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Handball SCM will Meister aufs Kreuz legen

"Ein Spiel zum Genießen", soll es für die SCM-Handballer am heutigen Mittwochabend beim THW Kiel (19 Uhr/live Sport 1) aus Sicht von Geir Sveinsson werden. Der Trainer denkt positiv, auch wenn sein Team nur die Außenseiterrolle inne hat. Wie die "Weltauswahl" aufs Kreuz gelegt werden kann, wurde einigen Spielern bei einem Spezialtraining vermittelt.

Von Janette Beck 05.11.2014, 01:13

Magdeburg/Kiel l "Eine volle Halle, gegen den Meister und ein Fernsehspiel - was will man mehr?", stellte Geir Sveinsson gestern bei der Pressekonferenz eine rein rhetorische Frage. Die Antwort lieferte der Trainer gleich selbst: "Auf solche Spiele freut man sich einfach nur."

Und weil es nicht nur in den Augen der SCM-Fans "sooooo schön, soooo schön" war, wie der Club der Übermacht aus dem Norden zuletzt zweimal hintereinander Paroli bieten konnte (9. Oktober 2013 zu Hause 34:31; (16. März 2014 in Kiel 27:27), hatte der Trainer zur Video-Vorbereitung die schönsten Szenen jener Partien zu einem "Motivations-Clip" zusammengeschnitten.

"Natürlich haben wir uns das noch einmal angeschaut, denn die Spiele haben gezeigt, was möglich ist. Ich hoffe, das hilft uns", liebäugelt Sveinsson damit, dass der SCM seine Erfolgsserie heute fortsetzt und so am Ende vielleicht aller guten Dinge drei sind. Die Chancen dafür stünden seiner Ansicht nach nicht schlecht: "Mag sein, dass Kiel in der Favoritenrolle ist, aber trotzdem fahren wir da hin, um zu gewinnen. Und wir haben die Möglichkeit, im Handball kann alles passieren."

Dieses positive Denken, das dem neuen Coach des SCM offensichtlich in die Wiege gelegt wurde, will Sveinsson auch auf seine Mannschaft übertragen. "Ich will, dass die Jungs solche Spiele unbedingt gewinnen wollen. Und dass sie an sich glauben." Allerdings hatte der Trainer nur ganz wenig Zeit, um den acht von den Länderspielen heimgekehrten Spielern das "Sieger-Gen" neu einzuimpfen. Und, um sich auf den komplexen THW Kiel vorzubereiten, der die Sache noch dadurch erheblich erschwert, dass er die gesamte Abwehr-Klaviatur trotz etlicher Neuzugänge inzwischen auch aus dem Effeff beherrscht.

Weil einige Nationalspieler noch am Sonntag ranmussten, und am Montag durch den Reisestress "noch so müde waren, dass eher Regenerationstraining angesagt war", hatte Sveinsson nur 80 bis 90 Minuten, um seine Mannschaft im Training "besonders auf die Kieler Abwehr" einzustimmen. "Das war eine sehr kurze Vorbereitung mit einmal Training mit dem kompletten Kader und zweimal Video. Dabei sind wir noch einmal konzentriert all das durchlaufen, was gegen Kiel wichtig ist - das war´s. Aber wir sind bereit."

Auch Steffen Stiebler bezeichnete die Vorbereitung als "nicht so optimal". Doch weil es dem ohnehin personell gebeutelten THW (neben Filip Jicha, Rasmus Lauge und Aron Palmarsson droht auch Domagoj Duviniak mit einer Augenverletzung auszufallen) nicht anders erging, sehe er keinen Vor- oder Nachteil für eines der Teams, so der Sport-Chef. "Sicher sind wir nicht in der Favoritenrolle, aber wenn wir unser Ding durchziehen, uns nicht von der Atmosphäre, den Schiedsrichtern oder Ähnlichem ablenken lassen, dann haben wir auch die Chance, ein gutes Spiel anzubieten."

Allerdings könnte es ein kleiner Vorteil für die Magdeburger sein, dass während die Nationalspieler auf Achse waren, die Daheimgebliebenen mit einem Spezialtraining auf die Herkulesaufgabe vorbereitet wurden - mit Brazilian Jiu Jitsu (Abwandlung und Weiterentwicklung der japanischen Kampfkunst Jd, die den Schwerpunkt auf Bodenkampf legt). Dabei könnte den Spielern durchaus gezeigt worden sein, wie man einen Gegner wie den THW aufs Kreuz legt ...

Doch auch ohne Kenntnis der neuen Fertigkeiten der Magdeburger sind die Kieler gewarnt. Allen voran redet Ex-SCM-Trainer Alfred Gislason: "Der Kader ist durchaus mit dem der Löwen und der Flensburger zu vergleichen", wird der Isländer in den Kieler Nachrichten (Mittwoch-ausgabe) zitiert. Die Abwehr der Magdeburger sei "extrem robust, da geht es immer am Rande des Erlaubten zur Sache". Mittelfristig werde Magdeburg sogar "bei der Vergabe der Champions-League-Plätze ein Wörtchen mitreden", glaubt Gislason.