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Rudern Zwei Männer, eine Philosophie

Marcel Hacker vom SCM und Stephan Krüger bereiten sich auf die Ruder-EM vor. Dort werden sie den Doppelzweier fahren. Und Bundestrainer Marcus Schwarzrock muss danach die Frage beantworten, ob er diesem Duo auch eine WM-Chance geben will.

Von Daniel Hübner 16.05.2015, 03:24

Magdeburg l Marcel Hacker wäre gerne unter 6:10 Minuten geblieben, aber da war Stephan Krüger anderer Meinung. "Locker vorne verwalten", erzählte Hacker vom SCM, lautete die Ansage seines Rostocker Doppelzweier-Partners auf den letzten Metern im Finale von Bled (Slowenien) am vergangenen Sonntag. Also sind Krüger und Hacker über die 2000 Meter sehr locker mit zwei Längen Vorsprung auf Serbien und in 6:12,98 Minuten zum ersten gemeinsamen Weltcup-Gold gefahren. "Ich habe jetzt im Einer, im Zweier und auch im Vierer im Weltcup gewonnen, ich glaube, das hat auch noch nicht jeder geschafft", freute sich Hacker.

Es ist ein großes Glück, zwei Ruderer zu finden, die in einem Boot perfekt harmonieren. Der Sieg von Bled bedeutet zwar nicht, dass Hacker und Krüger seit ihrer ersten Ausfahrt Ende April es zur Perfektion bereits geschafft haben. "Aber wir merken, wie es von Training zu Training besser wird", so Hacker. Was beide sowieso eint, ist ihre Philosophie, "wie ein Schlag laufen soll", erklärte der 38-Jährige. Das darf man als halbe Miete für Erfolgsfahrten verstehen. Wie es in Bled der Fall gewesen ist. Wie es auch in Zukunft der Fall sein wird?

Das ist die Frage, die Bundestrainer Marcus Schwarzrock während des derzeitigen Trainingslagers in Ratzeburg zumindest für die nächste Station beantwortet hat. Die Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) kämpfen bei der Europameisterschaft Ende Mai in Poznan (Polen) um Medaillen. "Wir werden dort den Zweier fahren", teilte Hacker am Freitag mit.

Nach den Titelkämpfen in Polen will Schwarzrock entscheiden, ob er dem Duo Krüger/Hacker auch eine WM-Chance geben oder eine Umbesetzung im Zweier und Vierer vornehmen will, wenngleich jene Großboot-Formation in Bled ebenfalls zu Gold gefahren war. Allerdings wird Schwarzrock die dortigen Erfolge nicht überbewerten, in beiden Finals hatte die stärkste Konkurrenz gefehlt. "Bei der EM werden die Italiener, Kroaten und Briten dabei sein, das wird ein echter Härtetest", ist sich Hacker sicher.

Er ist zufrieden mit seiner Situation, in die er sich selbst mit seinem verpassten Ziel, die Gegner bei den deutschen Kleinboot-Meisterschaften im April mit sechs Sekunden Vorsprung zu schlagen, manövriert hat. Hacker hat festgestellt, dass "sich im Zweier die Schmerzen leichter teilen, es tut nicht so weh". Aber Zweierfahren ist noch mehr: "Wir laufen uns zusammen warm, wir gehen gemeinsam essen, wir sind auf einem Zimmer." Für Hacker, der 15 Jahre lang den Einer das "familienfreundlichste Boot" nannte, ist das neu. Und er klingt, als tue ihm das Neue gut.

Zumindest waren sich Krüger (26) auf Schlag und Hacker im Bug vor ihrer Goldfahrt von Bled einig, wann und wie lange sie das Tempo anziehen, um den Sieg abzusichern. Nur über die 6:10 Minuten, die Hacker gerne gefahren wäre, hatten sie eine unterschiedliche Auffassung.

Das wird sich ändern, wenn sie tatsächlich das Finale bei der Weltmeisterschaft in Aiguebelette (Frankreich) Anfang September bestreiten - oder sogar den Endlauf bei den Olympischen Spielen 2016. Denn noch etwas eint die beiden Athleten: Sie wollen in Rio de Janeiro ihre Karriere beschließen - und zwar mit Gold.