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FreiwasserWellbrock vom SCM will die Hymne hören

Zwei Starts, zwei Siege: Das ist die bisherige Weltcup-Bilanz von Florian Wellbrock vom SC Magdeburg. Kann er sie in Doha ausbauen?

Von Daniel Hübner 13.02.2019, 18:51

Magdeburg l Florian Wellbrock ist allein beim Gedanken an das Training im Persischen Golf genervt. Am Mittwoch begann für den Schwimmer vom SC Magdeburg wieder die Qual mit den Quallen, die sich in dem ruhigen Salzwasser vor der Küste Dohas (Katar) tummeln. „Man hat das Gefühl, man schwimmt gegen eine Plastikflasche, so hart sind sie“, berichtet Wellbrock. Beim Freiwasser-Weltcup am Sonnabend ist das indes anders: „Da lässt das Adrenalin die Quallen vergessen, da spürt man irgendwann nur, dass es brennt.“

Wellbrock spricht ja aus Erfahrung. Beim Weltcup am 9. November 2018 in Abu Dhabi (Emirate) kraulte er ebenfalls durch den Persischen Golf. Doch weder Quallen noch die Konkurrenz konnten ihm an jenem Tag etwas entgegensetzen. Wellbrock siegte und schuf damit eine glänzende Ausgangsposition im Kampf um das Ticket für die Weltmeisterschaft im Juli in Gwangju (Südkorea). Nur die beiden besten Deutschen aus den Rennen über die olympischen zehn Kilometer in Abu Dhabi und Doha reisen zur WM. Aber Wellbrock will sich auf seiner Vorleistung natürlich nicht ausruhen: „Ich fahre nicht nach Doha, um dort Urlaub zu machen. Ich möchte dort gewinnen.“

Das Selbstvertrauen zieht er nicht nur aus seiner Weltcup-Bilanz: zwei Rennen, zwei Siege. Er zieht es auch aus den Härtetests, die er in den vergangenen zwei Wochen im Becken der Elbehalle absolvierte. Und die seinem Trainer Bernd Berkhahn signalisierten: „Er hat die Substanz, seinen Trainingsausfall auch im Rennen in Doha zu kompensieren.“ Aber danach müssen beide sogleich in Richtung WM-Sommer denken.

Eine Woche Ausfall im Dezember, drei Wochen Ausfall im Januar: „Er hat in dieser Zeit kein strukturiertes Training absolviert“, berichtet Coach Berkhahn. Erst als der virale in einen bakteriellen Infekt umschlug und Wellbrock auf Antibiotika zugreifen konnte, kehrte der 1,92-Meter-Mann allmählich in die Einheiten und in die Belastung zurück.

Ein Dilemma bleibt trotzdem: „Ihm fehlen jetzt etwa 350 Kilometer in der Saisonvorbereitung“, erklärt es Berk-hahn in Zahlen. „Für einen Langstreckler ist das schon einiges. Deshalb wird es nun auf ein gutes Höhentrainingslager ankommen.“ In die Sierra Nevada (Spanien) reist Wellbrock am 22. Februar.

Für den Europameister geht es nämlich nicht nur um den WM-Start im Freiwasser, er will für die Titelkämpfe in Gwangju auch die Becken-Normen über 800 (7:52,50 Minuten) und 1500 Meter Freistil (14:59,00) knacken. Zur Erinnerung: Wellbrock ist deutscher Rekordhalter auf beiden Distanzen (7:45,60/14:36,15).

Dieses Ziel wollen Berkhahn und sein Schützling bei den Meetings in Stockholm (Schweden) und Bergen (Norwegen) im April angehen. Zunächst ist aber Doha. Der Kampf gegen die Weltspitze im Freiwasser. Wellbrock zählt Olympiasieger Ferry Weertman (Niederlande) dazu. Auch den Ungarn Kristof Rasovsky, den Teamgefährten Rob Muffels. Und nicht zuletzt Gregorio Paltrinieri aus Italien.

Ihn hatte er bei der EM im vergangenen August in Glasgow über die 1500 Meter geschlagen. Seither hat sich auch in der Kommunikation zwischen beiden etwas getan: Sie schreiben sich an. Sie tauschen sich aus. Über Trainingszeiten. Über Beiträge im Internet. Wenn auch nicht oft. „Ansonsten trainiert jeder für sich dem nächsten Saisonhöhepunkt entgegen“, erklärt Wellbrock. Oder schwimmt ihm in Doha entgegen. „Ich bin euphorisch“, sagt Wellbrock. „Ich möchte meine Nationalhymne hören.“