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Motorsport Chef mit eigenem Museum

Seit 1. November führt ein Dreigestirn die Geschäfte in der Arena Oschersleben. Sportchef Ralph Bohnhorst hofft auf die Rückkehr der DTM.

Von Daniel Hübner 27.11.2016, 09:35

Oschersleben l Die Geschäfte der Arena in Oschersleben werden seit dem 1. November in einem Museum gemacht. Anders ist das Büro von Ralph Bohnhorst, neben Tino Flügel und Stefan Wendt einer der drei neuen Geschäftsführer an der nördlichsten Rennstrecke Deutschlands, nicht zu bezeichnen.

Da stehen alte Zapfsäulen aus einer Ära des Motorsports, als der Fahrer noch besser sein durfte als sein Auto. Da riecht es aus großen Kannen nach Öl. Da stehen Pokale auf dem Schrank und Modelautos auf dem Schreibtisch, hängen Wimpel und Urkunden an den Wänden. Es grenzt beinahe an ein Wunder der Innenarchitektur, dass Bohnhorst neben seinem Arbeitsplatz noch einen Ort für den runden Tisch mit drei Ledersesseln gefunden hat. Und dort spricht er an einem kühlen Novembertag unter anderem über die Hoffnung auf eine DTM-Rückkehr.

Der Plan für 2017 in der Arena steht zwar bereits, sicherheitshalber wurden zwei freie Wochenenden für das Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) blockiert. Wohin es die ITR, Rechteinhaber der Serie, mit allen acht Veranstaltungen in der neuen Saison verschlägt, ist allerdings nicht endgültig sicher. Angekündigt wurden bislang nur die Rennen in Hockenheim (6./7. Mai) und auf dem Lausitzring (20./21. Mai).

Seit dem Verlust der Serie 2015 hat Ex-Chef Thomas Voss, der zum ADAC nach München gewechselt ist, an der Rückkehr gearbeitet, nun verhandelt Bohnhorst. Der 53-Jährige, unter Voss bereits für die Motorrad-Veranstaltungen verantwortlich, erklärt: „Die DTM hat in diesem Jahr vier Testtage in der Arena veranstaltet, das ist ein gutes Zeichen. Wir stehen wieder auf dem Zettel: wenn nicht für 2017, dann in jedem Fall für 2018.“

Bohnhorst kümmert sich in der Arena um den sportlichen Bereich, Flügel ist für Personal und Finanzen verantwortlich, Wendt prüft den Einstieg in neue Geschäftsfelder wie E-Sport. Bohnhorst hat zudem die praktische Erfahrung auf der Strecke. Der Metzgermeister pflegt nicht nur seine Kontakte, sondern auch seine Leidenschaft fürs Motorrad. Als Sidecar-Pilot wurde er fünfmal deutscher Meister und einmal Europameister. Er ist das einzige deutsche Mitglied der Rennleitung (Steward) in der MotoGP.

Terminüberschneidungen mit seinen Aufgaben in der Arena fürchtet er aber nicht. „Die MotoGP fährt von März bis November, und ich kann es mir aussuchen, zu welchen Rennen ich als Steward fliege“, berichtet er. „Diesen Job zu bekommen, ist ein Sechser im Lotto. Und das hilft uns, weil wir international im Gespräch bleiben.“ Eine MotoGP in Oschersleben wird es jedoch nie geben. „Das ist nicht möglich. Wir haben dafür zum einen nicht das infrastrukturelle Umfeld, zum anderen ist die Strecke zu langsam.“

Trotzdem feiert die Arena im Jahr ihres 20-jährigen Bestehens einen großen Höhepunkt für Zweiräder: die German Speedweek mit Langstrecken-Weltmeisterschaft – aber nicht wie traditionell im August, sondern im Mai. „Die WM hat sich neu aufgestellt und wird nun von Eurosport promotet. Wir werden das letzte Rennen vor dem Saisonfinale in Suzuka austragen. Damit haben wir uns neben den festen Rennstrecken etabliert“, freut sich Bohnhorst. „Aber deshalb werden wir nun alle Großveranstaltungen im ersten halben Jahr haben.“ Denn wieder startet die Saison am letzten April-Wochenende mit dem ADAC GT Masters. Es folgen als Höhepunkte die German Speedweek, das 22. Opel-Treffen im Juni und das TCR Race Weekend im Juli.

Aber Bohnhorst hat nicht nur Höhepunkte im Kopf, die Auslastung der Arena mit 280 Tagen pro Jahr muss ebenso verhandelt werden. „Wir sind an den Wochenenden 2017 voll belegt“, so der Braunschweiger. „Und wir brauchen auch diese Auslastung.“ Allein um den Gewinn vor Steuern aus der Voss-Ära (circa eine Million Euro pro Jahr) auf dem hohen Niveau zu pflegen. „Thomas hat eine kerngesunde Firma und riesige Fußstapfen hinterlassen“, sagt Familienvater Bohnhorst und lächelt: „Wir sind aber drei Leute, die sie ausfüllen müssen – und ich habe auch große Füße.“