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Freiwasser Mit Tempo gegen die Kälte

Finnia Wunram und Rob Muffels vom SCM haben das WM-Ticket über zehn Kilometer gelöst. Nun greifen beide nach einer weiteren Fahrkarte.

Von Daniel Hübner 26.06.2017, 15:04

Setubal/Magdeburg l Finnia Wunram absolvierte gerade die vierte der insgesamt fünf Runden im Viereckskurs, als die Sonne über Portugal durch den dichten Wolkenschleier drängte. Ihr Trainer Bernd Berk-hahn hielt den hellen Punkt am grauen Himmel im Bild fest und teilte dazu mit: „Die Sonne kommt durch, das ist gut für Finnia.“ Diese Sonne kam allerdings nicht über die Wirkung eines Teelichts in einem langen, düsteren Eisenbahntunnel hinaus. So blieb es für Wunram ein unangenehmes Rennen über die zehn Kilometer beim Freiwasser-Weltcup am Sonnabend in Setubal, das sie als Neunte beendete. „Die Bedingungen waren für mich nicht einfach“, berichtete die Schwimmerin vom SC Magdeburg. „Es war ziemlich kaltes Wasser und es herrschte viel Strömung. Ich bin relativ zufrieden, aber ich hatte schon bessere Rennen.“

Dennoch erreichte sie ihr Hauptziel: Im Gesamtresultat der beiden Weltcups in Abu Dhabi (Emirate) im März, als sie Rang vier belegt hatte, und eben in Setubal ist die 21-Jährige als beste Deutsche für die Weltmeisterschaft in Budapest (Ungarn/15. bis 30. Juli) über die olympische Distanz qualifiziert. Ihr Teamgefährte Rob Muffels bestätigte in Portugal seine starke Form und feierte mit Rang zwei hinter dem Ungarn Kristof Rasovszky das bislang beste Resultat seiner Weltcup-Karriere. Auch der 22-Jährige, der in Abu Dhabi Fünfter geworden war, schwamm direkt zur WM am und im Plattensee Balaton.

Bei circa 21 Grad Wassertemperatur im Atlantischen Ozean hatte Muffels allenfalls Respekt vor der Strecke und ihren möglichen Überraschungen wie dem Auftritt eines Riesendampfers, der zur Hälfte des Rennens dem Kurs sehr nahe gekommen war. „Wir hatten vorher drüber geredet, dass das passieren könnte“, berichtete Muffels lächelnd. „Und ich meinte nur, dass ich so ein Ding nicht übersehen kann. Aber dann habe ich nur die Wellen gemerkt.“

Muffels hatte sich keine „exakte Taktik zurechtgelegt, weil es zu viele Faktoren gab, die sich im Verlauf ändern konnten“, begründete er. „Deshalb habe ich mich auf meine Erfahrungen und mein Können verlassen und instinktiv gehandelt.“ Er leistete in zweieinhalb Runden die Führungsarbeit. „Ich hatte von Anfang an gemerkt, wir würden deutlich unter zwei Stunden bleiben. Deshalb hatte ich mich entschieden, das Tempo hoch zu halten und meine Position im Feld abzusichern.“ Er war immer in der Spitze zu finden. Auf der letzten Runde entbrannte daher ein Zweikampf mit dem Überraschungssieger Rasovszky, der 20-Jährige schlug nach 1:29:50,97 Minuten an, Muffels folgte mit zwei Sekunden Rückstand. Zweitbester Deutscher wurde Christian Reichert (Wiesbaden) auf Rang acht.

Wunram löste sich in Runde zwei vom Pulk der Frauen. „Hätte ich mich hinten eingereiht, wäre mir noch kälter gewesen“, erklärte sie. „Deshalb habe ich viel Tempo gemacht.“ Am Ende erreichte sie laut Protokoll des Weltverbandes Fina 48,87 Sekunden nach der Siegerin Rachele Bruni (1:37:36,28) das Ziel. Livebilder ließen aber einen weit geringeren Rückstand vermuten. Zweitbeste Deutsche im Gesamtresultat wurde Angela Maurer (Mainz).

Um die Bedingungen am Balaton muss sich Wunram nun keine Sorgen machen. Das Wasser dort ist warm und ruhig. Und auch der Barleber See ist eher nicht dafür bekannt, Strömungen zu produzieren. Dort findet vom 29. Juni an die deutsche Freiwasser-Meisterschaft über vier Tage statt. „Jetzt heißt es, sich schnell zu regenerieren, um am Sonnabend fit für die fünf Kilometer zu sein. Denn dort will ich auch das Ticket für Budapest lösen“, blickte die WM-Dritte von 2015 über diese Distanz voraus. Vizeweltmeister Muffels nimmt die Strecke am finalen Sonntag in Angriff.