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Gewalt im Fußball Krawallmacher lassen sich nicht ausschließen

Von Thomas Juschus 24.10.2014, 03:07

Magdeburg l "Das Problem von Gewalt im Fußball lässt sich nicht komplett lösen. Aber wir müssen verstehen, warum es immer wieder dazu kommt." So fasste Ulf Gundlach, Vorsitzender des Landespräventionsrates, die Ergebnisse der 8. Tagung am Donnerstag im Gesellschaftshaus in Magdeburg zusammen. Im Fokus der Vorträge und Diskussion von Experten aus Politik, Polizei, Sozialarbeit und Vereinen stand das Thema "Gewalt im öffentlichen Raum" - und dabei besonders beim Fußball.

Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) erneuerte zum Abschluss der Veranstaltung auf einer Pressekonferenz seine Kritik am Beschluss der Bremer Landesregierung, die zusätzlichen Kosten für Polizei-Einsätze bei Risikospielen der Fußball-Bundesliga künftig dem Veranstalter aufzuerlegen. "Ich halte nichts von Aktionismus", sagte Stahlknecht. "Eine Maßnahme muss geeignet sein, Dinge zu verändern. Das wage ich zu bezweifeln", erklärte er. "Es wird bei Fußballspielen immer eine Schnittmenge geben von gewaltbereiten und kriminellen Besuchern. Das lässt sich nicht ausschließen", sagte der Minister. "Da wird der Fußball populistisch benutzt und die Problematik keiner Lösung zugeführt", ergänzte Michael Schädlich, Präsident des Halleschen FC.

Das Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen bewertete Stahlknecht ebenso kritisch. Innenminister-Kollege Ralf Jäger (SPD) hatte dort in den vergangenen Wochen die Polizeieinsätze bei Bundesliga-Spielen reduziert und bei einigen Spielen auf eine Begleitung der Fans auf dem Weg zum Stadion verzichtet. "Polizeieinsätze sind nicht von gutgemeinten Ratschlägen abhängig, sondern von der Lage", sagte Stahlknecht.

Dass die Beteiligung an den Kosten für Polizeieinsätze gerade für die Ost-Vereine dauerhaft nicht leistbar ist, betonte Michael Schädlich in seinem Vortrag. "Der Aufwand insbesondere in den Ostderbys ist exorbitant und für Vereine der 3. und 4. Liga nicht tragbar", sagte Schädlich. Beim Hochsicherheitsspiel Ende September gegen Dynamo Dresden mit 12 500 Zuschauern hätten die Kosten für die Sicherheit zwischen 40 000 und 50 000 Euro gelegen. Im übernächsten Heimspiel gegen Aufsteiger SG Sonnenhof Großaspach erwartet der HFC etwa die Hälfte der Zuschauer wie gegen Dresden. "Der Ertrag wird aber besser sein", prophezeite Schädlich, da auf einen Großteil der Sicherheitsmaßnahmen verzichtet werden kann.

Schädlich räumte ein, dass die Sicherheit rund um die Spiele des HFC eine der wesentlichen Aufgaben des Präsidums geworden sei. "Als ich gewählt wurde, war Sicherheit kein zentrales Thema für mich", sagte er. Zusammen mit Stadt, Polizei-Behörden, Fan-Vertretern und weiteren Interessensgruppen ist es HFC-Veranstaltungsleiter Bernd Paul mit seinem Sicherheitskonzept gelungen, Gewalt- und Straftaten weiter zurückzudrängen. Auf die Vorfälle Mitte Mai beim Landespokalfinale gegen den Viertligisten 1. FC Magdeburg (0:3 n.V.), als es nach dem massiven Einsatz von Pyrotechnik durch HFC-Anhänger zu einer Spielunterbrechnung kam, hat der Drittligist inzwischen erfolgreich mit dem Einsatz von speziell trainierten Hunden reagiert. Allein dies kostet bei jedem Spiel 4 000 Euro.