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Ein Wettbewerb der besonderen Art Aktive aus 43 Ländern im türkischen Antalya / Inge Wilhelm: "So etwas wie mein zweites Leben" So weit die Füße tragen - Magdeburger Wanderer bei Olympiade

Von Rudi Bartlitz 21.12.2011, 04:22

Magdeburg l Mit dem Namen Olympia mag der gemeine Sportsfreund vieles verbinden, Wandern ganz gewiss nicht. Und doch haben die marschierenden Naturfreunde ihre eigene Olympiade - in diesen Spätherbsttagen trafen sie sich im türkischen Antalya. Unter ihnen auch ein Dutzend Männer und Frauen der Wanderbewegung Magdeburg.

"Natürlich kann man das nicht mit den richtigen Olympischen Spielen vergleichen. Und das wollen wir auch gar nicht", sagt Inge Wilhelm, ein Urgestein der Gruppe aus der Landeshauptstadt. "Dennoch waren in Antalya 1740 Aktive aus 43 Ländern vertreten."

Die Wander-Olympiade, veranstaltet vom Internationalen Volkssportverband (IVV), kann sich freilich nicht mit den klassischen Ringe-Spielen messen. In der Stadt am östlichen Mittelmeer erlebte sie ihre 12. Auflage. Ausgetragen wird sie im Zwei-Jahres-Rhythmus.

"Wir Magdeburger sind 2011 zum ersten Mal bei den fünftägigen Wettbewerben gestartet", berichtet Wilhelm. "Bei uns steht der olympische Gedanke, also das Dabeisein, wirklich noch an erster Stelle. Es ist schon ein bewegender Moment, wenn das olympische Feuer entzündet wird und man sich dann am nächsten Tag mit Gleichgesinnten aus aller Herren Länder auf die Strecken mit Längen zwischen 10 und 30 Kilometern begibt. Hier gilt das Wort von der Völkerveständigung noch in seiner ursprünglichen Bedeutung."

"Das ist kein Zuckerschlecken"

"Dass es sich um eine wahres Amateur-Festival handelt, zeigt sich schon daran, dass die Teilnehmer von der Reise über die Unterkunft bis hin zur Verpflegung alles aus der eigenen Tasche bezahlen. Wilhelm: "Da kommt schon alles in allem eine Summe zusammen, die andere für einen 14-tägigen Auslandsurlaub hinlegen."

Und sportlich? "Das ist durchaus kein Zuckerschlecken", sagt der Ex-Vorstand einer früheren großen Handelskette. "Ohne Training ist da nicht viel zu machen. Es sind ja nicht nur die Länge der Strecken, die einem alles abfordern. Schwierig sind vor allem die Höhenunterschiede und die teils extrem unterschiedlichen Beläge der Strecken. Manchmal geht es fast nur auf allen Vieren voran."

75 ist Inge Wilhelm vor einigen Tagen geworden. Sie überlegt zuächst ein wenig, ob sie ihr Alter nennen soll. Und sie kokettiert auch ein wenig mit den beiden Ziffern 7 und 5, sagt dann aber ebenso resolut: "Man sollte zu seinem Alter stehen. Seit ich aus dem Beruf raus bin, ist das Wandern so etwas wie mein zweites Leben geworden. Ein, zweimal in der Woche muss ich raus, egal bei welchem Wetter."

Inge Wilhelm gehört zu den Wander-Späteinsteigern. Erst im Sommer 2002 hat sie, aufmerksam geworden durch eine Notiz in der Volksstimme, erstmals die Schnürsenkel für jene Schuhe geschnürt, die ihr seither die Welt bedeuten. Bis zum Dezember 2011 hat die agile Frau insgesamt 17 100 Kilometer bewältigt - alles akribisch festgehalten (und beglaubigt!) in ihren Wanderbüchern. Allein in diesem Jahr ist sie auf etwa 2500 Kilometer gekommen.

"Ein wenig Dampf rausnehmen"

Wie lange soll das denn noch, im Wortsinn, gehen?

"Zehn Jahre möchte ich schon noch machen", fügt sie selbstbewusst hinzu. "Und wenn die Gesundheit einmal tatsächlich nicht mehr so recht mitspielen sollte, muss ich ein wenig Dampf rausnehmen. Dann gehe ich eben auf Strecken zwischen 10 und 15 Kilometer runter ..."

Der Wanderbewegung Magdeburg gehören heute 180 Mitglieder an. 400 Wanderungen bietet sie jährlich an. Kontakte unter Klaus Beyer, 0178/5276392