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Ab der 40. Minute investierte Trainer Frank Carstens beim HSV Hamburg in die Zukunft SCM kann Ball nur eine Halbzeit "verstecken"

Von Janette Beck 23.12.2011, 04:25

Würde ein Handballspiel nur 30 Minuten dauern, dann wäre es für die Hamburger am Mittwochabend gegen den SCM verdammt eng geworden. Da aber die Kraftreserven nach dem starken Beginn erschöpft waren und sich die Fehler häuften, war auch die Niederlage der Magdeburger am Ende deutlich.

Magdeburg l Ein wenig werden sich die Hamburger Zuschauer und erst recht die Spieler selbst schon die Augen gerieben haben angesichts des mutigen Auftretens der Gäste zu Beginn des Spiels in der mit über 10 000 Zuschauern gut gefüllten O2 World. "Magdeburg hat in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt und uns vor einige Aufgaben gestellt. Da hat uns noch das Tempo gefehlt", zollte auch Guillaume Gille, der Kapitän der Hamburger, der Leistung der Gäste Respekt.

Denn ungeachtet dessen, dass mit van Olphen (Kreuzbandriss), Natek (Leiste) und Pajovic (Becken) drei Torgaranten fehlten und die Angriffslast im Rückraum vor allem auf Rojewski ruhte, boten die Magdeburger dem Meister die Stirn. "Da haben wir es trotz fünf technischer Fehler ganz gut geschafft, den Ball, wie man im Handball so schön sagt, lange zu verstecken. Dashatten wir uns vorgenommen, weil uns durch die Ausfälle vorn die Durchschlagskraft und das Durchsetzungsvermögens gegen die hochaufgeschossene Abwehr fehlen würde", kehrte Frank Carstens neben "Moral und Grundrichtung", mit der er zufrieden sei, noch die taktische Disziplin in Hälfte eins als positiv heraus.

Im Nachhinein bedauert der 40-jährige Trainer allerdings, dass seine Mannschaft beim 5:4 und 12:11 die sich bietenden Chancen, die knappe Führung noch weiter auszubauen, nicht nutzen konnten. "Da wurden die Hamburger nervöser und nervöser und haben Fehler im Angriff gemacht, die man sonst so bei ihnen nicht sieht. Leider haben wir da zu langsam umgeschaltet und die Spielzüge noch zu wenig vorausgeahnt", monierte Carstens, und schob nach, dass in der zweiten Halbzeit dann "zu viele technische Fehler im Angriff" gemacht wurden (10) und das Rückzugsverhalten nicht seinen Vorstellungen entsprach. "Gleich drei technische Fehler zum Anfang haben zu Kontertoren geführt", rekapituliert der Coach die vorentscheidende Phase, als der SCM kurz nach dem Wiederanpfiff mit 12:16 (32.) die Tuchfühlung verlor.

Spätestens als der alles überragende Lindberg (12 Tore in 13 Versuchen) zum 14:21 traf (41.), war klar, dass der SCM nur noch Schadensbegrenzung betreiben kann, und Carstens legte den Schalter Richtung Wetzlar um: "Alles, was danach passierte, waren Investitionen in die nähere Zukunft, denn im Spiel gegen Wetzlar brauchen wir jeden Mann und müssen noch einmal alle Reserven mobilisieren", erläuterte der Coach die Einwechslungen der Youngster Mathias Musche, Tim Hornke und Lennart Carstens.

Selbstkritisch nahm der Trainer die Maßnahme, Björgvin Gustavsson in der zweiten Hälfte ins Tor zu beordern, aufs Korn. Der Isländer bekam keine Hand an den Ball, ganz im Gegensatz zu seinem ebenfalls eingewechselten Gegenüber Jan Beutler. Carstens: "Björgvin braucht, gerade auch mit Blick auf das nächste halbe Jahr, seine Chance und den Rückhalt. Gegen Lemgo hat die Einwechslung ja geklappt. Schade, dass die Maßnahme diesmal nicht so gezogen hat, wie ich mir das vorgestellt habe. Vielleicht hätte ich früher wieder zurückwechseln müssen, das hat etwas zu lange gedauert."