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Rodeln Hüfner überrascht sich selbst

Nur vier Monate nach ihren Achilessehnenriss meldet sich Tatjana Hüfner startklar für den Rodel-Weltcup.

Von Daniel Hübner 25.11.2015, 00:01

Magdeburg l Tatjana Hüfner hat am vergangenen Wochenende die Weihnachtssachen ausgepackt und die Wohnung geschmückt. Es soll ja alles zauberhaft wirken, wenn sie nach der ersten Hälfte der Weltcup-Saison am 21. Dezember in ihre eigenen vier Wände in Erfurt zurückkehrt. Denn pünktlich zum Auftakt am Wochenende in Innsbruck (Österreich) ist die Blankenburgerin ganz aufs Rennrodeln eingestellt. Und damit hat Hüfner nicht nur die Skeptiker überrascht, sondern vor allem sich selbst. „Aber ich hatte keine Zweifel. Ich wusste nur, dass ich geduldig sein muss“, betont sie.

Irgendwann hatten die Pessimisten in ihrem Umfeld so lange ihre Bedenken geäußert, dass auch Hüfner nicht recht an eine schnelle Rückkehr auf den Schlitten glauben mochte. So ein Achillessehnenriss, wie sie ihn im Juli-Trainingslager in Kienbaum im linken Fuß erlitten hatte, lässt sich über Nacht ja nicht beheben. Und streng genommen, ist das Problem nach wie vor nicht behoben. „Es gibt gute und schlechte Tage“, sagt Hüfner über die Schwankungen ihrer läuferischen Qualitäten. An Ausdauertraining war seit dem Unfall nicht zu denken, nur an Athletik und Fahrtechnik. „Und ich habe die Zeit genutzt, um das Material zu optimieren“, berichtet sie.

Mit dem Material kehrte sie nach ersten Testfahrten in Oberhof zur dritten Weltcup-Qualifikation des Bob- und Schlittenverbandes (BSD) ins Geschehen zurück – und wurde vor vier Wochen in Altenberg Zweite hinter Weltmeisterin Natalie Geisenberger (Miesbach). Da staunte selbst Bundestrainer Norbert Loch: „Es freut mich, dass Tatjana nach ihrer Verletzung wieder ihr gewohnt starkes Leistungsniveau erreichen konnte.“

Sportlich hatte sie natürlich ebenso wenig Druck wie Geisenberger, mit WM-Bronze aus der vergangenen Saison war sie für den neuen Winter bereits gesetzt. Druck machte ihr nur die Genesung ihres linken Fußes. „Es war definitiv ein Kraftakt, die rodelspezifischen Werte hochzupushen und an der Beweglichkeit zu arbeiten“, erklärt Hüfner. Gerade der Start beansprucht jeden Muskel in Beinen und Füßen. Und deshalb ist das Rodeln das eine und die weitere Genesung das andere: „Da muss ich jetzt dranbleiben.“

Das will sie auch im Eiskanal. Seit Olympia 2014 entscheidet die 32-Jährige von Winter zu Winter über die Karrierefortsetzung. Ihr Körper hat nun das Zeichen gegeben, dass er auch mit schweren Verletzungen noch sehr gut umgehen kann. Aber Hüfner erwartet deshalb nicht, überall auf Platz eins zu landen, weder im Weltcup noch bei der WM in Königssee am letzten Januar-Wochenende, wenngleich „das natürlich optimal wäre“, sagt sie lächelnd. In ihren bisherigen zwölf Weltcup-Wintern hat die vierfache Einzelweltmeisterin zumindest oft genug überrascht – nicht nur die Skeptiker. Warum sollte das in der 13. Saison anders sein?