1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Oeltze & Kretschmer auf Wolke sieben

EIL

Kanu Oeltze & Kretschmer auf Wolke sieben

Weltmeister! Yul Oeltze schwebt im Kanu-Himmel auf Wolke sieben. Der Magdeburger gewann mit Peter Kretschmer den C2 über 1000 Meter.

Von Janette Beck 27.08.2017, 17:47

Magdeburg/Rasice l Träum‘ ich, oder wach ich? Ungläubig schauten Yul Oeltze und Peter Kretschmer um 10.35 am Sonntagmorgen, nach rechts zur Konkurrenz. Im Ziel nach 1000 Meter eines irrsinnig spannenden Rennens im C2, in dem die beiden Männer im grasgrünen Boot des Deutschen Kanuverbandes (DKV) das Feld im Endspurt förmlich überrollt hatte, war nicht ganz klar, ob sich da wirklich gerade der Traum vom WM-Titel erfüllt hatte. Denn es war „doch einigermaßen eng“, gestand der 23-jährige Oeltze, nachdem er sich das Rennen „noch einmal per Video reingezogen“ hatte. „Aber irgendwie hatte ich es im Gefühlt: Es hat gereicht!“ Und so ging dann doch die Siegerfaust des Magdeburgers nach oben. „Yessss!“

In der Tat, es hatte gereicht: Zum erneuten Gold-Coup sechs Wochen nach der EM. Zu vier Zehntel Vorsprung vor den Kubaner Serguey Torres/Fernando Jorge. Zum ersten WM-Titel der Karriere für Yul Oeltze. Zur Rehabilitation nach dem verpassten Olympia-Ticket im Vorjahr. Und zum ersten WM-Gold für den SC Magdeburg nach 2013. Damals in Duisburg hatte Erik Leue (sinnigerweise auch mit Kretschmer im Boot) WM-Gold im Vierer-Canadier über 1000 Meter geholt.

Das Ende der vierjährigen Durststrecke wurde gleich vor Ort gebührend gefeiert: Die Kanu-Abteilung des SCM war nahezu komplett als Verstärkung nach Rasice gereist und ließ die Korken knallen. Familie Oeltze & Co. , die ihrem persönliche Star auf einem großes Plakat wissen ließen: „Wir stehen hinter dir.“ Und im Moment des Glücks hatte Yul Oletze auf der proppevollen Tribüne sogar die in die Luft gereckte Faust seines Papas ausgemacht: „In diesem Augenblick war ich der glücklichste Mensch auf Erden. Wenn du dann da stehst, Mit der Goldmedaille um den Hals und deine Hymne wird gespielt, das ist so emotional, ich hatte Pipi in den Augen.“

Auch Heimtrainer Detlef Hummelt, vor Ort als Bundestrainer für die Canadier-Damen zuständig, war beeindruckt. Vor allem von der Taktik, die perfekt aufgegangen war: Sehr guter Start, dann kontrolliertes Mitfahren bis 750 Meter und am Ende geht die Post ab: „Wie die Jungs das auf den Punkt hinbekommen haben – sensationell“, schwärmte der 62-jährige Wolmirstedter, der Oeltze vor einem Jahr unter seine Fittiche genommen hatte. „Die Taktik war nicht ungefährlich, aber Yul und ,Kretsche‘ wussten, dass sie in der Lage sind, den Fuß auf dem Gas zu lassen und einen Endspurt hinzulegen. Aber der tut dann mörderisch weh, das kann ich jeden versichern. Saustark!“

„Pokerkönig“ Kretschmer (25) verriet hinterher, dass alles geplant gewesen sei. Auch Rang zwei im Zwischenlauf: „Wir wollten unbedingt auf eine Außenbahn, um im Finale unser eigenes Ding zu machen. Wir haben gehofft, dass die anderen hinten einbrechen. So ist es gekommen.“ Auch Oeltze war sich sicher, dass die Taktik Gold wert ist: „Wir hatten ein abgrundtiefes Vertrauen in unsere Stärke – und das ist nun mal der Endspurt.“ Schon nach dem guten Start habe er gespürt: „Es funktioniert, unser Plan geht voll auf, wir kommen in den Flow. 250 Meter vor dem Ziel begann es am ganzen Körper zu kribbeln. Von da an hieß es: Auge zu und durch.“ Das Ende ist bekannt: Punktlandung auf Wolke sieben!