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SC Magdeburg Vertrauensfrage gestellt und geklärt

Der SCM will am Sonntag gegen Balingen (17.15 Uhr/Getec-Arena) Wiedergutmachung für die Derby-Niederlage betreiben.

Von Janette Beck 11.09.2015, 23:01

Magdeburg | Gleich zu Beginn des Derbys in Leipzig waren für einen Moment alle Augen auf Robert Weber gerichtet: Gespannt wurde nach der Vergabe des ersten Siebenmeters verfolgt, wie der etatmäßige Schütze reagiert. Schließlich hatte er nach dem verpatzten Strafwurf im drei Tage zuvor unglücklich verlorenen Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen angekündigt, im Zweifelsfalle keine Siebenmeter mehr zu werfen.
Doch als hätte es nie eine Diskussion darum gegeben, nahm sich der Rechtsaußen ohne zu zögern den Ball und verwandelte den Strafwurf eiskalt. Es folgten noch sieben weitere. Am Ende standen neun Tore und eine blitzsaubere Quote von 100 Prozent zu Buche.
Dass der Österreicher diese im Nachhinein „liebend gerne gegen zwei Punkte eingetauscht hätte“, war die Kehrseite der Medaille. Und so beschäftigte sich Weber zunächst mit der Niederlage beim Aufsteiger, die „besonders weh tut, weil sie unnötig war“. Und er setzte sich mit dem öffentlich formulierten Vorwurf der sportlichen Leitung sowie der Fans in den sozialen Medien, über die eigene Überheblichkeit gestolpert zu sein, auseinander. „Wenn dieser Eindruck entstanden ist, dann müssen wir uns natürlich fragen warum, was schiefgelaufen ist, dass wir so rübergekommen sind“, so der Torschützenkönig der letzten Saison. „Natürlich wusste jeder von uns, dass Leipzig mit dem Messer zwischen den Zähnen auf uns wartet. Und ich würde für jeden meiner Mitspieler die Hand ins Feuer legen, dass er den Aufsteiger nicht mit Absicht auf die leichte Schulter genommen hat.“
Dass der dennoch enttäuschende Auftritt ein Nachspiel haben würde, war Weber klar: „Das darf nicht einfach so abgehakt werden. Wir müssen darüber reden und die richtigen Schlüsse daraus für das Spiel gegen Balingen ziehen. Klar ist: Die Saison ist noch jung und nichts verloren. Aber noch mehr solcher Ausrutscher dürfen wir uns nicht erlauben.“
Diskussionsbedarf hatte Weber schon vor einer Woche. Aus keinem guten Grund: Der Siebenmeterschütze vom Dienst fühlte sich nach der Löwen-Pleite als „Prügelknabe“, wie er es selbst empfand. „Ich wurde bei Facebook und auch anderswo in der Öffentlichkeit für die Niederlage verantwortlich gemacht“, klärt Weber auf. „Zwar bin ich seit dem vergeigten Ding im Pokal-Final-Four schon etwas abgehärtet, was unsachliche Kritik anbelangt. Aber es ist mir wichtig, einmal klarzustellen, dass ich mich nie darum gerissen habe oder reiße, die Siebenmeter zu werfen. Das war erst mein Job, als ich nach Magdeburg kam und die anderen gesagt haben: Mach du mal, du kannst das.“
Dass er das kann, hat Weber oft bewiesen. Im Vorjahr und auch aktuell liegt seine Quote bei über 80 Prozent. Dennoch habe er im Rahmen der Mannschaft „ganz offiziell die Vertrauensfrage gestellt“, verrät er. Doch egal, ob Kapitän Fabian van Olphen, Spielmacher Marko Bezjak oder Sportchef Steffen Stiebler – für alle ist klar: „Es gibt keinen besseren Siebenmeterschützen als Robert. Er war, ist und bleibt erste Wahl.“
In der Pflicht sieht Stiebler indes die komplette Mannschaft am Sonntag gegen den Tabellen-14. Balingen (2:6 Punkte): „Ich erwarte nach der Derbyniederlage eine Trotzreaktion. Die zwei Punkte müssen wir holen. Es ist wichtig, wieder Erfolgserlebnisse zu bekommen. Aber die muss man sich hart erarbeiten. Das kommt nicht von alleine.“