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Rudern: Der Magdeburger Hacker gewinnt seinen siebten Titel 6:45 Minuten für das Selbstvertrauen

Von Daniel Hübner 24.05.2011, 06:37

Brandenburg. Früher hätte Marcel Hacker auf dem Absatz kehrtgemacht, wäre gegangen, ohne eine Antwort zu verlieren. Die Frage, die er neulich von einer Zeitung gestellt bekommen hat, glich in seinen Ohren wohl eher einer Aufforderung. "Herr Hacker, Sie sind 34 Jahre, wann wollen Sie aufhören?", hieß es da sinngemäß. Im ersten Moment wird der Magdeburger innerlich geflucht haben, im nächsten hat er ein wenig geschmunzelt. Der neue Hacker kann das nämlich sehr gut.

Er hat es dann einfach unter der Rubrik "Hausaufgaben nicht gemacht" abgehakt. Hätte der Fragesteller sich im Vorfeld erkundigt, wäre er zu dem Ergebnis gekommen, dass Marcel Hacker im Sinne des Deutschen Ruderverbandes ja gar nicht aufhören kann. Am Sonnabend gewann der Skuller im Trikot der Frankfurter RG beim 98. deutschen Meisterschaftsrudern seinen siebten deutschen Titel im Einer über 2000 Meter. Zwei Wochen lang hatte er auf der Regattastrecke auf dem Brandenburger Beetzsee trainiert, in unmittelbarer Nähe war er mit Lebensgefährtin Katina und Sohn Haakon Theodor in ein Wochenendhäuschen eingezogen. Am kommenden Wochenende muss es ohne Familie gehen: Mit dem Weltcup in München startet die internationale Saison.

Ebenso vermessen wie die Frage nach seinem Karriereende wäre nun die Frage, ob er seine Wettbewerbe im nationalen Maßstab inzwischen langweilig findet. Hacker ist seit der Meisterschaft 1999 bei all seinen Teilnahmen über die 2000 Meter ungeschlagen, und diese Serie bestätigt nur allzu gut seine eigenen Ansprüche. Zuletzt dominierte er die Konkurrenz mit fast neun Sekunden Vorsprung.

In den Trainingslagern im Frühjahr hatte sich Philipp Wende (Wurzen) noch als Dauersieger erwiesen, jetzt ist er im Doppelvierer gesetzt. Was zwischen Übung und Wettkampf mit der Konkurrenz passierte, das interessiert Hacker nicht. Er schaut nur auf seine Siegerzeit: "6:45 Minuten geben Selbstvertrauen für die internationale Saison." Während Bundestrainer Hartmut Buschbacher darüber entsprechend jubelte ("Eine ganz starke Leistung, er ist topfit"), meinte der Athlet gewohnt nüchtern, er könne sich noch steigern. Auch mit 34 Jahren.