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Wasserball Wolfgang Zein hilft der WUM bis zum Saisonende "aus der Klemme", trotzdem soll seine eigene Handschrift erkennbar sein Bastels Ritterschlag: "Ich habe an keinen anderen gedacht"

22.12.2012, 01:20

Von Daniel Hübner

Magdeburg l Es muss ein schöner Tag in Faro gewesen sein, an der portugiesischen Atlantikküste, wo es noch warm ist, wenn Deutschland von den Herbst-Kapriolen heimgesucht wird. Wolfgang Zein hatte sich gerade ein Bier gegönnt, als ihn der Anruf aus Magdeburg erreichte. Serban-Dan Costa, der Vizepräsident der Wasserball-Union (WUM), hatte eine dringende Frage. Und nach "reichlicher Überlegung", sagt Zein, gab er Costa die Antwort. Seit dem 16. Dezember ist Zein nun der neue Trainer der WUM. Und sein Ziel ist "definitiv der Klassen- erhalt" in der Bundesliga.

Zein muss man zumindest in Magdeburg niemandem mehr vorstellen - ein Urgestein, geboren in Halberstadt am 3. Juni 1946. Er spielte für Dynamo in den 1960er und 70er Jahren, er bestritt für die DDR 130 Länderspiele, als die DDR zur Weltspitze zählte. Sein Trainer war Rolf Bastel, sowohl in Magdeburg als auch in der Nationalmannschaft. Bastels Wort war immer Gesetz. Deshalb muss es ein Ritterschlag gewesen sein, als der ehemalige Coach zu seinem ehemaligen Schützling nach der aktuellen Trainerverkündung sagte: "Ich habe an keinen anderen gedacht."

Zeins Engagement ist befristet bis zum Saisonende, bis dahin soll sein Nachfolger gefunden sein. Er sagt: "Eigentlich hatte ich mit meiner Tätigkeit als Übungsleiter abgeschlossen." Aber er weiß eben auch, "dass es sehr schwer ist, mitten in der Saison einen neuen Trainer zu finden. Ich wollte dem Verein einfach aus der Klemme helfen", erklärt der Diplom-Sportlehrer. Er will die taktische Marschroute seines Vorgängers Vlad Hagiu, der nun rumänischer Nationalcoach ist, gar nicht verändern, trotzdem soll seine "eigene Handschrift" erkennbar sein.

Zein kennt die meisten seiner Schützlinge bereits aus der Nachwuchsarbeit. Er ist Kumpel und Autorität zugleich, er kann sehr freundlich, sanft und sehr fordernd klingen: "Ich war immer jemand, der 100 Prozent im Spiel und im Training gegeben hat." Er hat seine Vorstellung vom Training, "spielnahe" soll es ablaufen, Torwürfe unter Belastung zum Beispiel. Die Chancenverwertung hat ihm zuletzt nämlich nicht gefallen, und was ihm außerdem noch fehlt, ist ein Centerverteidiger. "Holger Dammbrück hatte diese Aufgabe sehr gut ausgefüllt, aber für mich ist er der geborene Stürmer." Stürmer - der Begriff kommt aus anderen Tagen.

Zu den aktiven Zeiten Zeins hießen die Spieler Torwart, Verteidiger, Verbinder, Stürmer. Heute heißen sie Allrounder. "Jeder Spieler muss auf jeder Position einsetzbar sein", erklärt der 66-Jährige zum nächsten Trainingsziel. Früher, sagt Zein zudem, da wurde Wasserball körperbetonter gespielt, früher wurde schneller der Abschluss gesucht. Vielleicht gibt es bald ein bisschen mehr "früher" bei der WUM zu sehen.

Über solche Dinge, über "taktische Varianten und die Trainingsgestaltung", wird er sich mit den Leistungsträgern unterhalten, mit dem Kapitän Christopher Bott, mit Dammbrück, mit Ilia Butikaschwili, mit Patrick Stelzner. "Alle müssen die Zeit im Training effektiv nutzen", erklärt Zein. Er wird weiter die Jugend integrieren, ob Philipp Gründemann, Falk Bunke oder Maximilian Costa.

Es wird eine stressige Zeit, das weiß Zein. Auch deshalb sagt er: "Nur diese Saison steht für mich zur Debatte." Nach der Saison reist er mit der SG Handwerk Magdeburg zur Masters-Europameisterschaft im Wasserball nach Budapest in Ungarn. Als Aktiver. Es ist sicher, dass er auch dort 100 Prozent geben wird.