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Kanu Oeltze sagt dem Olympiasieger den Kampf an

Der Canadierfahrer Yul Oeltze vom SC Magdeburg sucht seine Chance auf Tokio 2020 auch im Einer. Es ist eine Ansage an den Olympiasieger.

Von Daniel Hübner 02.09.2018, 01:01

Magdeburg l Yul Oeltze hat das große Glück, Tokio auszutesten. Genauer: zwei Trainingszen-tren im Umland der japanischen Hauptstadt. „Das ist noch völlig neu auf meiner Landkarte“, sagte der vielgereiste Oeltze vom SC Magdeburg. Gemeinsam mit dem A-Kader des Deutschen Kanuverbandes (DKV) und seinem Partner im Canadier-Zweier, Peter Kretschmer (Leipzig), will er im Land der aufgehenden Sonne schauen, wie gut die Bedingungen sind und wie schwer sich die Zeitumstellung gestaltet. „Eigentlich dürfen dort nur Sportler hin, die schon mal bei Olympia waren. Wenn der Verband mich also so einschätzt, dass ich eine Chance auf die Sommerspiele 2020 habe, dann ist das gut fürs Sportlerherz“, erklärte Oeltze.

Ebenfalls für ein Wohlbefinden sorgt der Blick auf seine Glasvitrine in den heimischen vier Wänden. In dieser hat Oeltze „alle Erinnerungen, die ich mit meinen Erfolgen verbinde“, als Urkunden, Pokale oder Medaillen „fein säuberlich aufgestellt“. Seit Portugal hängt dort nun sein zweites WM-Gold. Im nächsten Jahr könnte das dritte bei den Titelkämpfen in Szeged (Ungarn) hinzukommen. Und dann wäre auch noch ein Haken frei für Olympia in Tokio. „Vielleicht auch zwei“, sinnierte Oeltze laut. Der 24-Jährige will also nicht nur im C2 mit Kretschmer, sondern auch im Einer über 1000 Meter seine Chance auf Olympia suchen. In der bisherigen Domäne des Potsdamers Sebastian Brendel also. Oder noch deutlicher formuliert: Oeltze startet den sportlichen Angriff auf den zweimaligen Olympiasieger und viermaligen Weltmeister auf dieser Strecke.

Sorgen darum, dass er sich mit C1 und C2 im Doppelpack vielleicht etwas viel zumutet, macht er sich nicht. „Ich bin ein tierischer Wettkampfmensch“, betonte Oeltze. „Das Training aus dem Rennen heraus ist das Beste, das ich haben kann. Warum also nicht?“ Dennoch hat der C2 auch in der kommenden Saison Vorrang. In Szeged geht es nämlich bereits um die Quotenplätze für die Sommerspiele. „Und wer diesen Platz holt“, erklärte Detlef Hummelt, Oeltzes Heimtrainer, „ist schon ein ganzes Stück weiter.“ Übersetzt heißt das: Der hat sein Ticket für Tokio beinahe gelöst.

Brendel, 30 Jahre, könnte aber auch zum Gegenschlag im C2 ausholen. Gemeinsam mit seinem Teamgefährten Jan Vandrey. Am Freitag wurden sie deutscher Meister über die nichtolympischen 500 Meter. Oeltze und Teamgefährte Michael Müller belegten Rang drei. Hummelt: „Man sollte nicht außer Acht lassen, dass die Olympiasieger von Rio den Kampf nicht einfach aufgeben werden.“ Dennoch will auch Hummelt seinem Schützling die Favoritenrolle nach zwei Titeln bei WM und Europameisterschaft in Folge nicht absprechen. Oeltze hat im klaren Sieg in Portugal jedenfalls erkannt: „Wir haben gezeigt, dass wir mit Abstand das beste Boot sind.“

Das hat Michael Müller im C4 nicht. Vierter ist der Magdeburger geworden bei der WM. Aber „im Jahr zuvor war ich gar nicht dabei, diesmal war es der vierte Platz - und es kann noch besser werden“, erklärte der 25-Jährige. Immer noch fehlt ihm Edelmetall bei einem Großereignis. „Kopfzerbrechen bringt mir nichts, irgendwann platzt der Knoten“, ist er sich sicher. Und wer weiß schon, was das Jahr 2019 bringt?

Hummelt sieht die Chancen seines Schützlings sportlich nüchtern: „Bei der Sichtung des DKV im nächsten Jahr geht es wieder um die beste Einzelleistung. In dieser Hinsicht ist er Yul ebenbürtig. Er muss seine Leistung abrufen und stabilisieren, um in den erweiterten Kader zu kommen.“ Und dann zählt das Prinzip Hoffnung. Es gibt eben nur drei Olympiaplätze für Canadierfahrer. Und das Schicksal jedes deutschen Kanufahrers ist es, für den erfolgreichsten Verband der Welt zu starten. Den nimmt Müller gerne an. Und er bringt dazu eine große Stärke mit: Geduld.