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Jubiläum Frauenversteher feiern Geburtstag

Die Trainer Bernd Henneberg (70) und Klaus Schneider (65) feiern runde Geburtstage. Beide formten zahlreiche SCM-Spitzenathleten.

Von Janette Beck 15.09.2015, 23:01

Magdeburg l Am heutigen Mittwoch gibt es in Magdeburg sage und schreibe 135 Jahre geballte Trainer-Kompetenz zu feiern: Bernd Henneberg, der beim SCM über Jahrzehnte hinweg im Schwimmsport Medaillen am Fließband produzierte und sich seit drei Jahren im wohlverdienten Ruhestand befindet, feiert seinen 70. Geburtstag. Klaus Schneider, der in der Leichtathletik seine Passion fand und im Deutschen Leichtathletik-Verband noch bis Ende 2016 als Bundestrainer im Bereich Wurf/Stoß tätig ist, wird 65 Jahre alt.

Auffällig ist, dass es in den Lebensläufen beider erfahrener Trainer-Füchse außergewöhnlich viele Parallelen gibt. Sowohl Schneider (Zehnkampf) als auch Henneberg (Moderner Fünfkampf) sind ehemalige Leistungssportler, die sich nach Ende ihrer aktiven Karriere für eine Trainer-Laufbahn entschieden haben. Dabei stellten die Jubilare im Verlauf der Jahre vor allem ihre Qualitäten als „Frauenversteher“ unter Beweis, denn die größten sportlichen Erfolge errangen vor allem Vertreterinnen des zarten Geschlechts.

Unter den Fittichen von Schneider brachten es besonders die Kugelstoßerinnen Kathrin Neimke und Nadine Kleinert zu olympischen Ehren und zahlreichen Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Zur Erfolgs-Ära von Henneberg, dessen SCM-Schützlinge gar über 100 Medaillen bei internationalen Höhepunkten einheimsten, zählten unter anderem die Olympiasiegerinnen im Schwimmen Kathleen Nord, Kristin Otto und Dagmar Hase.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sowohl Henneberg (1998, 1997, 2004) als auch Schneider (2004/2007) vom Deutschen Schwimm- bzw. Leichtathletikverband mehrfach zum „Trainer des Jahres“ gekürt wurden. Und auch das eint die Familien- und Großväter: Die Meriten im Beruf waren offensichtlich nur möglich, weil hinter den erfolgreichen Männern auch eine starke Frau stand. Diesen Luxus wissen beide im Nachhinein unisono zu würdigen: „Trotz Berufstätigkeit haben uns unsere Frauen den Rücken freigehalten. Ohne ihr Verständnis wäre ein Leben für den Sport ganz sicher nicht möglich gewesen.“

Bei Henneberg war Ehefrau Jutta der große Rückhalt. Fast im Alleingang zog sie die gemeinsamen Kinder, einen Sohn und eine Tochter, groß. Bei Klaus Schneider, der wie sein Trainerkollege einst seine große Jungendliebe geheiratet hat, hielt Gattin Petra alles am Laufen und kümmerte sich liebevoll um die drei Söhne und das Eigenheim.

Beide teilten all die Freuden und Leiden, die ein Leben als „Trainerfrau“ mit sich bringt, dank einer großen Portion Durchhaltevermögen. „Wenn man ehrlich ist, ist ein Trainer zuallererst mit seiner Arbeit und seinen Athleten verheiratet. Es war nicht immer einfach, das zu akzeptieren“, gesteht Petra Schneider, die die vielen Stunden des Alleinseins nicht gezählt hat, „weil das eh nichts geändert hätte und ich es auch nicht anders kannte“.

Auch Jutta Henneberg hat die einsamen Stunden nicht gezählt, dazu hatte die Augenärztin wohl auch keine Zeit. Der Gatte in einer Mußestunde fern der Heimat schon: Dabei kam Bernd Henneberg auf wöchentlich 70 Stunden am Beckenrand. Fünf Jahre und neun Monate, so hat der in Niederndodeleben heimisch gewordene Coach zusammengezählt, hielt er sich mit seinen Sportlern allein in Höhentrainingslagern auf. Weitere acht Jahre und sechs Wochen war er auf Trainings- und Wettkampfreisen unterwegs.

Die Liebe zum Beruf und zum Leistungssport sowie die Fähigkeit, die vielfältigen Macken der holden Weiblichkeit mit Geduld und Gelassenheit zu ertragen, wissen die einstigen Schützlinge indes noch heute zu schätzen. Die Olympia-Zweite im Kugelstoßen, Nadine Kleinert, sagt über Klaus Schneider: „Wir sind 25 Jahre wie ein Ehepaar durch dick und dünn gegangen. Aber erst seitdem ich selber als Nachwuchstrainerin tätig bin, weiß ich, was ihn das Ganze an Geduld, Nerven und grauen Haaren gekostet haben muss. Ich finde, dafür hat er sich doch ganz gut gehalten.“

Auch „Goldfisch“ Antje Buschschulte singt nach wie vor ein Loblied auf ihren Ex-Trainer: „Ich habe seine fast stoische Ruhe bewundert. Sie war die wichtigste Voraussetzung, um jeglichen Zickereien zu widerstehen. Als Trainer war er konsequent, ehrgeizig und bereit, einen Teil seiner Freizeit zu opfern, ohne dass man den Eindruck bekam, er tut dies alles für sein Renommee oder den Geldbeutel.“