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SCM-Handballer zur WM in Katar Gestern waren sie noch Freunde

In der Bundesliga geben sie gemeinsam alles, in den Länderspielen
schenken sie sich nichts: Voraussichtlich sieben Handballer des SC
Magdeburg treten in fünf Nationalteams bei der Weltmeisterschaft 2015 in
Katar an.

Von Daniel Hübner 31.12.2014, 02:17

Magdeburg l Marko Bezjak hat es für einen Moment gewagt zu träumen. Er stand im Halbdunkel des Kabinengangs in der Göppinger EWS-Arena, und er lächelte mit dem ganzen Gesicht. Mensch, lieber Marko Bezjak, so lautete nämlich die Anrede am vergangenen Freitag nach dem 36:33-Erfolg bei Frisch Auf, nach diesem Halbjahr mit dem SCM und Platz vier in der Bundesliga kann doch Slowenien endlich Weltmeister werden, nicht wahr? "Ja", entfuhr es dem 28-Jährigen zunächst, es folgte das lange Lächeln, ehe der Regisseur des Magdeburger Spiels fortführte: "Das wäre schön."

Bezjak ist noch nie Weltmeister geworden mit Slowenien, ebenso wenig Jure Natek (32 Jahre), der mit ihm vom 15. Januar bis 1. Februar in Katar Seite an Seite um das bestmögliche Resultat kämpfen wird. Bezjak belegte bei der Europameisterschaft 2012 den sechsten Platz mit seinem Nationalteam, er wurde bei der WM 2013 Vierter. Die EM 2014 hatte Slowenien verpasst. Deshalb sagt Bezjak: "Wir bleiben realistisch. Wir haben eine gute Gruppe mit guten Gegnern. Unser Ziel ist das Viertelfinale, um uns direkt für die Olympischen Spiele 2016 in Rio zu qualifizieren."

Bezjak und Natek sind nicht allein unter Magdeburgern bei der WM. Mit Torwart Jannick Green (26) für Dänemark, Matthias Musche (22) für Deutschland, Robert Weber (28) für Österreich sowie Bartosz Jurecki (35) und vielleicht Andreas Rojewski (29) für Polen spielen sieben SCM-Akteure in fünf Nationalmannschaften. Die Freunde von gestern sind die Gegner von morgen. Vier davon (Musche, Green, Jurecki und Rojewski) sind es bereits in der Vorrunde.

Rojewski und Jurecki spielten bereits die erste Probe für den Ernstfall. In Kattowice wurde zuletzt der Christmas Cup ausgetragen. Polen hat zwei Siege davongetragen. Ein 29:22 gegen Tschechien, Jurecki traf dreimal. Ein 28:20 gegen die Slowakei, Rojewski gehörte zum Kader. Ob er dazu auch in Katar gehören wird, "weiß ich noch nicht", teilte er am Sonntag mit. "Ich denke, das wird beim Lehrgang ab dem 5. Januar entschieden."

Ab dem heutigen Mittwoch haben Jurecki und Rojewski zunächst ein paar freie Tage für die Familie, ehe der letzte Lehrgang folgt und es dann über Spanien nach Katar geht. "Ziele für die WM wurden noch nicht formuliert", berichtete Rojewski. Bei der letzten WM in Spanien flogen die Polen im Achtelfinale nach einem herben 19:27 gegen Ungarn raus. Bei der EM 2014 verpassten sie im letzten Hauptrunden-Match durch ein 28:31 gegen Kroatien das Halbfinale. Sie wurden Sechste, und das hatte sehr an Jurecki genagt.

Dänemark war bei jener EM untergegangen - allerdings erst im Finale gegen Frankreich (32:41). Jannick Green war dabei. Und der 26-jährige Keeper des SCM war auch dabei, als Dänemark im WM-Endspiel 2013 den Spaniern in allen Belangen unterlegen war - 19:35. Und 2015? "Wir wollen natürlich sehr gerne das Halbfinale erreichen", sagte Keeper Green. "Aber wir wissen auch, dass es sehr viele gute Mannschaften gibt. Wir müssen also alles geben, sonst werden wir nicht weit kommen." Das letzte Vorbereitungsturnier bestreiten die Dänen ab 8. Januar in der Heimat: gegen Island, gegen Schweden, auch gegen Slowenien.

Ein Abenteuer für Musche und Weber

Weit gekommen sind die Österreicher schon mit der Qualifikation zur WM: Es ist erst ihre fünfte Teilnahme seit 1938 an solch einem Turnier. Und Robert Weber, der mit 166 Toren derzeit beste Torschütze der Bundesliga, ist zum zweiten Mal dabei. 2011 in Schweden belegte das Team des damaligen Trainers und heutigen Göppinger Coaches Magnus Andersson Platz 18: Rechtsaußen Weber war mit 33 Toren erfolgreich.

Für Österreich bleibt die WM auch unter dem heutigen Coach Patrekur Johannesson ein Abenteuer - wie für Matthias Musche. Zumindest gehört der 22-jährige Magdeburger Linksaußen zum engsten Kader-Kreis des Deutschen Handball-Bundes (DHB), der mit Trainer Dagur Sigurdsson am 2. Januar zu Testspielen nach Island aufbricht und der für die WM kein Platzierungsziel ausgegeben hat. "Es ist das, worauf man seit Jahren hinarbeitet. Mit der Nationalmannschaft wird ein Traum wahr. Aber abwarten, ob ich auch im endgültigen 16-Mann-Aufgebot bin", erklärte Musche.

Man darf den sieben Auserwählten trotzdem wünschen: Guten Rutsch in die WM. Übermorgen sind sie dann wieder Freunde.