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Boxen Krasniqi bleibt nur der Tapferkeitsorden

Die WM-Träume von Robin Krasniqi sind geplatzt: Der SES-Boxer verlor den WM-Eliminator gegen Arthur Abraham trotz großen Kampfes klar.

Von Janette Beck 24.04.2017, 01:01

Erfurt l „70 Prozent haben gereicht. Aber ich freue mich, dass wir dem Publikum einen geilen Kampf geliefert haben. Mehr will ich gar nicht.“ Als Arthur Abraham 45 Minuten nach Mitternacht bei der Pressekonferenz im VIP-Raum der Erfurter Messe seinen Kommentar zum Kampf mit einem breiten Siegerlächeln zum Besten gab, wirkte er sichtlich erleichtert.

Das drohende Karriereende, von dem vorab bereits orakelt wurde, war erst einmal vom Tisch. Stattdessen lockt den 37-Jährigen nach nunmehr 51 Profikämpfen noch einmal eine WM-Chance. „Es ging für mich um alles oder nichts, und ich habe schon lange nicht mehr einen solchen Druck gespürt. Aber jetzt will ich Ramirez und damit das Ding wieder gerade-rücken.“ Gemeint war die blamable Niederlage des Ex-WBO-Champions vor einem Jahr gegen Ramirez in Las Vegas.

Ein wenig ausgemergelt sah Abraham schon aus, aber echte Kampf-Spuren hatte das recht einseitige, aber dennoch packende Zwölf-Runden-Duell, das er klar gewonnen hatte (117:111, 115:114, 118: 110), nicht in seinem Gesicht hinterlassen. Böse Zungen behaupteten sogar, dass Abraham beim „Abkochen“ seines Übergewichts mehr zu kämpfen hatte als gut 30 Stunden später im Ring mit dem Magdeburger Robin Krasniqi.

Dass die „Sperenzchen“ (O-Ton Krasniqi-Promoter Ulf Steinforth) des Berliners, der beim Wiegen 70 Minuten zu spät erschienen war und dessen Team zudem mit nicht regelkonformen Handschuhen aufgekreuzt war, in irgendeiner Weise aus dem Konzept und letztlich auf die Verliererstraße gebracht haben, verneinte Steinforth: „Zwar war Abrahams Verhalten respektlos, zumal sich das mit dem angeblichen Steckenbleiben im Fahrstuhl als Fake entpuppt hat – aber sei‘s drum. Uns damit herauszureden, wäre zu einfach.“ Vielmehr sei es so, „dass es für Robin einfach nicht gereicht hat. Abraham war physisch überlegen, das müssen wir anerkennen.“

Dass der die Ringmitte okkupierende Abraham mit ihm zwölf Runden buchstäblich Katze und Maus gespielt hatte, nahm der Schützling von Trainer Magomed Schaburow („Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist und warum Robin die taktische Linie verloren hat.“) mit hängendem Kopf und zerbeultem Gesicht hin. „Die Enttäuschung ist groß, aber ich wollte zu viel“, erklärte der 30-Jährige noch im Ring. Und er wirkte dabei in seinem kosovo-albanischen Kämpferherz und Stolz gebrochen, auch wenn er beteuerte: „Ich gehöre nach wie vor zur Spitze und werde weitermachen.“

Bei der Pressekonferenz suchte man den in München beheimateten Boxer allerdings vergeblich. Der Stachel der Enttäuschung, dass er nach den Weltmeistern Jürgen Brähmer und Nathan Cleverly auch im dritten Anlauf an einem Stärkerem gescheitert war, saß wohl zu tief. Und es hätte Krasniqi, der die druckvollen „Abrahammer“ mit bewundernswerten Nehmerqualitäten eingesteckt hatte, auch kaum getröstet, dass ihm das gegnerische Lager, allen voran Abraham, einen „Tapferkeitsorden“ verlieh: „Respekt für Robin, er hat viel eingesteckt und hat alles getan, um stehenzubleiben. Wir haben beide hart gekämpft und wir sind beide moderne Gladiatoren.“

Für Krasniqi war das Lob letztlich wertlos. Es konnte die disziplinierte Vorbereitung, die asketische Lebensweise, die antrainierte „Lunge wie ein Pferd“ und die rekordverdächtigen Kraftwerte des Modellathleten mit dem Super-Sixpack in keinster Weise aufwiegen: „Es macht mich todtraurig, dass sich ein halbes Jahr Quälerei erneut nicht ausgezahlt hat.“