1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Keine Eintagsfliege in Zerbst

Kegeln Keine Eintagsfliege in Zerbst

Der amtierende deutsche Meister Rot Weiß Zerbst geht gut gerüstet in die neue Saison im Sportkegeln.

Von Anne Toss 07.08.2019, 01:01

Zerbst l Wenn, dann trifft man Lothar Müller, Präsident des Sportkegelvereins Rot Weiß Zerbst, im Vereinsheim. Auch in der Sommerpause. Nachdem ein Blitzschlag die Anlagentechnik der Kegelbahn in Mitleidenschaft gezogen hatte, brachte er sie wieder zum Laufen. Etwas, das eher in die Kategorie Kleinigkeiten fällt. Müller widmet sich aber auch größeren Dingen. Dingen, die zum Beispiel einen Anruf im Auswärtigen Amt erfordern.

„Wir haben mit Igor Kovacic einen Top-Spieler verpflichtet, der gebürtig aus Serbien kommt“, berichtet Müller, „und bei seinem Arbeitsvisum geht es einfach nicht vorwärts.“ Der Präsident setzt nicht nur da etliche Hebel in Bewegung, sondern organisierte dem 25-Jährigen auch die Arbeitsstelle sowie eine Wohnung. Stand jetzt soll Kovacic, der mit Serbien Mannschafts-Weltmeister geworden ist, in der kommenden Woche in Zerbst ankommen.

Müller und Mannschaftskapitän Timo Hoffmann erwarten von ihm und dem weiteren Neuzugang Florian Fritzmann aus Bamberg viel, denn „national wollen wir unsere Titel verteidigen und international die Endrunden erreichen“, sagt Müller. Die Spielzeit 2018/19 haben die Kegler mit der Deutschen Meisterschaft, dem Pokalsieg sowie als Vize-Weltpokalsieger und Dritter der Champions League abgeschlossen.

Während die internationalen Wettkämpfe mit den Reisekosten wieder einmal besonders kostenintensiv sein werden, gibt es auch innerhalb Deutschlands neue Entwicklungen. Die Konkurrenz aus dem bayerischen Staffelstein hat ordentlich aufgerüstet und mit Boris Benedik auch einen Ausnahmekegler aus Zerbst verpflichtet.

„Das belebt auf der einen Seite natürlich den Wettbewerb“, meint Müller, der die Aktivitäten Staffelsteins aber auch kritisch beäugt: „Für mich liegt Erfolg in der Nachhaltigkeit. Da geht es nicht darum, zu investieren, um einmal die Meisterschaft zu gewinnen. Wir wollen zumindest keine Eintagsfliege sein.“ Ein Blick in den vereinseigenen VIP-Raum zeigt, dass der SKV das Stadium der Eintagsfliege längst hinter sich gelassen hat. Allein 14 Bundesliga-Titel haben hier ihren Platz gefunden. „Das muss erhalten werden“, ist Müller überzeugt.

Deshalb hat er das „Unternehmen SKV“ nun auf breitere Füße gestellt und verjüngt. „Mal salopp gesagt: Wer tauscht denn hier einen kaputten Kegel aus, wenn ich morgen tot umfalle?“, fragt der 65-Jährige, der mittlerweile auf zwei Stellvertreter zurückgreifen kann. Sportliches, Organisatorisches und Wirtschaftliches soll so noch besser aufgeteilt werden.

Gerade die Unterstützung durch Sponsoren ist für die Kegler überlebensnotwendig. „Für den Spielbetrieb brauchen wir pro Saison zwischen 120 000 und 130 000 Euro“, sagt Müller. Auch im 20. Jahr des Vereinsbestehens hat der SKV das gewuppt – „das System funktioniert“, sagt Müller. Der SKV hat Bestand.