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Sommerspiele in Tokio Florian Wellbrock: Blech „ist immer bitter“

Florian Wellbrock hat im Finale über 800 Meter Freistil einen Vorgeschmack auf die nächste Aufgabe bekommen. Bei seinem vierten Platz im Tokyo Aquatics Center musste er sich einer starken Konkurrenz geschlagen geben. Diese erwartet ihn auch über 1500 Meter.

Von Daniel Hübner Aktualisiert: 30.07.2021, 06:00
Florian Wellbrock.
Florian Wellbrock. Foto: dpa

Tokio/Magdeburg - Gregorio Paltrinieri wollte nicht von einem Wunder reden, denn das, sagte er im italienischen Fernsehen, „wäre zu wenig“. Er hätte auch nicht auf eine Medaille gewettet, ergänzte der 26-Jährige: „Aber ich habe mein Herzblut reingesteckt.“ Und ist einen Monat nach seiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber zu seinem persönlichem Silberglück geschwommen. Was die Konkurrenz im gestrigen Finale über 800 Meter Freistil im Tokyo Aquatics Center mit Verwunderung bedachte: „Ich glaube, er hat uns tatsächlich alle überrascht“, erklärte Florian Wellbrock vom SC Magdeburg.

Sein erster Endlauf bei den Olympischen Spielen war überhaupt der Endlauf der Überraschungen. Wenngleich Wellbrocks Trainer Bernd Berkhahn im Vorfeld des Ringefestivals eine internationale Leistungsexplosion erwartet hatte, hatte Robert Finke mit seiner Explosion für eine kleine Sensation gesorgt: Der 21-Jährige aus Tampa (Florida) kraulte auf den letzten 50 Metern einen fulminanten Endspurt zur Goldmedaille in 7:41,82 Minuten. „Ich war froh, dass ich noch einen Gang hochschalten konnte, und wollte einfach nur noch die Hand an die Wand bekommen“, sagte der Olympiasieger, der zuvor in keinem Finale bei einem internationalen Höhepunkt geschwommen war, bei „NBC News“.

Er übersprintete nicht nur Wellbrock, der nach der letzten Wende noch auf Goldkurs lag, er übersprintete eben auch Paltrinieri (Silber/7:42,11) und den Ukrainer Michailo Romantschuk (Bronze/7:42,33). Letzterem folgte Wellbrock auf Platz vier mit 57 Hundertstelsekunden Rückstand. „Ein vierter Platz ist immer bitter“, sagte Wellbrock zur „Blechmedaille“.

Schnelle Analyse, neuer Fokus

Allzu viel Zeit, den ersten Schmerz zu verwinden und den Ärger abzuschütteln, hat der 23-Jährige nun nicht. Zum Glück nicht. Schon heute geht Wellbrock im Vorlauf über 1500 Meter Freistil an den Start. Auf der längsten Beckendistanz ist er der Weltmeister, der Strecke gilt in Tokio sein primärer Fokus. Berkhahn ist nach dem gestrigen Finale mit seinem Schützling sofort in die Analyse gegangen. Nach einer ersten Auswertung teilte er mit: „Da war mehr drin. Florian hat seine Grundschnelligkeit nicht genutzt und ist das Rennen in der ersten Hälfte zu ruhig angegangen.“ Wellbrock meinte: „Es hat hintenraus nicht gereicht, was immer meine Stärke war. Normalerweise muss ich Paltrinieri auf den letzten 50 Metern im Griff haben.“

Normalerweise geht er auch mit einem höheren Grundtempo an. Zumal er sich in diesem Element in der Vorbereitung steigern konnte. Doch diesmal „habe ich nach 650 Metern das Tempo hochgenommen, weil ich gesehen habe, dass es sehr knapp wird“. Womöglich war das zu früh, womöglich war es zu hoch. Trotzdem ist er einen Tag nach seinem deutschen Rekord (7:41,77) mit 7:42,68 Minuten auch im Finale unter seiner Meldezeit geblieben. Wellbrock erinnerte an die Weltmeisterschaft 2019, als er über die Distanz im Vorlauf ausgeschieden war. „Das Rennen damals war viel schlechter.“ Auch damals galt wie heute, „das Geschehen aufzuarbeiten und sich im Kopf auf das nächste Rennen auszurichten“, erklärte Coach Berkhahn.

Das nächste Rennen ist der dritte Vorlauf über 1500 Meter heute um 13.23 Uhr. Einen Lauf später geht sein Clubgefährte Lukas Märtens an den Start. Aber Wellbrocks Hauptkonkurrenten heißen auch auf dem langen Kanten Romantschuk, Finke und Paltrinieri. Der wieder auf ein Wunder hofft. Und auf sein Herz: „Die anderen werden körperlich stärker und taktisch besser vorbereitet sein“, sagte der 26-Jährige. „Aber das Herz, das ich reinstecke, das ist viel.“