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Leichtathletik Lewke geht für 20 Meter nach Leipzig

Dennis Lewke vom SC Magdeburg hat die EM in Berlin verpasst: Nun drückt er seinem künftigen Trainingspartner die Daumen.

Von Daniel Hübner 06.08.2018, 11:27

Berlin l Eine europäische Meile, entlang der Berliner Gedächtniskirche, eine Arena, in der 4000 Zuschauer einen Platz finden, ein Ring auf dem Breitscheidplatz: Das alles hätte Kugelstoßer Dennis Lewke gerne als Aktiver erlebt, besucht und getestet. Stattdessen muss sich der 25-Jährige vom SC Magdeburg dort am heutigen Montag mit der Zuschauerrolle begnügen – beim Vorkampf der Leichtathletik-EM in Berlin. Das Finale steigt am Dienstagabend im Olympiastadion.

Lewke wird trotzdem David Storl die Daumen drücken, dem seit Jahren besten deutschen Athleten in dieser Disziplin, der mit 21,62 Metern auf Platz zwei der europäischen Jahresliste rangiert, der als Titelverteidiger in Berlin antritt, der nach zwei ziemlich verkorksten Jahren allmählich zu alter Stärke findet, der schon 22,20 Meter gestoßen hat – sein Bestwert.

20 Meter, das wiederum ist die magische Weite, die Lewke in seinen drei Jahren in Magdeburg verzweifelt gesucht und nicht gefunden hat. Bei den deutschen Meisterschaften vor zwei Wochen in Nürnberg reichte es zu 19,32 Metern, Platz vier. 68 Zentimeter an der EM-Norm vorbei. Das Ende einer „Saison voller Höhen und Tiefen“, sagt Lewke. „Es hat für mich sehr vielversprechend angefangen, aber fünf Wochen vor den nationalen Titelkämpfen bin ich in eine unerklärliche Tiefe gefallen.“

Drei Wochen ging das so. Dann fuhr er zur Mitteldeutschen Meisterschaft nach Haldensleben, gewann „bei Regen und zehn Grad“ mit 19,28 Metern. „Ich dachte, jetzt geht es vorwärts.“ In Nürnberg ging es noch vier Zentimeter vorwärts. Doch das reichte weder zur Medaille noch zur EM. Lewke war dennoch erleichtert, „dass die Normjagd vorbei ist, auch wenn die Chance, an einer EM teilzunehmen, so groß wie noch nie war“, sagte er.

In den drei Jahren beim SCM hat er sich bei Coach Armin Lemme von 19,20 auf 19,68 Meter als Bestleistung gesteigert. Vor drei Jahren aber hieß bereits das Ziel: 20 Meter. Lewke ist deshalb unzufrieden und zieht Konsequenzen: „Ich muss mich neu orienteren, ich habe auch einen Wunschtrainer: Wilko Schaa.“ Das ist der Trainer von Storl. Lewke wechselt nun in die Leipziger Trainingsgruppe des zweimaligen Weltmeisters. Und wohl auch den Verein.

Die Erfolge Storls liegen allerdings eine Weile zurück. In den vergangenen zwei Jahren, seit seinem EM-Titel 2016, „war es nicht nach meinen Vorstellungen gelaufen“, betont Storl. Olympia-Siebter in Rio, WM-Zehnter in London: Das sind nicht seine Ansprüche. Er trennte sich vom langjährigen Trainer Sven Lang. „Der Schritt war notwendig und hat sich gelohnt“, erklärt der 28-Jährige.

Er arbeitet seit 2017 mit Mentalcoach Matthias Große zusammen, dem Lebensgefährten von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein: „Wir haben regelmäßig Kontakt“, sagt Storl. Und er suchte sich mit dem Wilko Schaa einen Coach, einen Wissenschaftler, der vieles im System Storl änderte. „Wir haben meine ganzen Disbalancen ausgeglichen wie die leichte X-Bein-Stellung.“

Die wirkte sich auf seine permanente Entzündung im Knie aus. Der Angleiter stößt nicht mehr aus dem Stütz, sondern springt wieder um. Vor allem aber sprechen Trainer und Athlet, beide junge Familienväter, eine Sprache: „Man hat mehr Verständnis füreinander, das lockert das Ganze mehr auf.“

Es ist genau diese Lockerheit, die sich auch Lewke wünscht, um irgendwann endlich 20 Meter zu stoßen.