr Ziel ist gesetzt: "Ein Podestplatz im Weltcup", erklärt Hildebrand lächelnd, "das wäre ganz nett." Der fehlt noch in der Einzelbilanz ihrer Karriere. Bundestrainer Gerald Hönig hat sie nach den nationalen Titelkämpfen sogar leise als neue Frontfrau im Team bezeichnet. Das will Franziska Hildebrand schon aufgrund der Vergangenheit gar nicht sein. Im April 2013 war sie sogar aus dem Elitekader gestrichen worden, weil den Verantwortlichen ihre Leistungen nicht zugesagt hatten. Trotzdem hatte sich Hildebrand zurückgekämpft bis zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi. Jetzt ist sie mit neuem Schub zurück: "Und ich möchte mich einfach in Ruhe auf die Saison vorbereiten", erklärt sie. Und entspannt bleiben.