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Rudern Rio oder Rotterdam?

Rio oder Rotterdam? Das ist die Frage, die Philipp Syring vom SCM bei den deutschen Kleinboot-Meisterschaften in Köln beantworten möchte.

Von Daniel Hübner 07.04.2016, 01:01

Leipzig l 360 Kilometer weit ist Philipp Syring am vergangenen Sonnabend für sein linkes Bein gefahren. 180 Kilometer von Leipzig nach Tangerhütte, vom Ergometertest des Deutschen Ruderverbandes (DRV), bei dem er mit 5:47,1 Minuten über 2000 Meter seine Bestzeit nur knapp verpasst hatte, direkt zur Osteopathin, wo er einen Gewebefehler namens Faszienverengung behandeln ließ. 180 Kilometer ging es danach wieder zurück, um die sonntägliche Langstrecke über 6000 Meter auf dem Elster-Saale-Kanal zu bewältigen. Er ruderte 3,5 Kilometer lang, ehe sich die Beschwerden zurückmeldeten.

Syring lag zu diesem Zeitpunkt in der Top-Vier des Feldes. Aber plötzlich „musste ich wieder gegen mein linkes Bein ansteuern“, sagte er. Der 19-Jährige belegte mit 56 Sekunden Rückstand auf Sieger Stephan Krüger Platz 15. „Ein bisschen enttäuscht bin ich trotzdem über das Ergebnis.“

Zum linken Bein, das ihm seit zwei Jahren übel mitspielt, gibt es dennoch eine gute Nachricht: „So lange hat es ewig nicht mehr durchgehalten“, berichtete Syring. Was ihm natürlich Mut macht für die deutsche Kleinboot-Meisterschaft, die vom 15. bis 17. April in Köln ausgetragen wird und bei der es ums Ganze auf der olympischen 2000-Meter-Distanz geht. Olympia hat Syring nicht abgeschrieben, deshalb blickt er auf den Einer-Wettbewerb auf dem Fühlinger See voraus: „B-Finale sollte es schon sein, aber mein ganz großes Ziel ist das A-Finale, und dort möchte ich nicht untergehen.“

Jede Sekunde schneller kann die Skuller-Konkurrenz gehörig ärgern und Bundestrainer Marcus Schwarzrock vor gedanklichen Herausforderungen stellen. Die ersten Sieben von Köln haben in der Regel auch gute Karten für die Spiele in Rio.

Wird es nicht Rio, dann soll es Rotterdam werden, wo im August die U-23-WM ausgetragen wird. Unter die besten Acht dieser Altersklasse müssen die SCM-Athleten dafür in Köln kommen. Genau das ist auch das Ziel von Steven Weidner. „Rio war für mich nie in Sichtweite“, sagte der 19-Jährige in Leipzig, wo er überraschend gut im Feld der Großen unterwegs war. Zwölfter wurde er über die 6000 Meter in 23:03 Minuten, Dritter in neuer Bestzeit beim Ergotest über 2000 Meter (5:48,4). „Das war ein schöner Nebeneffekt“, sagte Weidner lächelnd. „Und ich bin auch auf dem Wasser sehr flüssig geblieben. Momentan bin ich mit mir zufrieden.“

Das war Max Appel diesmal nicht. Kontrolliert war er auf dem Ergometer unter der vom DRV geforderten Sechs-Minuten-Marke geblieben (5:58,4). Auf dem Wasser indes „wollte ich eigentlich einen raushauen, aber meine Arme und Beine wurden schon nach 1000 Meter schwer“. Der 20-Jährige wurde 20. in 23:21 Minuten. Womöglich steckte der grippale Infekt, der ihn über Ostern geplagt hatte, noch in den Knochen. Sein Ziel in Köln ist nun das B-Finale, um „die Großen ein bisschen zu ärgern“.

Trainer Roland Oesemann sieht seine Schützlinge jedenfalls auf einem guten Weg nach Köln. Die Leistung Weidners in Leipzig hat ihn nicht mal überrascht: „Er ist in einem Bereich, in den wir auch kommen wollten. Das zeigt, dass unsere Vorbereitung richtig war“, erklärte der 56-Jährige. Anfang der Woche hat er allen zwei Tage Erholung gegönnt, bevor es noch einmal ins Schnellkrafttraining ging, um im Kölner Konzert der Etablierten mitzuspielen. Syring blickte optimistisch voraus: „Nichts ist unmöglich.“