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Box-Duell Stieglitz gegen Sturm Mit harten Bandagen

Von Janette Beck 08.11.2014, 01:10

Stuttgart l Sonnabendabend in Stuttgart (22.30 Uhr/live Sat.1) soll da, wo die Wahrheit liegt, endgültig geklärt werden, wer der Bessere ist - und zwar im Ring. Die Betonung lag aber bis Freitagabend noch auf "soll", denn der "Kampf des Jahres" stand laut Stieglitz-Promoter Ulf Steinforth "auf der Kippe".

Was war geschehen? Der SES-Chef hatte in den vergangenen Wochen schon genug mit dem Lager von Sturm am Verhandlungstisch gesessen. Es ging um das Gewicht, um das Wiegen, dessen Zeitpunkt. Es wurde auch verhandelt, wer zuerst in den Ring gerufen (Stieglitz) und zuerst im Ring vorgestellt wird (Sturm), und es ging sogar darum, welche Farbe die Handschuhe haben dürfen. Und natürlich wurden die Börsen verhandelt. Die sollen dem Vernehmen nach ungleich zwischen Sturm (1,25 Millionen Euro) und Stieglitz (750 000 Euro) verteilt sein. "Wir waren immer um einen Kompromiss bemüht und immer fair", betonte der Promoter.

Doch am Freitag beim obligatorischen "Rules-Meeting" (bei diesem werden alle mit dem Boxkampf zusammenhängenden Regeln geklärt) platzte dem Magdeburger Unternehmer dann doch der Kragen. Steinforth legte lautstark und wenig später auch offiziell Protest dagegen ein, dass es keine Dopingkontrolle beider Boxer nach dem Kampf geben soll. Und er schaltete seinen Anwalt ein. "Wir haben uns bei den Verhandlungen im Vorfeld ja schon bei einigen Dingen hintenan gesehen, doch sei´s drum, das war Zirkus. Aber beim Thema Doping hört der Spaß auf, da geht es ums Prinzip, um sauberen Sport und darum, unser Gesicht zu wahren."

Bereits im Vorfeld des zwischen beiden Lagern frei verhandelten Kampfes, der im sogenannten Catch-Weight von 75,5 Kilogramm - also zwischen dem Supermittel- und Mittelgewicht - stattfindet, war das Thema Dopingkontrolle ein Streitball. "Es ging immer wieder hin und her - ohne eine Entscheidung", berichtete Steinforth gestern der Volksstimme. "Wir haben von Anfang an auf eine angesetzte Dopingkontrolle für beide Boxer bestanden. Und jetzt sagt BDB-Präsident Thomas Pütz auf einmal im Sinne des Sturm-Lagers: ,Wir brauchen keine Dopingkontrolle`, weil es kein WM-Kampf ist und das Ganze nicht unter dem Dach des BDB und dessen Regeln stattfindet."

Das sei schon sehr komisch, sagte der SES-Chef, zumal sonst alle anderen Regeln des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) wie die Anzahl der Leute in der Kabine und Zählweise nach Verletzungen etc. gelten sollten. Gegen eine Dopingkontrolle zu sein, findet Steinforth in Zeiten eines weltweit forcierten Anti-Doping-Kampfes dann aber doch "sehr, sehr fragwürdig. Ich sehe mich als Promoter in der Pflicht, meinen Boxer zu schützen. Deshalb werde ich darauf bestehen, dass eine Kontrolle stattfindet. Wenn nicht, dann fällt der Kampf eben aus. Basta!"

Stieglitz selbst erklärte nach dem Wiegen, bei dem er genau 75,5 Kilo wog (Sturm: 75,35), dass für ihn der Gang zur Urinkontrolle "eine Selbstverständlichkeit" sei. Das ganze Theater im Vorfeld sei schon "ziemlich bescheuert" gewesen. "Dass jeder seine eigene Waage zum offiziellen Wiegen mitbringt oder mir einer die Farbe der Boxhandschuhe vorschreibt, das ist einfach lächerlich. Es wird Zeit, dass wir das Ganze endlich im Ring klären", erklärte Stieglitz.

Da Sturm in einer neuen Gewichtsklasse antritt, könnte Stieglitz im Vorteil sein. Dem gebürtigen Bosnier wird hingegen die vermeintlich bessere Technik nachgesagt. Wer im Kampf als Sieger hervorgeht, darüber streiten auch die Box-Kollegen.