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Motorsport Es gibt ein Leben nach der DTM

Die Motorsport Arena in Oschersleben hofft nach dem Rauswurf aus dem DTM-Kalender auf eine Rückkehr des Masters 2017.

Von Daniel Hübner 11.12.2015, 05:52

Oschersleben l Die Mitarbeiter der Motorsport Arena haben am Donnerstag Weihnachten gefeiert. Und Geschäftsführer Thomas Voss hatte dazu eine Tour ins Niedersächsische vorbereitet. Was er nicht vorbereiten konnte, waren Wehmut und Enttäuschung, die sich in die Stimmung mischten. Bekanntlich fällt aus dem Oschersleber Kalender 2016 ein traditioneller Termin raus: das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM). Oder um es mit der Hoffnung von Voss zu erklären: Die DTM legt eine Pause ein.

„Das ist wie in der Politik“, sagt Voss. „Natürlich ist man vom Partner enttäuscht, trotzdem muss man in Verhandlung bleiben.“ Er schätzt, dass diese Mitte des nächsten Jahres mit dem DTM-Rechteinhaber ITR wieder aufgenommen werde, um die Serie 2017 in die Arena zurückzuholen.

Es sind zuletzt viele (unbefriedigende) Antworten gegeben worden von der ITR und nach der Kritik, dass Oschersleben im neuen Jahr durch den Hungaroring in Budapest ersetzt wird. Zunächst durfte man Ungarn nach dem DTM-Lauf 2014 als gescheitertes Experiment bezeichnen. Nur 33 000 (offizielle) Zuschauer wurden damals registriert, während die Arena zwölf Jahre in Folge ihrer DTM-Austragung immer mehr als 60 000 Fans zählte. Dennoch wurde wegen angeblich zu wenig verkaufter Tickets 2015 eine Vertragsklausel von der ITR genutzt, um aus dem bis einschließlich 2016 laufenden Kontrakt auszusteigen.

Zudem erklärten erregte Fans auf der DTM-Facebookseite, man könne das „D“ ganz streichen, weil die Serie nur noch an fünf von neun Renn-Wochenenden in Deutschland fährt. „Ein internationaler Touch“ ist allerdings gewollt, wie DTM-Sprecher Lorenz Liechti der Volksstimme bestätigt. Letztlich aber sind „Hersteller- und Sponsoreninteressen“ die Hauptkriterien der Veränderung gewesen. Mercedes, BMW und Audi „haben einen engen Bezug zu Ungarn“, erklärt Liechti in Anbetracht der jeweiligen Produktionsstätten im Land, „und es ist ein interessanter Markt“. Kurzum: Es geht ums Geld.

Dass sich die ITR, in deren Vorstandsbeirat die Motorsportchefs der drei Hersteller sitzen, nicht von anderen deutschen Strecken trennen wollte, erklärt Liechti so: „Sie sind DTM-Klassiker.“ Seit der ersten Geburtsstunde der DTM 1984 wurden auf dem Hockenheimring 78, Nürburgring 71 und Norisring in Nürnberg 37 Rennen gestartet – in Oschersleben 18 und auf dem Lausitzring 17. „Jede Strecke hat etwas Spezielles“, so Liechti. Demnach ist der Lausitzring spezieller als die Arena, weshalb im brandenburgischen Klettwitz auch im nächsten Jahr die DTM gastieren wird.

Bei der Weihnachtsfeier wird Voss dem Trübsal trotzdem ein Ende bereitet haben: „Das Leben geht weiter.“ Auf der Suche nach neuen Angeboten für 2016 war Voss bereits vor der DTM-Absage fündig geworden. Ein Angebot heißt TCR International Series, die neben ADAC GT Masters und 19. German Speedweek die Fans locken soll. Sieben Hersteller mit Boliden mit mehr als 300 PS ermitteln seit 2015 einen Meister. „Eine junge Serie mit elf Läufen in Asien und Europa: Und wir tragen den einzigen Lauf in Deutschland aus“, berichtet Voss. In Asien fährt die TCR zudem im Rahmenprogramm der Formel 1.

Voss malt die Zukunft also keinesfalls schwarz. „Wir wären schlechte Kaufleute, wenn wir das Überleben der Arena nur von einer Veranstaltung abhängig machen.“ Oschersleben wird auch 2016 mehr als 270 Betriebstage zählen. „Und die Lage ist auch für die Mitarbeiter nicht lebensbedrohlich“, formuliert Voss überspitzt. Weihnachten kann also kommen.