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Biathlon Abschlussball in Sibirien

Noch drei Rennen und ein Abschlussball: Dann ist für Biathletin Franziska Hildebrand die erfolgreichste Saison ihrer Karriere beendet.

Von Daniel Hübner 17.03.2016, 00:01

Chanty-Mansijsk/Magdeburg l Am Sonntagabend sibirischer Ortszeit wird Franziska Hildebrand ganz in Weiß erscheinen beim Abschlussball der Saison. In Chanty-Mansijsk feiern die Biathleten traditionell ihren vorläufigen Abschied von allem und von jedem. „Das ist etwas ganz Besonderes“, sagt die Köthenerin zu den Gegebenheiten an diesem einsamen Ort in Russland und ergänzt lachend: „Dort kann niemand flüchten.“

Sie hat für die Party also eine weiße Bluse vorgesehen, sie wird wohl eine der beiden Hosen („Geht in Richtung Jeans“) tragen, die sie an einem Ruhetag bei der jüngsten WM in Oslo (Norwegen) erstanden hat. Irgendwie klingt das sehr normal, wenn man doch weiß, dass sich Hildebrand immer außergewöhnlich (bunt) bei solchen Anlässen kleidet. „Ich werde auch keine überhohen Schuhe anziehen“, hat sie am Dienstag am Telefon versichert.

Wahrscheinlich richtete sie da den Blick aus dem Hotelzimmer in die kalte Landschaft. Ausreichend Schnee liegt jedenfalls in Chanty-Mansijsk für die drei letzten Saison-Wettbewerbe mit dem Sprint am heutigen Donnerstag (14.05 Uhr/ZDF), der Verfolgung (Sonnabend) und dem Massenstart (Sonntag). Die Temperaturen liegen bei minus 14 Grad. Hildebrand: „Ich hätte es kälter erwartet.“

So neigt sich also der erfolgreichste ihrer bisherigen fünf Weltcup-Winter dem Ende entgegen. Erst Mitte Mai nach dem Race of Champion in Tjumen (Russland) und dem Urlaub startet sie wieder im Training durch – Aufbruch in die nächste Saison, die mit der WM im Februar 2017 in Hochfilzen (Österreich) ihren Höhepunkt hat. „Bis Olympia 2018 mache ich auf jeden Fall weiter, dann müssen wir mal sehen. Ganz sicher werde ich den Sport nicht mehr mit 42 Jahren betreiben“, erklärt sie und verweist auf Ole Einar Björndalen, der trotz seines hohen Leistungssportalters in Oslo vier Medaillen gewann. Auch dafür bewundert Hildebrand den Norweger. Und dafür, „wie er sich immer noch motivieren kann“. Hildebrand hat sich bereits 2015 zu einem Master-Studiengang in Wirtschaftspsychologie in Erdingen motiviert, um das Leben nach dem Sport vorzubereiten.

Motiviert war die 28-Jährige auch in Oslo, wo sie mit der Frauenstaffel Bronze und mit der Mixedstaffel Silber gewann, wo sich aber ihre Sehnsucht nach der ersten WM-Einzelmedaille nicht erfüllte. Der Eindruck, sie wäre über der Form gewesen, mit der sie die ersten beiden Weltcupsiege ihrer Laufbahn einfuhr, mochte sie nicht bestätigen. Beim Sprint (10.) fuhr sie mit niedriger Startnummer durch stumpfen Neuschnee, im Verfolger (4.) verlor sie auf der Zielgeraden Bronze an die Französin und dreifache Weltmeisterin Marie Dorin-Habert („Sie war bombe“), im Einzel (6.) hatte sie auf der Schlussrunde nichts mehr entgegenzusetzen – wie auch im Massenstart (14.).

Eine Lehre hat Franziska Hildebrand jedenfalls gezogen aus dem Winter: „Schieß- und Laufleistung müssen noch besser zusammenkommen.“ So wie am Sonntag alle Biathleten ein letztes Mal in Chanty-Mansijsk zusammenkommen. Ganz in Weiß oder in einer anderen Farbe. Am 25. November beginnt in Oestersund (Schweden) die neue Saison.