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Behindertensport Speerwerferin Brämer-Skowronek verlässt ihr Nest

Von Janette Beck 01.11.2014, 01:16

Magdeburg/Herford l "Ich bin dann mal weg." Marie Brämer-Skowronek, Silbermedaillengewinnerin im Speerwerfen bei den Paralympics in London, sagt das nicht nur so dahin, sie meint das ernst. Die junge Leichtathletin, die aufgrund einer spastischen Lähmung auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat mit ihrem Umzug am Donnerstag den Eltern und der großen Schwester sowie ihrem Geburts-, Trainings- und Wohnort Magdeburg den Rücken gekehrt, um "mit Kribbeln im Bauch" in Herford neu durchzustarten - in den Beruf als Erzieherin in einer städtischen Kita und natürlich im Leistungssport. "Es ist einfach an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen", begründet die 23-Jährige die "Nestflucht".

Wenn die Zeit für Veränderungen reif ist, gehen junge Frauen häufig zum Friseur. Marie, die ohnehin schon ziemlich kurze Haare hat, setzt den Schnitt radikal an ihrem bislang wohlbehüteten Umfeld an. "Ich habe sehr lange überlegt, wie es weitergehen soll, wenn im Sommer mein Anerkennungsjahr als Erzieherin im ,Kuschelhaus` in Magdeburg zu Ende ist. Und ich habe mich selbst hinterfragt, was ich eigentlich will, wovon ich träume und wo meine Perspektiven sind", erklärt die Medaillenhoffnung für die Spiele der Behinderten in Rio 2016.

Nächstes Ziel ist Weltmeisterschaft in Katar

Vor allem im Bereich Sport sei ihre Unzufriedenheit zuletzt gewachsen: "Es ging nicht richtig voran, und ich habe viel alleine trainiert. Dazu kam, dass sich im Dezember 2013 wieder einmal die Regeln geändert haben. Das bedeutete, dass vor allem im Technikbereich etwas umgestellt werden musste. Und damit tat ich mich schwer, was nicht zuletzt auch am Ergebnis bei der EM abzulesen war, wo es im Speerwurf nur zu Rang fünf gereicht hat", so Brämer-Skowronek, die einst beim GBS Haldensleben unter Trainer Christian Wischer mit dem Diskuswurf begonnen hatte. Doch dieser war später für ihre Schadensklasse aus dem paralympischen Programm gestrichen worden, so dass sie zum Speerwurf und Kugelstoßen wechseln musste.

Doch Brämer-Skowronek ist erst 23 Jahre, die Zukunft gehört also ihr. Sie schaut mit großem Optimismus nach vorn und nimmt als erstes Etappenziel auf dem Weg nach Rio die WM 2015 in Katar ins Visier. "Ich schließe mich in Herford der Trainingsgruppe von Nachwuchs-Bundestrainer Alexander Hollstein an, zu der auch der Paralympic-Sieger im Diskus, Sebastian Dietz, gehört.

SC Magdeburg wird weiter angefeuert

Der LAV Bünde zeigt als Verein Interesse und auch der Landesverband Nordrhein-Westfalen hat mir Unterstützung zugesagt. Das Wichtigste ist aber erst einmal, dass ich mich 2015 mit einer ordentlichen Leistung anbiete, um wieder in den A-Kader zu kommen."

Und bevor der bekennende Handball-Fan ("Zum Glück gibt es in meiner neuen Umgebung einige Erstligisten, so dass ich meinen SCM zumindest auswärts anfeuern kann") seine Zelte in der alten Heimat abbricht, verspricht Marie Brämer-Skowronek allen hoch und heilig: "Egal, wohin ich auch gehe: Ich bin und bleibe ein Magdeburger Kind."