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Boxen Stieglitz boxt für den guten Zweck

Robert Stieglitz kehrt noch einmal in den Ring zurück: Für seinen "Box-Kumpel" Eduard Gutknecht tritt der Magdeburger in Gifhorn an.

Von Janette Beck 29.09.2017, 13:00

Magdeburg/Gifhorn l Das Schicksal von Eduard Gutknecht, der infolge eines Boxkampfes zum Pflegefall wurde, bewegt die Menschen auch elf Monate nach dem tragischen Ereignis von London noch immer. Auch Robert Stieglitz. Den Ex-Weltmeister hatte das Drama um seinen „Box-Kumpel“, gegen den er 2010 in Magdeburg seinen WM-Titel erfolgreich verteidigt hatte, sogar dazu bewogen, mit 36 Jahren seine Boxhandschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. „Eddys Schicksal hatte mich tief getroffen. Es hatte mir die Augen geöffnet, wie tragisch es im Boxen enden kann, wenn man den Zeitpunkt für den Rücktritt verpasst. Schließlich war ich gerade zum zweiten Mal Vater geworden, und meine Frau und meine Kinder brauchen mich gesund. Dieser Verantwortung wollte ich gerecht werden.“

Heute nun zieht der im Mai als Europameister im Halbschwergewicht zurückgetretene Magdeburger seine Boxhandschuhe doch noch einmal an. Stieglitz bestreitet im Rahmen der Benefiz-Boxgala in Gifhorn eine Show-Einlage. Im Hauptkampf der Charity-Veranstaltung boxen Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück und der amtierende Europameister im Cruisergewicht, Firat Arslan (46), gegeneinander.

„Eigentlich wollte ich einen richtigen Show-Kampf machen, aber da meine rechte Schulter Probleme bereitet, werde ich nur eine kleine Einlage im Ring geben“, so Stieglitz. Doch das ist nicht alles. Er wolle auch eine ordentliche Summe Geld spenden. „Das ist leider das Einzige, was ich für Eddy und seine Familie konkret tun kann.“

Der einstige Vorzeige-Boxer von SES gibt zu, dass ihn das Gewissen plage: „Ich stand schon daheim vor Eddys Haustür, aber ich habe mich irgendwie nicht getraut, ihn zu besuchen. Ich habe das Gefühl, dass ich auch etwas zu seinem Zustand beigetragen habe. Denn als wir in Magdeburg gegeneinander geboxt haben, da haben wir uns nichts geschenkt. Und Eddy hat in dem Kampf auch einige heftige Kopftreffer wegstecken müssen.“ Dass es letztlich George Groves war, der Gutknecht in seinem 36. Profikampf derart zugesetzt hatte, dass dieser in der Kabine kollabierte und mit Gehirnschwellungen notoperiert werden musste, bezeichnet Stieglitz als „Schicksal“. Es sei der eine Kampf zu viel gewesen. „Ich denke, die Summe hat es gemacht. Eddy war 35, und er hatte auch über 150 Amateurkämpfe auf dem Buckel, das darf man auch nicht vergessen.“

Gutknechts Ehefrau Julia („Ich hoffe darauf, dass er mich irgendwann wieder in den Arm nehmen wird und sagt: ‚Schatz, ich liebe dich, und wir haben drei wundervolle Kinder‘“) macht sich bis heute Vorwürfe. Auch, weil der gelernte Industriemechaniker und Meister durch den Job bei VW eigentlich abgesichert war und er nicht aus finanzieller Sicht heraus boxen musste. „Doch jetzt ist es zu spät und die Not groß, da Eddy ein Pflegefall ist und daheim alles behindertengerecht umgebaut werden muss“, weiß Stieglitz, dass seine und die Hilfe anderer dringend gebraucht wird.