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Boxen Niederlage gegen Murat schmerzt immer noch

Der Magdeburger SES-Profi Dominic Bösel packt Wurzel allen Übels an und lässt seine Mandeln entfernen. Rückkampf noch 2017?

Von Janette Beck 22.08.2017, 01:01

Magdeburg l Der 1. Juli 2017 war ein schwarzer Tag für SES-Boxer Dominic Bösel. Statt vor 3000 Zuschauern in der Dresdener Ballsport-Arena und einer Millionen vor den TV-Bildschirmen zum Europameister im Halbschwergewicht gekürt zu werden, gab es eine Niederlage gegen den Berliner Karo Murat. Es war die erste in der Profikarriere des Freyburgers überhaupt - und dann auch noch eine krachende durch technischen K.o.

Sieben Wochen später schmerze das Erlebte noch immer, gesteht Bösel, der gar nicht wissen will, was die Niederlage für Auswirkungen auf seine Platzierungen in den Weltranglisten hat: „Ich habe bis heute auch noch keine Bilder vom Kampf gesehen. Das brauche ich nicht, um zu wissen, dass es Scheiße war.“

Der einzige Trost für den 27-Jährigen ist, dass sein Promoter Ulf Steinforth einen Rückkampf vereinbart hat. „Davon wusste ich aber nichts, das Thema Rematch ist erst nach dem Kampf auf die Tagesordnung gerückt“, beteuert Bösel, der das Vorgehen seines Chefs weder als clever, noch als mangelndes Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit interpretieren will: „Rückkampf-Klauseln sind bei solchen Titelkämpfen Standard. So habe ich wenigstens die Möglichkeit, die Scharte wieder auszubügeln. Und das so schnell wie möglich.“ Wann es zum erneuten Duell mit dem 33-jährigen Berliner komme, stehe noch nicht fest: „Ich hoffe, das klappt noch in diesem Jahr.“

Weitergekommen ist der Schützling von Trainer Dirk Dzemski indes in der Analyse der Fehler, die dazu geführt haben, dass er in der 11. Runde des Kampfes – nach Aussage seiner Ecke nach Punkten vorne liegend – nach harten Trefferserien vom Ringrichter aus dem Kampf genommen wurde: „Kardinalfehler war, dass ich nicht in konditioneller Top-Verfassung in den Kampf gegangen bin, nachdem zwei Wochen vor dem Kampf stark erkältet war und Antibiotika nehmen musste.“ Das mit dem Krankwerden in der Vorbereitung sei nicht das erste Mal gewesen, gesteht Bösel. „Trotzdem habe ich das in den Kämpfen irgendwie immer noch hinbekommen. Aber gegen Murrat haben 70 Prozent Leistungsfähigkeit nicht ausgereicht. Ich habe seine Stärke einfach unterschätzt. Es wäre klüger gewesen, den Kampf abzusagen.“

Eine Folge der mangelnden Kondition sei ein Abfallen der Konzentration gewesen, so der Box-Profi, dem Promoter Steinforth in der entscheidenden Phase „Uncleverniss“ attestiert hatte. „Wenn man unkonzentriert ist, dann passieren eben Fehler. Meiner war, dass ich nicht geboxt habe, sondern mich auf eine Prügelei mit Karo eingelassen habe“, schaut Bösel selbstkritisch zurück.

Was danach auf ihn einprasselte, war ungewohnt, gesteht er. Und unschön: „Da gab es schon aus dem Umfeld viel Häme und Spott. Vor allem in den sozialen Netzwerken ging es ab. Schlimm.“ Aber zumindest ein Gutes habe das Ganze dann doch gehabt, so wisse er wenigstens, „wo meine wahren Freunde sind und wer nur mit den Wölfen heult“.

Große Aufbaueinheiten durch die Familie und Freunde waren indes nicht nötig, um das Ganze mental zu verarbeiten: „Ich habe in meiner Amateur-Karriere auch einige Niederlagen hinnehmen müssen und bin danach wieder aufgestanden.“ Und außerdem: „Ich habe gegen Karo Murrat ja nicht wie ein Mädchen verloren, sondern gekämpft. Dafür muss ich mich nicht schämen.“

Was Bösel indes dringend musste, ist, unters Messer. Die vermeintliche Wurzel allen Übels, die Mandeln, wurden am vergangenen Freitag angepackt und operativ entfernt: „Ich hoffe, das war‘s jetzt mit den ständigen Infekten. Ich will so schnell wie möglich wieder ins Training einsteigen – der Ring und die Revanche rufen.“