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Boxen Kuschelkurs statt Ballyhoo

Große Worte sind nicht die Sache von Dominic Bösel. Vor seinem ersten Auftritt als Hauptkämpfer im Rahmen der 100. SES-Boxgala am Sonnabend im Magdeburger Maritim-Hotel (mdr, live ab 22.30 Uhr) ging der 25-Jährige sogar auf Kuschelkurs mit Gegner Timy Shala.

Von Thomas Juschus 06.03.2015, 02:22

Magdeburg l Normalerweise sind Profi-Boxer um einen flotten Spruch nicht verlegen. Der erste Schlagabtausch findet in aller Regel schon weit vor dem Kräftemessen im Ring statt - meistens verbal. Dominic Bösel, WBO-Intercontinental-Champion im Halbschwergewicht, vermied das übliche Ballyhoo und verteilte erstmal Komplimente an seinen Herausforderer, den ebenfalls ungeschlagenen Kosovaren Timy Shala. "Mein Gegner kommt sehr sympathisch rüber", flüsterte der aus Freyburg/Unstrut stammende Bösel ins Mikro.

Bösel ist nach der Absage des WM-Kampfes von Christina Hammer etwas unerwartet in die Rolle des Hauptkämpfers für die 100. Boxveranstaltung des Magdeburger Promoters Ulf Steinforth gerutscht. "Das ist eine neue Erfahrung, macht aber Spaß", sagt der 25-Jährige angesichts des auch medial großen Interesses. Sportlich hat sich der Kapitän des "Teams Deutschland" dagegen die Aufmerksamkeit durchaus verdient.

Für viele Box-Experten ist der Halb-Schwergewichtler ein Vertreter "des Fechtens mit den Fäusten", dem eine große Zukunft bevorsteht. Vor allem in seinem letzten Kampf im Dezember in München setzte Bösel ein Achtungszeichen. Mit Kombinationen aus dem "Box-Lehrbuch" und einem spektakulären K.o. zum Ende der zweiten Runde gegen den hoch eingeschätzten Franzosen Merah demonstrierte der Ex-Junioren-Weltmeister seine Fähigkeiten.

"Wenn man drei Jahre zurückblickt und jetzt Dominic sieht, dann hat er eine riesige und mehr als positive Entwicklung gemacht", lobte Trainer Dirk Dzemski seinen Schützling. Der will gegen den in Wien lebenden Shala nun den nächsten Karriere-Schritt machen, als Hauptkämpfer und in den Ranglisten. "Mit dem ungeschlagenen Shala kommt die notwendige Herausforderung auf mich zu, um zu zeigen, dass 2015 mein Jahr sein wird. Er boxt mit langen Händen, ist aber kein Techniker. Da sehe ich meine Vorteile", sagte Bösel klar, aber auch zurückhaltend.

Bei so viel Freund- und Herzlichkeit wollte natürlich auch Timy Shala nicht als Spielverderber auftreten, lobte Promoter Steinforth, bedankte sich für den Kampf ("Es ist mir eine Ehre") und verteilte Komplimente an Bösel ("Er hat mich boxerisch schon sehr beeindruckt"). Spätestens im Ring wird aber wohl Schluss sein mit dem Kuschelkurs. Shala: "Ich bin nach Magdeburg gekommen, um zu siegen!"