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Rudern Willkommen in der starken Gruppe

Carina Böhlert und Denis Sittel vom SC Magdeburg haben sich die U 23-WM in diesem Jahr zum Ziel gesetzt. Die Ruderer aus der Trainingsgruppe von Roland Oesemann wollen aber zunächst auf dem Ergometer überzeugen. Ende März starten sie in Leipzig in die Saison.

Von Daniel Hübner 19.02.2015, 07:53

Magdeburg l Marcel Hacker hat es geschworen: Der 37-jährige Vorruderer des SCM hat Denis Sittel nicht zu einem Wechsel nach Magdeburg überredet. Das wäre leicht zu vermuten gewesen, denn Hacker und Sittel wohnen nur wenige Kilometer voneinander entfernt im Harz. Der eine mit Familie in Blankenburg, der andere in Wienrode. Außerdem haben sie sich bei gemeinsamen Trainingslagern schon eine Bude geteilt. "Wir kennen uns jetzt seit fünf, sechs Jahren", bestätigte Sittel. Aber den Wechsel vom Halleschen RV Böllberg, für den er in den vergangenen acht Jahren gestartet war, zum SCM hat er im Januar aus eigenem Antrieb vorgenommen. "Hier trainieren mit Marcel der schnellste Einerfahrer Deutschlands und mit Philipp Syring, Max Appel und Steven Weidner gute Nachwuchstalente, das ist mein Ansporn, das will ich für mich nutzen." Willkommen in der starken Gruppe.

Sittel, Polizist, Motorradfan und leidenschaftlicher Jäger, ist erst 21 Jahre jung, trotzdem hat er bereits ein bewegtes Ruderleben hinter sich. Dazu gehören die Titel bei den Junioren-Weltmeisterschaften im Doppelvierer (2010) und im Doppelzweier (2011), dazu gehört aber auch die Niederlage bei seiner ersten U-23-WM (2012). "Da war ich Schlagmann im Vierer, wir hatten im Halbfinale einen Krebs gezogen und den Endlauf um eine Zehntelsekunde verpasst - als Titelfavorit. Das war eine bittere Niederlage."

Die zweite Enttäuschung folgte im vergangenen Jahr, als er als drittbester Einerfahrer in der U 23 zur WM-Qualifikation antrat - und die Titelkämpfe verpasste. "Ich hatte gedacht, ich bin wieder voll dabei. Und ich hatte es trotz Fiebers ins Finale geschafft, aufgrund meiner Weisheitszahnprobleme aber für den Endlauf abgemeldet. Das ist mir auf die Füße gefallen. Nach der Selektion wurde ich wieder nach Hause geschickt."

Sittel nimmt in Magdeburg also einen neuen Anlauf auf die WM. So schön die Zeit auch in Halle gewesen sein mag, "brauche ich jetzt einfach neue Reize". Und er hat große Ziele, für die er mit den U-23-Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) gerade über den Fluss Ebro im Trainingslager von Mequinenza (Spanien) fährt: "Ich will bei der Langstrecke in Leipzig zunächst auf dem Ergometer über 2000 Meter unter 6:10 Minuten bleiben und mich dann über die 6000 Meter unter den ersten 16 einordnen." Die Langstrecke am 28./29. März ist der traditionelle Saisonauftakt, bei dem der Leistungsstand sowohl am Hallengerät als auf dem Wasser getestet wird.

Auch Carina Böhlert quält sich gerade über den Ebro, auch für sie steht die Leistung auf dem Ergometer zunächst im Fokus. Bei der Überprüfung in Leipzig strebt sie 6:55 Minuten an, sie würde damit vier Sekunden unter ihrer Bestzeit bleiben. "Mein Saisonziel ist klar die U-23-WM. Für die Bootsklasse bin ich offen, aber mich würde auch mal der Doppelzweier interessieren." In den vergangenen beiden Jahren kehrte die 21-Jährige von den Welttitelkämpfen einmal mit Bronze und einmal mit Rang vier im Doppelvierer zurück.

Eigentlich, so Böhlert, "hatte ich mir nach der letzten Saison höhere Ziele gesetzt, ich wollte schauen, was in Richtung A-Kader möglich ist." Aber dann folgte eine Viruserkrankung, die Studentin der Sportwissenschaften trainiert erst seit Januar wieder regelmäßig. Erstaunlich, dass dennoch "meine Kraftwerte besser sind als zum gleichen Zeitpunkt 2014", erklärte sie - obwohl sie zudem der Prüfungsstress zuletzt plagte, obwohl sie ein Praktikum in der Leistungsdiagnostik am Olympiastützpunkt absolviert. "Es kam vieles zusammen." Trotzdem möchte Böhlert sich in Leipzig "bestmöglich verkaufen". Dazu muss sie ein Problem lösen: "Es ist bei mir keine Frage der Kraft und Ausdauer, sondern vor allem der Überwindung, meine Vorgaben auch umzusetzen."

Rudert der Kopf erstmal mit und kann Böhlert sich beim ersten Kleinboottest mit der Elite vom 17. bis 19. April in Brandenburg sogar für den A-Kader empfehlen, "dann sage ich nicht Nein" zur neuen Chance. Und diese würde auch Denis Sittel nicht verstreichen lassen.